So verliert die EU die Jugend
Stell dir vor, es ist Europawahl, und keiner unter 30 geht hin. Dieses Negativ-Szenario könnte Ende Mai wahr werden – wenn Kommission und Parlament weiter machen wie bisher.
Aktuell tragen vor allem zwei Gründe zur Politikverdrossenheit der Jungwähler bei: der Klimaschutz und die Reform des Urheberrechts im Internet. Fast täglich kommen dazu neue Beispiele.
So erreicht uns eben die Meldung, dass das Europaparlament die entscheidende Abstimmung zum Urheberrecht vorverlegen will, um europaweiten Demonstrationen am 23. März zuvor zu kommen.
Nach Darstellung von „Netzpolitik“ geht die Initiative von Manfred Weber (CSU) aus, dem Fraktionsvorsitzenden der konservativen EVP und Spitzenkandidat für die Europawahl. Die Reform geht auf seinen Parteifreund Axel Voss (CDU) zurück.
Das macht CDU und CSU für viele junge Leute, die im Internet unterwegs sind und z.B. Videos auf YouTube hochladen, unwählbar.
Auch SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley macht sich unbeliebt. Sie ist zwar einerseits gegen Uploadfilter, die mit der Reform wohl nötig werden. Andererseits hat sie in Brüssel aber alles abgenickt.
Unschön auch das Bild in der Klimapolitik. Die EU-Kommission wird zwar nicht müde, sich selbst zu preisen. Behördenchef Jean-Claude Juncker, ein Christsozialer, fühlt sich schon fast als Grüner.
Doch als im Februar die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg nach Brüssel kam, zeigte er ihr die kalte Schulter. Am Ende einer Rede spendete er nicht einmal richtig Beifall, meldet SPON.
Klar, in Sonntagsreden finden Juncker & Co die Schülerdemos toll, schließlich ist Thunberg auch ihren eigenen Kindern ein Begriff. Doch einen Gang hochschalten beim Klimaschutz wollen sie lieber nicht.
So verliert die EU die Jugend, oder kommt da noch was?
Mehr zur Europawahl hier
P.S. Zu einem ähnlichen Schluß kommt jetzt auch die Tagesschau: „So entsteht Politikverdrossenheit“
Peter Nemschak
6. März 2019 @ 13:17
Ohne das Desinteresse der Jungen wäre 2016 das BREXIT – Referendum im UK anders ausgegangen. Das Desinteresse der Jungen ist nicht neu.
ebo
6. März 2019 @ 14:42
Es geht nicht um ein angebliches Desinteresse der Jugend, ganz im Gegenteil: Die Schüler gehen für das Klima auf die Straße, die Nerds wenden sich aktiv gegen die geplanten Uploadfilter. Und die EU zeigt ihnen die kalte Schulter. Nur die Grünen dürften von diesen Bewegungen profitieren.
Peter Nemschak
6. März 2019 @ 15:25
Die Wahlbeteiligung der Jungen, vor allem der gebildeten Jungen, beim BREXIT-Referendum war schwach. Wenn man den Jungen nahelegt, weniger häufig durch die Gegend zu fliegen, wird sich deren Einsatz für den Klimaschutz relativieren. Das wissen auch die Grünen und halten den Ball flach.
Peter Nemschak
5. März 2019 @ 15:10
@Holly01 Konjunktur in Deutschland läuft gut, Löhne steigen.
Holly01
5. März 2019 @ 20:08
Das muss wohl ein anderes Deutschland sein …..
vlg
Falk D.
5. März 2019 @ 06:19
Also in jedem Bereich mit auch nur geringer echter Qualifikation herrscht aktuell Personalmangel hoch dreizehn. Teilzeitsklaverei wird man nur da antreffen, wo der Arbeitsplatz eh von Automatisierung bedroht ist oder wir über Wasmitmedien reden. Die Zeiten mit den Dauer-Praktika etc. sind vorbei.
Eigentlich müsste jeder zweite Arbeitnehmer unter 43 sein und wir liegen bei der Hälfte davon. Die Einstellungszurückhaltung der 90er und 00er fällt den Betrieben gerade massiv auf die Füße.
Allerdings findet auch zunehmend eine Abkehr vom Softskilling statt. Es zählen wieder harte Qualifikationen wenn man aufsteigen oder interessante Tätigkeiten haben möchte und da hilft Klimaschutz nur bedingt.
Peter Nemschak
4. März 2019 @ 18:11
Für die Klimaaktivisten zeigt Merkel mehr politisches Gespür (was immer das wert ist bleibe dahingestellt) als ihre Alterskollegen in Brüssel. Mehr Klimaschutz, vor allem wenn er für die Bürger Unbequemlichkeiten bringt, riskiert Zustimmung bei den nächsten Wahlen.
Holly01
4. März 2019 @ 19:29
“Klimaktivisten” muss man direkt mit einem Kampfbegriff belegen? Sollen wir Holz zusammensuchen, für Scheiterhaufen?
Ich kann es kaum erwarten, wenn Helikoptereltern/-großeltern auf Lehrer treffen, die keine Zensuren geben können, wegen Unterrichtsausfall an Freitagen.
Die Lebenssituation könnte unterschiedlicher nicht sein.
Die Menschen 40+ leben quasi in der Blase der 2000er und arbeiten als wenn nichts passiert wäre in Vollzeit.
Einige Bereiche sind völlig kollabiert, da herrschen Praktika, Tagelöhner und Teilzeitsklaven vor.
Die jungen Erwachsenen 20- führen ein völlig anderes Leben, haben ganz andere Erwartungen und Hoffnungen und was das wichtigste ist, sie haben erkannt, das sie von diesem System weder akzeptiert noch versorgt werden.
Klimaaktivisten …. Sie der sich noch wundern ….
vlg
Peter Nemschak
4. März 2019 @ 20:22
Die Jungen kennen nichts anderes. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit, die es in jeder Generation davor auch gegeben hat, werden sie die Zukunft meistern.
Holly01
5. März 2019 @ 12:51
Ich schätze Sie haben etwas zu viel vom intellektuellen Niedergang dieses Landes genossen oder sich und anderen zu oft die elitären Durchhalteparolen erzählt gepredigt.
Die Jüngeren werden schon erkennen, wie die deutsche Elite die Bereicherung innerhalb des hegemonialen Systems völlig übertrieben hat und das der Hegemon sich das Geld zurück holt.
Das ist eine elitäre Tragödie, keine nationale.
Seht also selbst zu, wie Ihr die DB und den Handelskrieg hin bekommt.
Vielleicht reichen Euch ja die 20% neoliberale Gewinner, obwohl ich schätze, die verdrücken sich schneller, als Sie „Pleite“ sagen können.
vlg