Totalausfall
Wo ist die EU, wenn man sie braucht? Diese Frage werfen die Entwicklungen der letzten Tage auf. Denn Brüssel schweigt – zur Zwangs-Schließung der Soros-Uni, zum deutschen Alleingang bei US-Zöllen und zur drohenden “Nachrüstung”.
Die EU müsse endlich “weltpolitikfähig” werden, hat Kommissionschef Juncker gefordert. Schöne Worte, denen keine Taten folgen. Nicht einmal im eigenen Hinterhof kann er noch für Ordnung sorgen.
Oder wie wäre es sonst möglich, dass mitten in Europa eine Universität geschlossen wird, weil sie dem Machthaber nicht passt? Die vom US-Mäzen Soros gesponserte Central European University (CEU) muß aus Budapest nach Wien umziehen.
Und was sagt Juncker dazu? Nichts!
Kurz danach treffen sich deutsche Autobosse zum Gespräch über mögliche US-Strafzölle im Weißen Haus in Washington. Sie übernehmen damit die Rolle des EU-Kommissionschefs, der zuletzt im Juli in Washington vorsprach – zu demselben Thema.
Und was sagt Juncker dazu? Nichts!
Dann kommt US-Außenminister Pompeo nach Brüssel, stellt multilaterale Systeme wie die Uno und die EU ganz unverhohlen infrage – und droht Russland mit einer massiven “Nachrüstung”, die Europa an den Rand eines heißen Kriegs bringen könnte.
Und was sagt Juncker dazu? Nichts!
Schon gut, von Juncker haben wir ohnehin nichts mehr erwartet. Aber was ist mit der EU-Außenbeauftragten Mogherini, was mit den Spitzenkandidaten Timmermans und Weber, wo ist Europas Stimme? In den letzten Tagen gab es sie nicht.
Es war ein Totalausfall.
Reinard Schmitz
6. Dezember 2018 @ 14:36
Wir war doch gleich noch mal das Thema des Beitrags von ebo?
ebo
6. Dezember 2018 @ 15:19
Ich habe gerade einen Blackout 🙂
Kamelia
6. Dezember 2018 @ 07:44
Lieber den europäischen Staaten einen
„nichtbindenden“ Migrationspakt aufschwatzen anstatt die Aussengrenzen zu schützen und das noch bestehende Dublin Übereinkommen einzuhalten. Wieso gerät Belgien an den Rand einer politischen Krise mit einem Pakt, das den Bürgern als nichtbindend verkauft wird? Viele Fragen, keine Antworten, das gemeine Volk fängt an zu hinterfragen und bekommt immer mehr Zweifel, Also schnell unterschreiben bevor der ganze Laden nach den Europawahlen um die Ohren fliegt, ach nee ist doch nichtbindend oder?
Peter Nemschak
5. Dezember 2018 @ 19:03
Eine gemeinsame Migrationspolitik kann doch nur heißen: jedes Mitgliedsland hat das Recht, die Anzahl der legalen Einwanderer selbst zu bestimmen. Dass das deutsche Grundgesetz eine zeitgemäße Asylpolitik verhindert, kann man nicht der EU anlasten. Soll etwa die EU das deutsche Grundgesetz ändern? Auch bei Migration muss das Prinzip der Subsidiarität gelten. Die gemeinsame Außengrenzsicherung macht dagegen Sinn, weil kein einziges Land diese effektiv bewerkstelligen kann.
Claus
6. Dezember 2018 @ 08:45
@ Peter Nemschak: „Dass das deutsche Grundgesetz eine zeitgemäße Asylpolitik verhindert . .“ (?) Da lesen wir doch gleich mal nach:
„Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Art 16a
(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist.“
Ist doch eigentlich alles klar, wo also verhindert das deutsche Grundgesetz eine „zeitgemäße Asylpolitik“? Da bis auf einen absolut vernachlässigbaren Teil die Asylbegehrenden nicht mit dem Flugzeug nach Deutschland einfliegen oder aus internationalen Gewässern die die Elbe hochgeschwommen kommen, verbietet das Grundgesetz ausdrücklich das, was seit 2015 stattfindet.
Pjotr56
5. Dezember 2018 @ 18:08
Weltweit sind staatlich gut finanzierte, von Drittmitteln unabhängige sowie eben nicht durch irgendwelche dubiosen Milliardäre gesponsorte Universitäten zu fordern.
Von der Brüsseler EU-Bürokratie noch etwas im Sinne der EU-Bürger zu erwarten, erscheint mir höchst weltfremd.
Die Gilets jaunes in F wecken Hoffnungen, näheres dazu hier:
https://www.maskenfall.de/?p=13031
Peter Nemschak
5. Dezember 2018 @ 18:45
Für Anhänger autokratischer Regime – solche scheint es auch in diesem Forum zu geben – wie jene in der Türkei und Russland war Soros stets ein Dorn im Auge. Im übrigen haben die amerikanischen Eliteuniversitäten, auch wenn sie privat finanziert sind, ein hohes akademisches Niveau. Immerhin bleibt die CEU in der EU. Dass Orban die EU-Werte großzügig auslegt und eine illiberale Politik in allen Politikbereichen betreibt, ist nicht neu. Soll die EU gerade in dieser Sache sich bemerkbar machen, es gäbe gewichtigere Beschwerdegründe wie z.B. die Monopolisierung der Medienlandschaft in Ungarn. Den Autobossen steht das Recht zu, in Washington Lobbyarbeit zu betreiben so wie sie es auch in Brüssel tun. Dass die Handelspolitik Sache der EU ist, braucht nicht weiter von dieser betont zu werden. Muss die Kommission wirklich tagtäglich ihre Duftmarken verbreiten?
ebo
5. Dezember 2018 @ 18:54
Gute Frage. Die Kommission verbreitet ihre Duftmarken jeden Tag, nur eben nicht zu den wichtigen Themen. Sie gaukelt eine heile Welt vor, während es ringsum lichterloh brennt. Schauen Sie nur nach London und Paris – oder nach Brüssel, wo die “gemeinsame” Migrationspolitik gerade zu Bruch geht