TTIP: EU will Fracking-Gas
Noch ein Leak zum geplanten Freihandelsabkommen mit den USA: Wie der “EUobserver” berichtet, fordern die Europäer garantierten Zugang zu US-Gas und Öl.
Offenbar will sich die EU so den Zugang zu günstigen Energieträgern sichern – und ihre Abhängigkeit von Russland verringern. Doch das könnte zu steigenden Preisen in den USA führen.
Zudem bedeutet dies Fracking durch die Hintertür, fürchtet die NGO “Powershift”. Zitat: „Die EU will den fossilen US-Konzernen das Recht geben, gefracktes Gas und Öl (…) in die EU zu verkaufen“.
Na prima, damit ist ja der Boden für die nächste Verhandlungsrunde bereitet. Sie beginnt kommenden Montag in Brüssel. – Mehr hier
Peter Nemschak
10. Juli 2014 @ 05:58
Realistischerweise hat Europa keine andere Wahl, um die Abhängigkeit vom Russengas zu vermindern. Der Mittlere Osten scheidet auf Grund der politischen Unsicherheit aus; keine angenehme, aber notwendige Alternative. Ich kann mir vorstellen, dass die Wissenschaft bereits an einer umweltfreundlicheren Lösung für das Fracking arbeitet, allein schon im Eigeninteresse der USA. Was die beklagte Abhängigkeit von den USA betrifft, möge man sich eine Welt ohne die USA vorstellen: Europa im Griff der autoritären Staaten Russland und China mit Weltmachtanspruch. Europas Sicherheit ist vom Gleichgewicht der Großmächte abhängig. Dafür sind die USA unabdingbar, auch wenn ihre Interessen nicht deckungsgleich mit denen Europas sind. Moralisierender Grünpazifismus hilft uns nicht weiter.
Tim
10. Juli 2014 @ 10:28
Nach bisherigem Kenntnisstand birgt Fracking ziemlich genau dieselben Umweltrisiken wie konventionelle Ölförderung. Exploration ist nun mal ein dreckiges Geschäft. Unter (sehr) seltenen geologischen Bedingungen kann Fracking zu Erdbeben führen, das ist derzeit wohl wissenschaftlich gesehen das Hauptzusatzrisiko von Fracking.
Die Angst vor Fracking ist sachstandsferne Hysterie (kennt man ja in Europa, siehe Gentechnik, Handystrahlen usw.), allerdings glaube ich nicht, daß Fracking das europäische Energieproblem irgendwie substantiell mildern kann. Die Europäer sollten darauf in den TTIP-Verhandlungen nicht übermäßig viel Wert legen.
ebo
10. Juli 2014 @ 11:07
Warum hat Europa keine Wahl? Gazprom hat immer geliefert, sogar während des Kalten Krieges. Probleme gab es bisher nur mit der Ukraine, und die gehört ja jetzt zu uns. Die ganze Debatte beruht einzig und allein auf der Hypothese, dass es zu harten Wirtschaftssanktionen gegen Russland kommen könnte, und dass Moskau als Vergeltung den Gashahn zudrehen könnte. Das sind zwei Konjunktive, und die EU hat es in der Hand, dieses Worst-Case-Szenario zu verhindern.
Peter Nemschak
10. Juli 2014 @ 12:34
Diversifikation ist zur Erreichung einer Riskenstreuung erforderlich. Das gilt nicht nur für Wertpapierportefeuilles.
ebo
10. Juli 2014 @ 12:41
Wir haben auch Gas aus Norwegen und UK. Wir haben die Energiewende. Und wir haben sogar noch Atomkraft, die gerade in Bayern und Baden-Württemberg – den erfolgreichsten Bundesländern – mehr als 50 Prozent der Stromversorgung ausmacht. Was wir jetzt bekommen sollen, bedeutet keine Diversifizierung, sondern eine neue einseitige Abhängigkeit von den USA, und das auf kosten unseres strategischen Partners Russland (der Deutschland über North Stream besonders verbunden ist).
Peter Nemschak
10. Juli 2014 @ 14:28
Ein zweiter strategischer Partner kann nur nützlich sein.
thewisemansfear
9. Juli 2014 @ 18:50
Das ist nur noch grotesk. Günstige Energie sichern? Nur wenn man die Umweltschäden nicht mitzählt. Und dann bietet es auch nur bestenfalls wenige Jahre Verlängerung des bestehenden Systems.
Es geht immer und überall nur um Energie http://mondediplo.com/openpage/twenty-first-century-energy-wars
Die Industrieländer sind Junkies, die von der Droge nicht loskommen, obwohl es die Realität so langsam erzwingt. Und da wir alle gemeinsam Wettbewerb und gegenseitige Konkurrenz pflegen, werden die Reserven nicht etwa geteilt, sondern jeder versucht sich, so viel wie möglich davon unter den Nagel zu reißen.
Der Fokus liegt schon viel zu lange nur auf der monetären Seite, dabei ist die Energiefrage viel entscheidender.
Johannes
9. Juli 2014 @ 18:46
Das Ding ist tot, wir Europäer lassen uns von Euch da in Brüssel nicht mehr verarschen, das Handelsabkommen ist bereits gescheitert, aber Brüssel hört ja nie auf seine Bürger, sondern nur noch auf die Reichen und Banken.
Die haben ja schließlich Juncker zu ihrem Chef gewählt, Juncker der doch nur seine Banken im Kopf hat.
Baer
9. Juli 2014 @ 16:22
Ich bin von Grund auf Pazifist, aber so langsam kommen mir martialische Gedanken.
Der Russe ist der Böse, der Ami der Gute… oder so ähnlich, wie gefangen sind unsere Eliten eigentlich im Netz der USA?
Es ist nur noch zum Ko…..
Claus Oehler
9. Juli 2014 @ 15:22
Ja Super, ich seh schon wie dann hier das Fracking erlaubt wird. Gabriel hatte ja schon nen Vorstoß gewagt. Aber nach Protesten nen Rückzieher gemacht.