“Schäuble muss weg, Lindner spinnt”
Wie denkt man in Brüssel über den Wahlkampf in Berlin? Nicht gerade positiv. Zwar rechnen alle mit der Wiederwahl Merkels, also mit “Kontinuität und Stabilität”. Doch drei Politiker sorgen für Unruhe.
Schon länger ein Dorn im Auge ist vielen Eurokraten der von den Deutschen so geliebte Dr. Schäuble. Vor allem in der EU-Kommission ist er unbeliebt, weil er die Behörde immer wieder ausbremst.
“Schäuble muss weg”, fordert denn auch ein EU-Kommissar in kleinem Kreis. Der nächsten deutschen Regierung, so ein weit verbreiteter Wunsch, sollte der bald 75-Jährige nicht mehr angehören.
Mit seinen kritischen Äußerungen zur Juncker-Rede hat sich Schäuble nun auch die letzten Sympathien verscherzt. Der “Euro für alle” sei schließlich im EU-Vertrag verankert, heißt es in Brüssel.
Verärgert ist man im Europaviertel auch über SPD-Mann Schulz. Dessen Forderung, die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu beenden, mache die schwierige Lage noch komplizierter.
Kommissionschef Juncker hat für eine Fortsetzung der Gespräche plädiert; die Hand bleibe ausgestreckt. Das sei doch auch immer Schulz’ Linie gewesen, als er noch in Brüssel war, merken Diplomaten kritisch an.
Richtig sickig werden Insider aber, wenn das Gespräch auf FDP-Chef Lindner kommt. Mit seinem Vorstoß zur Krim-Politik und seinem Vorschlag, Griechenland aus dem Euro zu werfen, gilt er fast schon als Sicherheitsrisiko.
“Lindner spinnt”, hieß es am Rande der Plenartagung des Europaparlaments in Straßburg. Und in Brüssel hofft man, dass Merkel nach der Wahl nicht auf die Ein-Mann-Partei FDP angewiesen sein wird…
Vor allem aber wünscht man sich, dass die Wahl im wichtigsten EU-Land endlich vorbei sein möge. Denn Deutschland hält die EU-Reform auf, die Juncker & Co. plötzlich so vehement fordern.
GS
16. September 2017 @ 11:52
Und am Ende bekommen sie Schäuble und Lindner. 😀
ebo
16. September 2017 @ 12:04
@GS Genau, das ist der Clou. Aber vorher bekommen sie schon Brok und Rüttgers, die Mutti ihrem Buddy Jean-Claude aufgeschwatzt hat…
asisi1
15. September 2017 @ 22:31
es läuft alles auf das zusammen was schon immer der plan war: Deutschland „muss“ die zeche zahlen. da können uns die idioten von politkern erzählen was sie wollen.
Peter Nemschak
17. September 2017 @ 09:35
Nicht notwendigerweise. Vom Euro hat auch Deutschland durchaus profitiert. Durch den BREXIT besteht allerdings Gefahr, dass der ordnungspolitisch disziplinlose Süden in Zukunft relativ mehr Gewicht in der EU bekommt. Umso wichtiger sind Politiker in Deutschland und anderen EU-Staaten, die dagegen halten.
Peter Nemschak
14. September 2017 @ 16:10
Die Kommentare von Schäuble zu Junckers “Euro” für alle sind grundvernünftig. Wer sich Währungsstabilität nicht zumuten kann oder will, soll draußen bleiben. Eine Transferunion geht zu Lasten der reichen Länder. Das muss den dortigen Wählern deutlich gemacht werden.
ebo
14. September 2017 @ 16:18
Juncker hat nicht von einer Transferunion gesprochen. Er hat gefordert, das EU-Recht anzuwenden, das den Euro als Währung der EU definiert. Wollen Sie Osteuropa draußen halten? Oder das stabile Schweden?
Peter Nemschak
14. September 2017 @ 17:23
Osteuropa und Schweden braucht man nicht draußen halten. Die wollen ohnedies nicht zum Euro stoßen. Die Koalitionspartner in Österreich sind sich ausnahmsweise einig, kein zweites Griechenland zu wollen. Wenn Osteuropa insbesondere Polen und Ungarn nicht will, dürfen sie auch nichts gegen ein Europa der zwei Geschwindigkeiten haben. Wenn die Mitglieder in der Eurozone keine Budgetdisziplin halten können, ist die Eurozone nur als Transferunion überlebensfähig. Ich verstehe Ihre Eurofixierung nicht.
Pjotr56
14. September 2017 @ 14:25
Ich halte von Lindner auch nichts, aber bei der Einschätzung zur Krim liegt er wohl richtig. Ein blindes Huhn findet halt auch manchmal ein Korn.