Löst Berlin eine neue Bankenkrise aus?
Ein halbherziges Dementi des Kanzlerinnen-Sprechers – und schon schmiert die “Deutsche Bank”-Aktie ab. Die Aktie stürzte am Montag auf ein neues Rekordtief von 10,68 Euro, auch andere Finanztitel purzeln.
Damit ist Deutschlands größtes Geldhaus an der Börse nur noch knapp 16 Mrd. Euro wert. Also viel zu wenig, um die von den USA geforderte Rekordstrafe von 14 Mrd. Dollar zu zahlen.
In Berlin hofft man zwar auf einen Kompromiss mit den US-Behörden, der die Zahlung spürbar absenken könnte. Doch der Absturz an der Börse hat die Lage der “Deutschen” noch prekärer gemacht.
Daran ist die Kanzlerin nicht ganz unschuldig. Denn sie lässt ihren Sprecher Seibert keinesfalls dementieren, dass sie bei den USA intervenieren will. Sie lässt ihn herumeiern – in dieser Lage die schlechtmöglichste Option.
Übrigens hat Seibert auch keine staatliche Stützung ausgeschlossen. Seine Aussage zu diesem heiklen Thema, das ganz Europa bewegt, ist so vage wie nur möglich. Hier noch das Zitat:
“Es gibt keinen Anlass für solche Spekulationen, wie sie da angestellt werden, und die Bundesregierung beteiligt sich auch an solchen Spekulationen nicht”.
Mit diesen oder ähnlichen Worten hat noch jede Bankenkrise begonnen…
Ein Europäer
28. September 2016 @ 16:39
Bankenpleiten sind mit Abstand das gefährlichste, was einer modernen Volkswirtschaft passieren kann.
Kommentare hier im Stil ” wir Bürger wetzen schon unsere Messer” sind unangebracht.
Skyjumper
28. September 2016 @ 17:52
Ich glaube zu wissen was Sie damit meinen @Ein Europäer. Und ja, es ist tatsächlich so dass eine Bankenpleite (sofern wir über ein größeres Institut sprechen) eine sehr ernsthafte Gefahr für eine moderne Volkswirtschaft darstellt.
Jedoch irren Sie meiner Auffassung nach wenn Sie das für das gefährlichste, gar mit Abstand gefährlichste, Ereignis halten dass einer modernen Volkswirtschaft droht.
Was zeichnet eine moderne Volkswirtschaft aus? Die unglaublich stark gegliederte Arbeitsteilung mit ihren unendlich vielen Abhängigkeiten. Schmiermittel und Antriebsmittel gleichzeitig ist dabei die Währung. Ohne funktionierende Währung als Verrechnungsmittel der unterschiedlichsten Leistungen gegeneinander ist eine moderne Volkswirtschaft nicht aufrecht zu erhalten.
Das mit Abstand gefährlichste Ereignis für eine moderne Volkswirtschaft ist daher nicht der Zusammenbruch eines Finanzinstitutes, sondern der Zusammenbruch der Währung. Ohne dieses Fundament funktionierte nichts mehr, nicht einmal die elementarsten Versorgungsleistungen wären SICHER gestellt. Der Zusammenbruch eines Finanzinstitutes ist deshalb durchaus ernsthaft, weil er die Stabilität der Währung gefährden kann und damit den worst case wahrscheinlicher macht.
Und das genau ist das riesige Problem dem sich die EZB ausgesetzt sieht. Einerseits bleibt Draghi gar nichts anderes übrig als zu tun was er tut um die Währung am Leben zu erhalten (unter anderem die Nullzinspolitik), andererseits ist das was er tut der scheibchenweise Tod der Währung (unter anderem weil die Nullzinspolitik die Stabilität der Finanzinstitute unterminiert). Woran wollen wir sterben? Pest oder Cholera?
Ein Europäer
28. September 2016 @ 21:31
Guten Abend Herr/Frau Skyjumper, die Bilanzsumme der Deutsche ist rund drei mal größer als Lehmans Brothers im Jahr 2008 war. Eine Implosion der DB wird definitiv eine enorme Schockwelle in D und in Europa auslösen. Eine Bankenkrise eines solchen Kalibers kann die Eurozone zu Fall bringen.
Skyjumper
29. September 2016 @ 14:48
Hallo @Ein Europäer
Ich wollte eine etwaige Insolvenz der DB (oder auch eines beliebigen anderen Institutes ähnlichen Kalbers) keinesfall verniedlichen. Sie haben ja völlig Recht mit dem was Sie zu den möglichen Folgen ausführen. Eine ungeordnete Insolvenz der Deutschen Bank KÖNNTE die Eurozone (und damit den Euro) durchaus zu Fall bringen. Aber eben im Konjunktiv gesprochen: Es ist keine Zwangsfolge, sondern “nur” eine Wahrscheinlichkeit.
Der ungeordnete Zusammenbruch des Euro`s, also der Währung, das wäre dann tatsächlich mit Abstand das gefährlichste was einer modernen Volkswirtschaft passieren kann.
