(Polizei-)Randale in Paris
In Paris ist eine Kundgebung gegen neue neoliberale Arbeitsmarkt”reformen” aus dem Ruder gelaufen. Nach teilweise gewalttätigen Protesten Jugendlicher schlug die Polizei massiv zu.
Dabei wurde auch ein Schüler brutal zusammengeschlagen, wie “Libération” berichtet. Es gibt davon sogar Amateurvideos, die per Twitter verbreitet werden:
Partager tous 4 policier contre un gars de 15ans machoire fracture #blocus#bergsonpic.twitter.com/Bk70GCMlCF
— tunisiennnnn (@dayan_cr7) 24. März 2016
Zuvor hatte die sozialistische Regierung von Staatschef Hollande die Reform im Kabinett beschlossen.
Angesichts einer Rekordzahl von mehr als 3,5 Millionen Arbeitslosen wollen Hollande und sein Premier Valls das häufig als zu starr kritisierte französische Arbeitsrecht lockern.
Es geht um eine Agenda 2010 à la francaise – und das machen die traditionell rebellischen Franzosen nicht mit. Nun dürfte es Hollande und Valls ähnlich gehen wie einst unserem Schröder…
Mehr zu Frankreich hier, zu 40 Jahren Arbeitsmarkt”reformen” hier
Johannes
25. März 2016 @ 10:55
Keine schönen Bilder.
Aber Frankreich hat die Reformen verdient. Wir Deutschen müssen diesen Mist noch immer ertragen (der Mindestlohn ist ein Witz, seit blos nicht zu großzügig), dann soll bitte die gesamte EU diese asoziale Politik a la SPD und Grünen bekommen.
Wenn, dann sollen alle Bürger beschissen behandelt werden, nicht nur wir Deutsche.
Peter Nemschak
24. März 2016 @ 21:49
Dafür haben die Gewerkschaften aber starken Einfluss in Frankreich. Nicht nur sozialistische sondern auch bürgerliche Regierungen fürchten sie als politische Unruhestifter. Sozialer Konsens gehört nicht zu den hervorstechenden Eigenschaften der französischen Gesellschaft. Klassenkampf wird in Frankreich nach wie vor hoch gehalten.
ebo
24. März 2016 @ 21:57
Das ist kein Klassenkampf. Man nennt es Zivilgesellschaft!
Peter Nemschak
25. März 2016 @ 12:10
Von der Zivilgesellschaft erwarte ich mir konstruktive Vorschläge statt allgemeinem Gejammer über die ach so böse und ungerechte “neoliberal-globale” Welt. Dass die von der französischen Regierung zu treffenden Maßnahmen insbesondere jungen Menschen zugute kommen, haben die naiven Demonstranten nicht verstanden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass hinter ihnen handfeste altlinke Interessen stehen. Kein Wunder, dass Frankreich wirtschaftlich nicht vorankommt.
Peter Nemschak
24. März 2016 @ 19:28
Sie können das Wort neoliberal nicht lassen. Warum soll für Frankreich schlecht sein, was sich in anderen Ländern bewährt hat. Schauen Sie sich Dänemark näher an, dann werden Sie den Sinn des neuen Gesetzes verstehen. Die derzeitige Rechtslage in Frankreich schützt die Arbeitslosen vor den arbeitssuchenden Jungen. Eine höchst attraktive Version von sozialer Gerechtigkeit. Kein Wunder, dass sich die Gewerkschaften wehren. Die Arbeitenden zahlen im Unterschied zu den Arbeitslosen Gewerkschaftsbeiträge. Auch hier gilt: non olet.
ebo
24. März 2016 @ 20:17
Dies war kein Gewerkschaftsprotest, sondern eine Schülerdemo. In Frankreich sind kaum noch Arbeitnehmer in den Gewerkschaften organisiert, auch wenn dies nicht in ihr Klischee passt.
Skyjumper
25. März 2016 @ 14:05
„Dafür haben die Gewerkschaften aber starken Einfluss in Frankreich.“
Das liegt einfach daran, dass die Gewerkschaften in Frankreich eben nicht nur ihre Mitglieder aktivieren und auf die Straße bringen können, sondern auch gewerkschaftsferne Menschen.
„Sozialer Konsens gehört nicht zu den hervorstechenden Eigenschaften der französischen Gesellschaft.“
Das ist ein Trugschluß. Gerade die Tatsache dass die Gewerkschaften trotz (relativ) weniger Mitglieder regelmässig soviele Menschen mobilisieren können spricht FÜR den sozialen Konsens in der französischen Gesellschaft. Ich halte den Kern dieses Konsens, angesichts der wirtschaftlichen Umstände, zwar auch nicht gerade für vernünftig, aber man kann schlecht leugnen dass es ihn gibt.
„Dass die von der französischen Regierung zu treffenden Maßnahmen insbesondere jungen Menschen zugute kommen, haben die naiven Demonstranten nicht verstanden.“
Dass die Schüler, denen die Maßnahmen tatsächlich helfen würden, nicht verstanden haben worum es geht ist lediglich eine Vermutung ihrerseits. Es kann auch sein, dass gerade die Schüler, die eben noch nicht im Hamsterrad stecken, sich noch nicht davon anstecken ließen das ihnen das Hemd näher zu sein hat als die Jacke.
Sie kennen doch sicher den Spruch: „Wer mit 20 kein Kommunist ist hat kein Herz. Wer mit 30 noch Kommunist ist hat keinen Verstand“. Nun, die Schüler sind noch unter 20.