Kellerleichen und Stolpersteine

Wird aus „Mister Euro“ ein „Mister EU“? In Brüssel wird schon über den nächsten Karrieresprung des Luxemburgers J.-C. Juncker spekuliert. Dabei hat der dienstälteste Premier der EU gerade seine Mehrheit verloren. Auch die Geheimdienst-Affäre ist noch nicht aufgeklärt – reicht sie bis zur Nato ?

Um sich erneut aufs Brüsseler Parkett wagen zu können, muss Juncker erst einmal die vorzeitigen Neuwahlen in Luxemburg gewinnen.

Sollte er sich dabei – vermutlich im Oktober – noch einmal durchsetzen, könnte der ehemalige Eurogruppen-Chef aber sogar nach den höchsten Ämtern in Europa greifen.

EU-Kommissionspräsident, Ratspräsident, ständiger Chef der Eurogruppe: 2014 werden viele prestigeträchtige Ämter frei, die den „Floh“ (einer von Junckers vielen Spitznamen) noch einmal zum Hüpfen bewegen könnten.

Allerdings muss er erstmal zuhause in Luxemburg für Ordnung sorgen – und mögliche mächtige Gegner wie seine langjährige Weggefährtin V. Reding ausschalten.

Die EU-Kommissarin strebt auch nach Höherem, am liebsten würde sie Kommissionschef José Manuel Barroso beerben. Und sie könnte sich Juncker in der Christlich Sozialen Volkspartei, der beide angehören, entgegenstellen.

Auch die Geheimdienst-Affäre ist noch nicht beendet. Juncker oder sein Nachfolger werden viel Zeit damit verbringen müssen, Licht in das Dunkel zu bringen.

Völlig unterbelichtet blieb bisher zum Beispiel die Frage, ob die „Bommeleer“-Affäre nur die Spitze eines Eisbergs ist – schließlich gab es Hinweise auf mögliche Verbindungen zu einer von der Nato unterstützten geheimen paramilitärischen Organisation namens Gladio.

Die “FAZ” hat darüber berichtet, wenn auch gut versteckt:

Aussagen eines deutschen Historikers, der auf eine koordinierende Rolle seines für den Bundesnachrichtendienst tätigen Vaters für Gladio verwiesen hatte, sorgten kurzzeitig in Luxemburg für Aufsehen, wurden aber nicht mehr weiterverfolgt.

Sollten sich diese Hinweise bestätigen, wäre das eine echte Bombe, die Erschütterungen weit über Luxemburg auslösen könnte – bis ins Nato-Hauptquartier in Brüssel.

Ein weiterer Stolperstein könnte Deutschland sein. Denn zuletzt war das Verhältnis deutlich abgekühlt. Juncker forderte einen weniger rigiden Sparkurs in den Euro-Krisenländern, Kanzlerin Merkel will das Bankgeheimnis in Luxemburg schleifen.

Im Großherzogtum hat dies für erhebliche Irritationen gesorgt, Juncker klagte über preussische Arroganz. Aber vielleicht ist 2014 auch alles schon vergessen und vergeben…