Und man sollte ganz bewußt zwischen möglichen Ursachen (z.B. Insolvenz der DB) und der Folge (Währungskollaps) unterscheiden. Denn die Insolvenz einer großen Bank ist beileibe nicht die einzige mögliche Ursache für einen Eurokollaps. Da ist zwischenzeitlich (leider) auch vieles andere als Ursache denkbar. U.a. gehören dazu mittelfristig auch die Maßnahmen die für Bankenrettungen vorgenommen werden /werden müßten.
Eine moderne Volkswirtschaft ist auf Gedeih und Verderb von ihrer Währung abhängig. Und eine moderne Währung (FIAT-Money) ist ihrerseits auf Gedeih und Verderb von Vertrauen in ihre Stabilität abhängig. Draghi “spielt” mit diesem Vertrauen und tanzt dabei auf des Messers Schneide.
Peter Nemschak
28. September 2016 @ 11:12
Wo ist das Geschenk für die bestehenden Deutsche Bank – Aktionäre, sollte der Staat in Form einer Kapitalerhöhung massiv mit Kapital einsteigen? Die Geschichte mit den in den USA angedrohten Strafzahlungen ist nicht neu und wurde bereits mehrfach kommentiert, unlängst im Economist. In den letzten Tagen dürfte die Aktie der DB wieder zum Spielball der Spekulanten geworden sein, wobei ein Gruppe von Investoren auf den Einstieg des Staates, die andere auf eine Pleite spekuliert. Dem Vernehmen nach ist Soros in der letzteren Gruppe. Der entscheidende Schwachpunkt der Bank sind weniger die zu erwartenden Strafen als ihr unklares Geschäftsmodell, wie Skyjumper hervorhob.
Johannes
27. September 2016 @ 19:31
Ich freu mich. Fließt auch nur ein Cent für die Deutsche Bank, werden wir Bürger die CDU und Merkel zum Teufel jagen.
Wir Bürger wetzen schon unsere Messer, wir sind bereit, ob die kleinen CDU Mitglieder auch dafür bereits sind? *hahahahahaha
Aber hey, wenn die Merkel es umbedingt will *gggggg
Und die SPD ist ja eh immer mit dabei, wenn es darum geht, Geschenke an Banken zu verteilen 😉
Peter Nemschak
27. September 2016 @ 12:09
@Ein Europäer Die Deutsche Bank wird auch ohne Staatshilfe nicht untergehen, aber um eine Kapitalerhöhung, welche die Altaktionäre weiter verwässert, nicht herumkommen.
derdicke
27. September 2016 @ 13:23
Dafür bräuchte es Vertrauen – irgendjemand muss bei einer Kapitalerhöhung ja das Kapital zur Verfügung stellen.
Investieren Sie einen fünfstelligen Betrag in diese Bank?
Peter Nemschak
27. September 2016 @ 15:39
Es ist immer eine Frage des Preises. Für einen Hedge Fonds mit dem nötigen Kleingeld und einer entsprechenden Strategie durchaus erwägenswert. Als konservativ veranlagender Kleinaktionär würde ich noch etwas warten. Mutige können bei der nächsten Kapitalerhöhung mitmachen und mit einigem Glück relativ schnell eine zweistellige Rendite erzielen. Irgendwann sind die schlechten Nachrichten draußen.
Skyjumper
27. September 2016 @ 15:35
Das würde ich nicht als Behauptung in den Raum stellen, sondern bestenfalls als Hoffnung. Kapitalerhöhungen werden die DB nicht wirklich weiter bringen da der Zeitpunkt dafür verpaßt wurde. Aktuell hat die DB einen Marktwert von 14 Mrd., da ist über die Ausgabe zusätzlicher Aktien nicht viel in die Kasse zu bekommen. Hinzu kommt bei der DB, dass den Zeichnern einer Kapitalerhöhung sehr wohl bewußt sein dürfte dass über alten, wie auch etwaig zukünftigen, Aktionären das Damoklesschwert von rund 5 Mrd. € CoCo-Bonds schwebt Wenn diese Zwangswandelanleihen in Aktien transferiert werden ist alleine das schon eine ziemliche Verwässerung.
Das wahre Problem der DB sind auch weniger die Kosten der diversen Rechtsstreitigkeiten, sondern vielmehr das nicht mehr existente Geschäftsmodell. Womit will die DB zukünftig die Rendite für die (bereits heute) rund 1,4 Mrd. Aktien verdienen? Und solange diese Frage nicht beantwortet ist, ist auch der derzeitige Aktienkurs von etwas über 10,- € deutlich zu hoch um jemanden zur Zeichnung einer Kapitalerhöhung zu verlocken.
Totgesagte leben länger. Doch im Falle der DB ist man tatsächlich gut beraten schon mal über das “was wäre wenn” nachzudenken.
