Maas vs. Mogherini : Aussenpolitik auf Abwegen
Vor einer Woche ist in Venezuela der Putschversuch des selbsternannten Interims-Präsidenten Juan Guaidó gescheitert. Der Aufstand war von den USA (mit) inszeniert worden, wie wir heute wissen. Doch auch der deutsche Außenminister Heiko Maas war beteiligt – und blamierte Deutschland und die EU. Ein Kommentar.
Es war wohl nur ein dummer Zufall, dass Außenminister Heiko Mass ausgerechnet in dem Moment durch Südamerika tourte, in dem sich der Machtkampf in Venezuela bedrohlich zuspitzte.
Doch wie der SPD-Politiker auf die Eskalation reagiert hat, sagt viel über die deutsche und die europäische Außenpolitik aus. Der Befund fällt nicht gut aus – weder für Maas noch für die EU-Diplomatie.
Maas hat sich als „Türöffner“ für den umstrittenen brasilianischen Staatschef Jair Bolsonaro betätigt. Er war der erste EU-Diplomat, der dem rechtsextremen Politiker seine Aufwartung machte. Damit hat Maas der gemeinsamen Außenpolitik einen Bärendienst erwiesen – und sich über Bedenken der EU-Partner hinweggesetzt.
Noch bedenklicher war der Auftritt in Kolumbien. Dort ging es vor allem um die Krise in Venezuela. Doch statt sich an die Linie der EU zu halten, preschte Maas vor. Er stellte sich nicht nur vorbehaltlos hinter den selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó. Maas sprach sich auch für Sanktionen gegen Präsident Nicolás Maduro aus.
Damit steht Maas auf der europäischen Bühne ziemlich allein da. In einer Stellungnahme der EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini ist von Sanktionen keine Rede.
Die Italienerin betont vielmehr, dass sie sich in der Internationalen Kontaktgruppe um Vermittlung bemühen wolle. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn – ein Sozialdemokrat wie Maas – warnt vor voreiligen Schritten.
Weiterlesen auf taz.de. Der Kommentar wurde auch in den “Nachdenkseiten” aufgegriffen, und zwar hier. Mehr zu Maas hier. Siehe auch “Drohen und Strafen – ist das die neue EU-Außenpolitik?”
Baer
7. Mai 2019 @ 09:52
Maas ist nicht nur aussenpolitisch ein Rohrkrepierer,nein,er kann auch innenpolitisch nichts.
Allerdings ist er nur eine Eisbergspitze, denn er macht nur den allgemeinen Zustand der heutigen Politik sichtbar. Maduro ist gewählt,Guaidó nicht,was jedoch niemanden daran hindert,ihn anzuerkennen.
Es erinnert in vielerlei Hinsicht an die Geschehnisse in der Ukraine.
Der Hegemon will,die Vasallen schreiten zur Tat.
Leicht zu durchschauen und einfach nur erbärmlich.
Wen interessiert Demokratie wenn es um Macht geht?
Kleopatra
7. Mai 2019 @ 09:12
Es gibt keinen Grund, den Kontakt zum (NB: demokratisch gewählten!) Präsidenten des größten lateinamerikanischen Landes zu meiden. Außenpolitik besteht nicht darin, nur mit netten Leuten zu Gruppenfotos zu posieren und dabei gut sitzende Anzüge zu tragen. Es gibt einfach keinen anderen brasilianischen Präsidenten, mit dem die EU Kontakt haben könnte. Allerdings sollte ein europäischer Politiker sich aus demselben Grund davor hüten, im venezolanischen Putschkrieg Partei für eine Seite zu ergreifen.
Pjotr56
6. Mai 2019 @ 19:01
@ebo
Ganz vielen, lieben Dank für diesen Kommentar! Nach meiner Meinung hat sich Maas durch sein Handeln als völlig unqualifiziert für die Tätigkeit eines deutschen Außenministers erwiesen, da er die simpelsten Regeln der Diplomatie offensichtlich nicht beherrscht.
Peter Nemschak
6. Mai 2019 @ 16:52
Noch ist der Machtkampf nicht gelaufen, wobei Maduro vom marxistischen Geheimdienst Kubas tatkräftig unterstützt wurde. Nicht nur die USA sondern die meisten eher rechtsgerichteten südamerikanischen Regierungen wollen Maduro aber auch das kubanische Regime los werden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Sanktionen gegen den Erdölexport Venezuelas voll wirksam werden und das korrupte venezolanische Militär die bisherigen Vorteile einbüßt.