“50 Prozent Schulden erlassen”
Vielleicht sollten Kanzlerin Merkel & Co. öfter die britische FT lesen. Dort hat der ehemalige Europa-Chef des IWF, R. Moghadam, seine Analyse zu Griechenland kundgetan.
Und siehe da: Der Mann fordert nicht nur einen Schuldenschnitt, sondern gleich einen 50prozentigen Erlass! Nur so ließe sich die Tragfähigkeit der Schulden sichern.
Die Prognosen der Eurogruppe seien zu optimistisch, die Auflagen zu hart gewesen, schreibt der Experte. Die EU sollte sich jetzt lieber auf Strukturreformen konzentrieren.
Da müsste Merkel doch eigentlich aufhorchen, Strukturreformen führt sie ständig im Munde (ohne selbst welche zu machen). Aber liest sie denn die FT? Eben. – Mehr hier
GS
28. Januar 2015 @ 22:47
Von Strukturreformen im Tausch gegen Schuldenschnitt und weniger harte Auflagen habe ich bei Syriza aber nichts gehört. Oder täusche ich mich?
DerDicke
29. Januar 2015 @ 07:46
Strukturreformen… das Wundermittel für alles. Auf gut Deutsch: die kleinen noch mehr ausquetschen und es den großen geben. Keine Ahnung ob sie den Schuß schon gehört haben – aber Syriza wurde gewählt weil sie genau das nicht tun wollen. Wenn hier nicht in allernächster Zeit Politik für das Volk gemacht wird haben wir da unten eine Revolution oder einen Militärputsch. Griechenland befindet sich in der schwersten Depression die ein Land in Friedenszeiten je erlebt hat die die “große Depression” der Amerikaner eher moderat aussehen lässt. Deutschland ist im Moment dabei die Währungsunion vollkommen zu sprengen.
http://www.flassbeck-economics.de/alle-sind-wieder-griechenland-experten-und-sollten-doch-besser-schweigen/
Peter Nemschak
29. Januar 2015 @ 08:54
Zu den bisher unerledigten Strukturreformen gehören: Steuerreform, da die Reichen und Kapitalflüchtlinge bisher viel zu wenig beigetragen haben, Verwaltungsreform, um den unproduktiven Staat effizienter zu machen, ein sinnvolles Investitionsprogramm mit Anreizen für Unternehmen in Griechenland zu investieren, ein Sonderprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit etc. Dass Griechenland seit Ende der Militärdiktatur bis zuletzt eine Kette von korrupten Regierungen gehabt hat, wird übersehen. Weiters übersehen viele Kritiker, dass die Einkommen und Vermögen viel ungleicher als bei uns verteilt sind und das patriarchalische und oligarchische Gesellschaftsmodell im Süden Europas nach wie vor gelebt wird. Warum sollen wir bedingungslos dieses Modell auf unsere Kosten weiterfinanzieren? Dieser Blog neigt dazu, alle Schuld in Brüssel und Berlin zu sehen, statt auf unfähige Nationalstaaten hinzuweisen, welche die Ursache des Übels sind. Damit unterscheidet sich dieser Blog durch nichts von unseren eigenen Politikern, die von ihrem Versagen dadurch abzulenken versuchen, dass sie mit dem Finger gerne auf Brüssel zeigen, vor allem wenn unpopuläre Maßnahmen zu setzen sind.
ebo
29. Januar 2015 @ 09:20
@Nemschak
Wer ist denn dafür verantwortlich, dass in Athen die Reichen verschont werden und in Dublin die Unternehmen? Wer hat denn beide Augen zugedrückt bei Null- oder Niedrigst-Steuersätzen? Es fängt mit T an und hört mit roika auf 🙂
DerDicke
29. Januar 2015 @ 09:48
Lieber Peter, Sie haben den Artikel von Flassbeck offensichtlich nicht gelesen, sonst wüssten sie dass es durchaus Möglichkeiten gäbe bei denen der Süden weiterhin etwas lockerer Leben könnte ohne dass es uns Geld kosten würde. Und das auch innerhalb einer Währungsunion. Welche Politik das griechische Volk wünscht geht uns im übrigen nichts an. Wenn die morgen ein Bürgergeld von 5000€ pro Nase und Monat beschließen wäre das auch ihr gutes Recht. Es wäre außerdem die erste Effektive Maßnahme die in Europa gegen die Deflation unternommen wird 😉
Und die “Hilfen” sind zuallererst nicht dem griechischen Volk sondern den deutschen und französischen Banken und ein paar Hedgefonds zugute gekommen, also stoßen diese sich auf unsere Kosten gesund und nicht “die Griechen”.
Peter Nemschak
29. Januar 2015 @ 10:28
Ich auch noch nicht. Ist aber nicht verwunderlich. Keiner lässt sich gerne in die Karten sehen, bevor die Verhandlungen begonnen haben. Als EU würde ich es nicht zulassen, das Russland-Sanktionenthema mit dem griechischen Finanzproblem zu vermischen. Das hätte Tsipras gerne.