Ute Plass
27. September 2016 @ 12:03
@Peter Nemschak: “Was hat Merkel mit den Problemen der Deutschen Bank zu tun?”
Kaum zu glauben, dass Sie, ( als mutmaßlicher Anhänger einer marktkonformen Demokratie), auf diese Frage keine Antwort haben!
Folgender Beitrag könnte Ihnen zur Beantwortung Ihrer Frage weiterhelfen:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=34486
Zitiere:
“Deutsche Bank stürzt auf Rekordtief
Die Titel der Deutschen Bank finden keinen Boden und sinken von Rekordtief zu Rekordtief. Für den heutigen Absacker geben Marktteilnehmer Angela Merkel eine Mitschuld. Bank und Regierung gaben jetzt Stellungnahmen ab. Das Magazin „Focus“ hatte unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, dass Bundeskanzlerin Merkel (CDU) sowohl Staatshilfen für das angeschlagene Geldinstitut als auch eine diplomatische Einmischung in den Rechtsstreit mit den US-Behörden kategorisch ausschließe. Dies habe Merkel laut „Focus“ in einem vertraulichen Treffen mit Bankchef John Cryan im Sommer signalisiert. „Damit ist die Aktie zum Abschuss freigegeben“, beschreibt ein Börsianer die Situation.
Quelle: ARD Börse
Anmerkung André Tautenhahn: Dass Merkel Staatshilfen kategorisch ausschließt, bedeutet, dass es sie am Ende mit Sicherheit geben wird. Etwas Anderes geht auch gar nicht mehr, denn statt Risiken abzubauen, was ein notwendiger Schritt nach Ausbruch der Finanzkrise gewesen wäre, haben die Deutsche Bank Manager weitere Risiken angehäuft. Die Politik blieb bislang untätig und wenn es darauf ankommt, steht die Regierung den Märkten näher als den Bürgern. Jens Berger wies auf den NachDenkSeiten darauf hin: ”
http://www.nachdenkseiten.de/?p=34486
Peter Nemschak
27. September 2016 @ 09:26
@ebo Die Finanzkrise, ein Phänomen, das seinen Ursprung in den USA nahm, war das Ergebnis fehlender, besser, falscher Regulierung. In so ferne als Staaten und nicht Banken für die Regulierung und die (Fehl-)Konstruktion der Währungsunion verantwortlich sind, sind Merkel und ihre Vorgänger mitverantwortlich. Ich fürchte, aber, dass die Wirtschaftsordnung, die Ihnen und anderen “Alternativen” (beispielsweise Corbyn) vorschwebt, in absehbarer Zukunft keine Mehrheit finden wird. Daher ist es sinnvoller und produktiver Reparaturen im bestehenden System vorzunehmen als Zeit darauf zu verschwenden das System als Ganzes zu verwerfen. So schlecht wie die kapitalistische Marktwirtschaft von manchen gemacht wird, ist sie auch wieder nicht.
Ein Europäer
26. September 2016 @ 19:38
Ach Ebo, genau dieser Maxime folgte und folgt immer noch die Fr. Merkel. In jeder Krise, jedem Durcheinander, Merkel sieht eine gute Chance.
Die Bundeskanzlerin steuert D u. Europa von einer Krise zur nächsten. Die. DB Groß-Sparer, Anleger und Grosinvestoren sollen sich langsam warm anziehen.
Peter Nemschak
26. September 2016 @ 20:02
Was hat Merkel mit den Problemen der Deutschen Bank zu tun?
ebo
26. September 2016 @ 21:52
Was hatte Merkel mit den Problemen von HypoRealEstate und CoBa zu tun?
Ein Europäer
27. September 2016 @ 05:55
Herr Nemsshak, die DB ist Systemrelevant und ein globaler Player. Man muss kein Genie sein, um zu wissen wie sehr die DB in eine existenzielle Krise geraten ist.
Die Bundesregierung und die Bundeskanzlerin müssen früher oder später Fahne bekennen. Bleibt die Frau Merkel ihrer Linie treu und pflegt sie weiterhin das Bild der schwäbischen Hausfrau, dann die DB steuert unweigerlich auf eine Pleite zu. Das kann Europaweit die nächste Bankenkrise auslösen. Das ist gefährlich, sowohl für D sowie auch für Europa.
derdicke
27. September 2016 @ 07:45
Hätte Sie mal lieber den Bankensektor reguliert statt mit Joe Ackermann Geburtstagspartys auf Steuerzahlerkosten zu feiern.
Dass die Deutsche Bank ein Problemfall wird habe ich hier schon vor Jahren geschrieben.
Peter Nemschak
26. September 2016 @ 17:04
Die Panik ist etwas übertrieben. Vergleicht man die Klagssummen mit den tatsächlich bezahlten Beträgen in den USA, kommt im Durchschnitt die Hälfte oder noch weniger heraus. Bei der Deutschen Bank, die seit langem nicht aus den Schlagzeilen kommt, sind die Aktionäre mittlerweile satt.