Schäuble erhebt sich über alle
Zu Beginn der entscheidenden Eurogruppen-Sitzung hat Finanzminister Schäuble nicht nur vor “außerordentlich schwierigen” Verhandlungen gewarnt (und damit die Hoffnung auf Einigung gedämpft). Er wusste es auch besser als alle anderen.
So dozierte er, ein Schuldenschnitt, wie ihn der IWF fordert, sei mit EU-Recht nicht vereinbar. Das steht Schäuble aber nicht zu, denn nicht Berlin, sondern die EU-Kommission in Brüssel ist Hüterin der Verträge.
Die Kommission bekam aber auch ihr Fett weg. Er könne sich nicht erklären, so Schäuble, wieso die Brüsseler Behörde die griechischen Vorschläge positiv bewerte, das müsse sie selbst verantworten.
Nur über die EZB, die Griechenlands Banken langsam aber sicher stranguliert, verlor Schäuble kein (böses) Wort. Sonst hätte er ja auch die gesamte Troika lächerlich gemacht.
Darin sitzen nämlich IWF, EU-Kommission und EZB – und es war Schäuble, der sich gegen ihre Abschaffung wehrte (wie sie Ex-Finanzminister Varoufakis gefordert hatte). – Mehr zu Schäuble und Varoufakis hier
P.S. Laut “FAS” will Schäuble Griechenland entweder enteignen – über einen Treuhandfonds im Wert von 50 Mrd. Euro – oder für ein paar Jahre vom Euro “suspendieren”. Tja, der Mann erhebt sich wirklich über alle,,,
Nemschak
12. Juli 2015 @ 10:19
@ebo Was heißt Schuldenkolonie? Griechenland war seit Jahrzehnten nicht imstande ein moderner stabiler Staat zu werden. Ohne Aufsicht und Kontrolle durch die EU wird sich nichts ändern. Wie ein griechischer Autor treffend bemerkt hat: “am Klientelwesen Griechenlands wird sich nichts ändern, solange das Geld fließt.” Dass die Kreditgeber bei bonitätsmäßig schwachen Kreditnehmern Bedingungen auferlegen, ist doch nicht ungewöhnlich. Der Kreditnehmer hat die Alternative der Insolvenz. Das ist sein stärkstes Argument gegenüber seinen Gläubigern.
DerDicke
12. Juli 2015 @ 10:43
Laß die Aufsicht und Kontrolle einfach weg, die Griechen sind alt genug, die brauchen keinen Vormund. Und ja, mit “Aufsicht und Kontrolle” sind sie nur eine Schuldenkolonie, oder glauben Sie ernsthaft dass diese “Aufsicht und Kontrolle” großartige Investitionen “erlauben” würde? Die GRiechen müssen sich auch nicht ändern die sollen so bleiben wie sie sind – ist ihre Entscheidung, sie sind das Volk!
Gebt ihnen ihre Währung zurück, die regelmäßig abgewertet wird. Laßt sie wieder ihre 10% Zinsen zahlen (Zinsen sind der Preis für Geld und spiegeln auch das AUSFALLRISIKO (ja, das gab es mal!) wieder). Hört mit den Drecks Bailouts auf, die Verluste müssen auch mal realisiert werden. Nicht realisierte Verluste treten anderswo als Vermögen auf – zu der “Schuldenkrise” gehört eben auch die “Vermögenskrise”.
Nemschak
12. Juli 2015 @ 11:11
Dem stimme ich voll zu. Nur: die Griechen sind unverschämt. Sie wollen die Vorteile des Euro, allerdings zu Lasten der anderen EU-Mitglieder. Ich bin sehr dafür, dass die Verluste der Gläubiger realisiert werden und die Griechen ihre Währung zurückbekommen. Das würde der europäischen Vielfalt sehr entgegenkommen und gleichzeitig nicht ausschließen, dass die EU im Rahmen der europäischen Solidarität spezifische Entwicklungsprogramme für Griechenland finanziert.
Ein Europäer
12. Juli 2015 @ 09:52
Ich bin echt fassungslos. Sollte es heute zu Grexit kommen oder noch schlimmer zu eine kalte Enteignung Griechenlands, wie Schäuble vorschlägt, dann ab die Moment bin ich hundert pro gegen die Eurozone.
