Die “vergessene” Frucht

Die EU-Kommission ermittelt gegen Apple: Der reichste Konzern der Welt soll in Irland von illegalen Staatsbeihilfen profitiert haben. Erstaunlich ist daran eigentlich nur, dass Brüssel jetzt erst aufwacht.

Dass die kultigen Computerbauer ins Visier der Brüsseler Kommission geraten, ist kein Zufall. Wettbewerbskommissar Almunia hat schon vor Monaten angedroht, dass er die „aggressive“ Steuervermeidung vieler Großkonzerne nicht länger dulden werde.

Zudem möchte die EU-Kommission die Vormachtstellung amerikanischer Hightech-Firmen in Europa brechen. Lange vor Apple ist der Internet-Gigant Google ins Visier der EU geraten; das Verfahren wurde gerade erst verschärft.

Der designierte neue Internet-Kommissar Oettinger träumt schon von einem „europäischen Google“. Und der designierte Wirtschafts- und Steuerkommissar Moscovici würde Irland und anderen Steuerparadiesen gerne einen Strich durch die Rechnung machen.

Allerdings hat die EU schon viele gute Gelegenheiten verpasst.

Als Irland 2010 wegen seiner Bankenkrise kurz vor der Pleite stand, bekam es Hilfen aus dem Eurorettungsfonds ESM – doch keine Auflagen, sein Steuersparmodell zu ändern.

Während die Iren den Gürtel enger schnallen mussten, durfte Apple weiter von Niedrigst-Steuersätzen profitieren.

Die EU sei viel zu spät aufgewacht, kritisiert der CSU-Europaabgeordnete Ferber. Nun müsse sie „ein unmissverständliches Zeichen setzen, dass wir so einen unfairen Steuerwettbewerb in Europa nicht mehr länger akzeptieren.“

Tja, das hätte sie längst tun können – wenn Kanzlerin Merkel (CDU) und die Troika nur gewollt hätten. Es hätte auch die klammen Kassen Irlands schneller gefüllt.

Aber dagegen hat sich Irland erfolgreich gewehrt. Dabei hatte es wichtige Verbündete – z.B. in Luxemburg. Aber nun, da Luxemburgs Ex-Premier Juncker Kommissionschef wird, wird ja alles gut…