Eilen nach Athen (II)

Theoretisch könnte Athen noch eine Zeitlang ohne EU-Hilfe durchhalten. Denn nach all den harten Sparmaßnahmen erwirtschaftet Griechenland wieder einen Primärüberschuss – also ein Budget-Plus vor dem Schuldendienst.

Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds IWF soll es in diesem Jahr bei drei bis fünf Prozent liegen. Das sollte für die laufenden Geschäfte reichen.

Es reicht allerdings nicht, um auch noch die Schulden zurückzuzahlen. Allein an Zinsen werden im Februar und März 4 Milliarden Euro fällig.

Im Sommer kommen dann die dicken Brocken: 2,62 Milliarden werden im Juni an Schulden fällig, im Juli 5,12 Milliarden und im August 3,69 Milliarden Euro. 6,68 Milliarden davon sind Schulden an europäische Institutionen.

Verfluchter Sommer

Experten sprechen von einem „verfluchten Sommer“. Die neue Linksregierung könnte allerdings versuchen, den Fluch gegen Brüssel zu wenden und den Schuldendienst einfach einzustellen.

Gleichzeitig könnte sie eine neue Parallelwährung für innergriechische Geschäfte einführen. Diese Idee hatte die Commerzbank schon 2012 vorgeschlagen, auf dem Höhepunkt der Eurokrise.

Das würde die Europäische Zentralbank aber wohl nicht lange mitmachen. Wenn sie den griechischen Banken den Geldhahn abdreht, ist Schluss.

Ein Schuldenschnitt wäre günstiger

Dann ist das Land pleite, und der Schuldenberg von 317 Milliarden Euro (fast 180 Prozent der Wirtschaftsleistung) würde womöglich nie zurückgezahlt.

Das wiederum würde vor allem die Eurozone treffen, die rund 60 Prozent der griechischen Schulden hält. Beim IWF liegen nur 10, bei der EZB nur 6 Prozent.

Die größte Summe müsste in diesem Worts-Case-Szenario wohl Deutschland abschreiben. Deutsche Kredite belaufen sich nach Schätzungen auf 65 Milliarden Euro. Bei einem Schuldenschnitt käme Berlin vermutlich günstiger weg…