Poker mit gezinkten Karten

Ein Jahr lang hat sich die EU von den Briten hinhalten lassen. Nun haben die Brexit-Gespräche endlich begonnen. Doch schon am ersten Tag erweisen sie sich als Pokerrunde mit gezinkten Karten.

„Uns verbindet mehr als uns trennt“, gab sich Brexit-Minister D. Davis betont freundlich. „Wir beginnen diese Verhandlungen in einer positiven und konstruktiven Tonlage“, fügte er hinzu.

„Zuerst müssen wir die Unsicherheiten angehen, die der Brexit verursacht“, erwiderte EU-Verhandlungsführer M. Barnier. Ihm geht es um Schadensbegrenzung – so wie der gesamten Rest-EU.

Doch wie hoch könnte der Schaden ausfallen, wie hoch ist überhaupt der Einsatz? Darüber schweigen sich beide Seiten aus. Man tut so, als könne die Scheidung ganz ohne zerbrochenes Porzellan enden.

Auch das Ziel der Verhandlungen bleibt offen. Die EU hat gerade bekräftigt, dass die “Tür offen” bleibe. Damit hat sie ohne Not ihr Drohpotential verringert – und den Briten eine weitere Option eröffnet.

Dabei jonglieren David und seine glücklose Premierministerin May schon jetzt mit allen möglichen Karten. “Hard Brexit”, “Soft Brexit”, “No Deal” – und nun auch noch Rückkehr zum Status Quo Ante.

Am Ende dürften sich die meisten Karten allerdings als gezinkt erweisen. Aber auch die EU steht blöd da. Weil sie sich – vor allem auf deutschen Wunsch – hinhalten ließ, läuft ihr nun die Zeit davon.

Ende März 2019 ist endgültig Schluß mit dem Brüsseler Pokerspiel. Wenn dann kein Brexit-Deal zustande kommt, wird der Schaden enorm sein – für beide Seiten…

 

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