Juncker zögert, Weidmann droht

Die EU-Kommission will erst im Juli entscheiden, ob sie im Defizitstreit mit Spanien und Portugal Sanktionen empfehlen soll – oder lieber nicht. Das sagte Wirtschaftskommissar Moscovici in Brüssel.

„Jetzt ist nicht der richtige Moment – weder wirtschaftlich noch politisch“, begründete Moscovici die Vertagung. Wirtschaftlich gehe es darum, den Aufschwung in der Eurozone nicht zu gefährden.

Die politischen Gründe wollte Moscovici nicht näher erläutern. Es ist in Brüssel jedoch ein offenes Geheimnis, dass die EU-Behörde auf die Neuwahl in Spanien im Juni Rücksicht nimmt.

Gegen Sanktionen hatte sich vor allem Kommissionschef Juncker ausgesprochen. Er hat mehrfach betont, dass er einer „politischen Kommission“ vorstehe, die bei ihren Entscheidungen die Großwetterlage berücksichtigen müsse.

Noch wichtiger als Spanien ist allerdings Deutschland. Und da droht Ungemach: Zuletzt hatte Bundesbank-Präsident Weidmann gefordert, härter gegen “Defizitsünder” durchzugreifen.

Wie Finanzminister Schäuble halte er es daher für sinnvoll, eine unabhängige Institution zu schaffen, die objektiv bewerte, ob Regeln eingehalten werden. Juncker wird die Drohung verstanden haben, oder?