Übrigens, Sigmar Gabriel und die SPD warnen vor nationalistischem Denken, vor Überfremdung..und vor Griechenland. Liebe SPD-Mitglieder, merkt ihr was?Eure Partei
ist nur noch Spielball Schäubles und der CDU , dankt es Gabriel.
Andres Müller
12. Juli 2015 @ 04:41
Inzwischen mischt auch eine Art angelsächsischer moderner “Economic Hitman” im Chaos dieser Stunden mit. Herr Jaber George Jabbour von Ethos Capital Advisors ( via Goldman Sachs), der bereits Portugal ( und Libyen) in der Finanzkrise beraten habe. Wer weiss was Tsipras dazu gebracht hat plötzlich sogar gegen die Verfassung zu verstossen und den Gläubigervorschlag nur leicht geändert nochmals einzubringen (Verstoss gegen den Volkeswillen gegenüber den Wahlen kürzlich)
http://www.independent.co.uk/news/world/europe/greek-debt-crisis-goldman-sachs-could-be-sued-for-helping-country-hide-debts-when-it-joined-euro-10381926.html
Griechenland ist für die USA von strategischer Bedeutung, da liegt es auf der Hand das jetzt im Hintergrund die Telefone der “Transatlantiker” heiss laufen. Aber es gibt (neben Schäuble) weitere mächtige Gegner für eine Einigung, zum Beispiel George Soros. Dieser möchte die Griechen (ebenfalls) wegen der Linksregierung bestraft sehen. Aber vielleicht lässt sich Bestrafung und Einigung vereinbaren?
rainer
11. Juli 2015 @ 22:00
….Schäuble ist das wirklich Allerletzte, was es gibt……solche verbitterten alten Säcke gehören nicht in die Regierung eines Staates….
DerDicke
12. Juli 2015 @ 00:00
Ich finde ihn toll – er macht das richtige aus den falschen Gründen (so wie Hans Werner Sinn). Noch besser finde ich die Griechen, obwohl man sie zu Boden drückt und ihnen ins Gesicht spuckt wollen die ihre geliebte Knute – den Euro – nicht aufgeben. Bin echt gespannt was in diesem Land nötig ist bis sie den äußeren Zwang mit einer Mehrheit ablehnen. Kompletter Kollaps, Rückkehr zur Militärdiktatur, permanente Strom- und Wasserabschaltung?
Ich frage mich echt was da abläuft… GR darf raus, aber erst wenn sie total am Boden sind ohne Chance auf Erholung? Damit sie ohne Euro nicht besser dastehen als mit und damit die anderen Südländer nicht auf dumme Ideen bringen?
Ach ja, ich hoffe der Irrsinn hat bald ein Ende und die Zone zerbricht endlich bevor sie endgültig zur undemokratischen EUDSSR mutiert.
Spanien geht mit gutem Beispiel in großen Schritten voran, guckt in unsere Zukunft:
http://alles-schallundrauch.blogspot.de/2015/07/spanien-ist-kein-urlaubsland-mehr.html
ebo
12. Juli 2015 @ 00:57
Griechenland endgültig zur Schuldenkolonie zu machen kann nicht richtig sein. 5 Jahre “Pause” vom Euro auch nicht.
DerDicke
12. Juli 2015 @ 01:09
Wie gesagt – meine Hoffnung ist, dass seine Aktionen die Zone so spalten dass der ganze Laden auseinander fliegt. Und vielleicht kapieren die Griechen durch seine Peitsche und Peitsche Politik (Zuckerbrot ist gerade aus), dass sich im gemeinsamen Euroraum kein Schwein mehr um die Menschen schert. Es geht nur noch um Kohle und (All)Macht.
