Tödliche Klischees

Man nehme: Das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP, sensationsgeile Journalisten und einen skrupellosen Pharmakonzern – fertig ist der ARD-Krimi. Wenn er noch dazu in Brüssel spielt, muss er brisant sein, oder?

Leider nein. Denn das, was die ARD verspricht, kann der Zweiteiler “Tödliche Geheimnisse” bisher nicht halten. Der erste Teil des Politthrillers war in weiten Strecken langatmig, wirr – und voller Klischees.

Das geht schon mit der ersten Begegnung des Whistleblowers und der Journalistin los. TTIP beschwöre eine “Diktatur der Konzerne” herauf, sagt der Informant – und verschwindet spurlos.

Dahinter steckt – natürlich? – der böse Konzern,  der leicht als Monsanto zu identifizieren ist. Und das Mittel der Wahl ist – natürlich? – das Klagerecht vor privaten Schiedsgerichten, bekannt als ISDS.

Dabei wurde ISDS mittlerweile aus dem TTIP-Entwurf zurückgezogen. TTIP liegt auf Eis. Und die EU-Kommission hat eine eingehende Prüfung der Übernahme von Monsanto durch Bayer eingeleitet.

Ganz so schwarzweiß, wie sie im ARD-Krimi dargestellt wird, ist die Realität eben doch nicht. Doch das ist nicht einmal das Hauptproblem. Das Problem ist, dass die Klischees so vorhersehbar sind.

Brüssel dient dabei nur als Kulisse, nicht als Ort der Handlung. Die Konflikte spielen sich vor allem in einer Berliner Redaktion ab, nicht in der EU-Kommission. Dabei fallen dort die Entscheidungen…

…nachdem im Kanzleramt in Berlin und in anderen Hauptstädten die Weichen gestellt worden sind. Hier (und in Washington) spielt sich der eigentliche Krimi ab, doch davon sehen wir nichts…

Mehr zu TTIP hier. Weitere Besprechungen hier (FAZ) und hier (ND) Und wie fanden Sie den Film?

MerkenMerken