Rückt Schuldenschnitt näher? (Update 6.4.11)

Nach einem Bericht des Spiegel drängt der IWF Griechenland zu einer Umschuldung. Angesichts des extremen Schuldenstands von 150 Prozent des BIP müsse die Regierung in Athen entweder einen Schuldenschnitt vornehmen, oder die Laufzeiten der Staatsanleihen verlängern bzw. die Zinsen senken. Allerdings haben sowohl der IWF als auch die EU-Kommission und die griechische Regierung diese Meldung umgehend dementiert.

Fest steht, dass EU und IWF derzeit wieder einmal die griechischen Bücher prüfen. Dabei dürften sie nach Angaben der griechischen Wirtschaftspresse auf verschlechterte Zahlen stoßen. So soll die Neuverschuldung 2010 auf 10,6 Prozent gestiegen sein – 9,5 Prozent waren erwartet worden. Fest steht auch, dass viele Experten – etwa beim Brüsseler Thinktank Bruegel – eine Umschuldung auf lange Sicht für unvermeidlich halten.

Die entscheidende Frage ist daher nicht, ob, sondern wann der Schnitt kommt. Würde Griechenland jetzt umschulden, dürfte dies Portugal mit in die Tiefe reißen. Auch Spanien und Italien, die sich gerade aus dem Sog der Schuldenkrise lösen, könnten wieder in Turbulenzen geraten. Endlos hinausschieben lässt sich der Schnitt aber auch nicht. Denn wenn die neuen Zahlen stimmen, hat das extreme Austeritätsprogramm, das EU und IWF Griechenland verordnet haben, nicht den erwünschten Erfolg gebracht – im Gegenteil: Die Lage ist noch schlimmer geworden.

Aufmerksame Leser dieses Blogs dürfte dies allerdings nicht wundern. Denn sowohl Diagnose als auch Therapie der “griechischen Krankheit” sind fehlerhaft, wie ich schon vor Wochen kritisierte…

Nachtrag: Heute, zwei Tage nach meinem Blogeintrag, berichten auch FTD und Süddeutsche über die zunehmenden Zweifel an Griechenland. Selbst in der Europäischen Zentralbank mache man sich Sorgen, schreibt die SZ. Allerdings traut sich noch kein EU-Verantwortlicher, offen über das Thema zu sprechen. Und wenn, dann ist die griechische Regierung natürlich selbst schuld und allein verantwortlich…

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