Ska Keller kandidiert – und wer noch?

Heute ist ein „großer“ Tag der europäischen Demokratie. Fast sechs Wochen nach der Europawahl konstituiert sich das neue EU-Parlament. Doch es gibt ein Problem – es fehlen Spitzenkandidaten!

Bisher hat sich nur Ska Keller, die Listenführerin der Grünen, um das neu zu besetzende Amt des Parlamentspräsidenten beworben. All anderen halten sich bedeckt – wegen des Streits beim EU-Gipfel.

Denn wer schon jetzt seinen Finger hebt, um den Berlusconi-Fan Antonio Tajani zu beerben (er war einst von EVP-Fraktionschef Manfred Weber ins Amt gehievt worden), ist für andere Top-Jobs „verbrannt“.

Deshalb schweigen die anderen Partei-Granden. Weber hofft wohl immer noch, Kommissionspräsident zu werden. Frans Timmermans ist sich nicht mal sicher, ob er seinen Sitz im EU-Parlament annimmt.

Nur von Guy Verhofstadt, dem Ex-Chef der Liberalen, ist bekannt, dass er unbedingt Parlamentschef werden will. Der Belgier hat sogar eine – private – Werbekampagne auf Facebook gestartet.

Doch er hat bei der neugebildeten liberalen Fraktion „Renew Europe“ kaum Rückhalt. Auch sonst zeichnen sich keine Mehrheiten ab. Selbst die Grüne Keller muß sich Sorgen machen.

Denn wer soll sie wählen? Theoretisch kann sie auf die Hilfe aller drei etablierten Parteien hoffen, mit denen die Grünen immer noch über eine „GroKo“ plus verhandeln.

Doch das gilt nur solange, wie keiner von den Altvorderen antritt. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass auch noch die Wahl des Parlamentspräsidenten verschoben wird…

Siehe auch „Die Grünen und die Macht in Brüssel“

P.S. Am Dienstagabend wurde bekannt, dass insgesamt vier Politiker kandidieren. Die sozialdemokratische Fraktion stellte den Italiener David-Maria Sassoli von der Mitte-Links-Partei Partito Democratico auf. Er hat wohl die besten Chancen. Die Linksfraktion tritt mit der spanischen Abgeordneten Sira Rego von der Partei Izquierda Unida an. Auch Jan Zahradil aus der Tschechischen Republik, Vorsitzender der rechten EKR, will es wissen…