Andres Müller
12. Juli 2015 @ 07:05
Es scheint nun fast nur noch an den Finnen zu liegen das keine Einigung gelingt, und dort vor allem einer rechtsradikalen Partei mit dem Namen ” the nationalist True Finns”. Es wäre ja ein typisches Drama der Neuzeit, trotz mächtiger Wallstreet Netzwerke und einem halbwegs schon zum trojanischen Pferd geköpften Tsipras, einem zurückgetretenen Varoufakis -und trotz Einsatz des CIA- Hitmans- könnte die Eurozone doch noch zerbrechen und der Nato ein wichtiger Partner ins Gras beissen (und sich vielleicht zu Putin oder den Chinesen retten) müssen.
ebo
12. Juli 2015 @ 09:09
@Andres Das mit den Finnen ist zu einfach. Merkel, Gabriel, Schäuble & Co. brauchen die Finnen und die Balten nur, um ihre eigenen Pläne durchzusetzen. Ihnen passt es durchaus in den Kram, wenn ein Land blockiert, denn dann stehen sie nicht im Rampenlicht und können ihre düstern Pläne durchdrücken – gegen die EU-Kommission, die EZB, den IWF und natürlich Frankreich.
Andres Müller
12. Juli 2015 @ 10:05
@ebo, Die Bundesregierung dürfte es jetzt tatsächlich schwer haben mit diesem just bekannt gewordenen Papier aus Schäubles Küche, in welchem ein Grexit empfohlen wird (Dauer: Amtsperiode Syriza ca. 5 Jahre):
http://www.sven-giegold.de/wp-content/uploads/2015/07/grexit_bundesregierung_non_paper_10_juli_2015.pdf
Ich frage mich nur, wie konnte dieses Papier kurz vor Merkels angeblich wichtigster (Sonder)Konferenz in diesem Jahr durchgesickern? Es liegt auf der Seite des grünen Sven Giegold verlinkt, wurde dann aber hunterttausendfach weiter verbreitet von dem deutschen Sender ARD.
ebo
12. Juli 2015 @ 10:26
@andres Das Schäuble-Papier wurde zuerst an die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung durchgestochen. Das ist kein Versehen, das ist Absicht. Zum Glück hat Sven Giegold dann allen die Augen geöffnet…
DerDicke
11. Juli 2015 @ 21:38
Was die restliche EU so denkt…
http://www.zerohedge.com/news/2015-07-11/schauble-proposes-5-year-grexit-humanitarian-support-what-other-eurozone-finmins-are
Nemschak
11. Juli 2015 @ 20:34
Dass die griechische Regierung durch ihre Handlungen das Vertrauen der Gläubiger zerstört hat, kann nicht bestritten werden. Bei solchen Schuldnern bedarf es besonderer Garantien und Absicherungen – ganz normal im wirtschaftlichen Verkehr. Manche Politiker glauben, Politik könnte sich den wirtschaftlichen Usancen entziehen. Kredite sind kommerzielle Geschäfte, auch unter Staaten, und Kredit hat etwas mit Vertrauen zu tun.
DerDicke
11. Juli 2015 @ 21:28
Sie reden bestimmt von allen Regierungen seit der Militärdiktatur nehme ich an? Bei kommerziellen Geschäften kann man sich seine Partner aussuchen. Kann man das als europäischer Staat auch? Ist wohl eher wie in der Familie, die hat man auch so wie sie ist. Soll man also dem unzuverlässigen Onkel, der schon ein paar Millionen versenkt hat und sich an keine Vereinbarungen hält nochmal aus der Patsche helfen? Immerhin gehört er irgendwie zur Familie… oder soll man ihm die Auflage machen, dass er seine Kinder nicht mehr zum Arzt schicken und ihnen nur 10 Euro im Monat für Essen geben darf?
ebo
11. Juli 2015 @ 21:31
@Der Dicke Es ist ja noch viel schlimmer. Der Onkel liegt mit Herzinfarkt in der Notaufnahme, und man will ihn zwingen, sein Haus zu verpfänden und die nächsten fünf Jahre alles zu machen, was der fiese Oberlehrer verlangt. Vorher gibt’s keine OP
luciérnaga rebelde
11. Juli 2015 @ 18:47
Für den Fall dass die deutschen Massmedia ihn nicht gebracht hätten, hier der Brief der fünf Oekonomisten an Angela Merkel: http://www.informationclearinghouse.info/article42335.html