Großer Europäer fordert weniger EUropa
Er hat mit Mitterand den Euro vorbereitet und unter Chirac als Frankreichs Außenminister gedient. Doch nun wendet sich H. Védrine, ein Sozialist und außenpolitischer Realist, von der EU ab.
“Machen Sie nur weiter wie bisher, wenn Sie eine massive Ablehnung provozieren wollen”, sagte Védrine dem US-Portal “Politico”. Der aktuelle EU-Kurs provoziere Ablehnung und Protest.
Statt immer “mehr Europa” zu fordern und die Schuld für das Scheitern bei den Mitgliedstaaten zu suchen, sollten die Eurokraten innehalten und sich weniger einmischen, so Védrine.
Eine Breitseite gibt er auch gegen die Briten ab. Zitat:
“The U.K. has all that’s good in Europe, and isn’t involved in the bad stuff — Schengen and the euro. Why leave?”
Gute Frage. Die Briten haben schon genug Rosinen gepickt, das finde ich auch. Aber das Remain-Camp kann diese offenbar nicht richtig verkaufen – der Brexit ist wahrscheinlicher geworden…
Hella-Maria Schier
15. Juni 2016 @ 11:31
Die gegenwärtige EU kann alle außer den paar Privilegierten, die davon profitieren, nur abschrecken. Sie ist intransparent, undemokratisch,inhuman, kriegsfreundlich und auf dem besten Weg uns in eine regelrechte Diktatatur des Finanzkartells zu führen, welches sie als Instrument für seinen Machtausbau benutzt.
Die Linke fände viele Ansatzpunkte.für sehr notwendige Kritik. Aber sie traut sich immer weniger, da, wer die EU kritisiert, einer rechten “Querfront” zugeordnet wird. Laut der Aussage einer früheren Grünen-Politikerin aus Irland (Name mir entfallen), Vorsitzende von “Europeans United for Democracy”, ist dies nicht zuletzt das Ergebnis einer jahrzehntelangen (!) Propagandastrategie mit dem Ziel Widerstand gegen die EU zu minimieren.. Jeder außer den Rechten selbst, hat Angst den Rechten zugeordnet zu werden, ein Umstand, den man sehr effektiv nutzen kann.
So wurde Europa-Kritik von rechts zur fast einzigen, die man noch zu hören bekommt, was wiederum die scheinbare Rechtfertigung für die Behauptung, Kritik an der EU sei grundsätzlich rechts, “dumpfer Nationalismus”, zu liefern scheint. Eine sich selbst verstärkende Propagandastrategie, die schließlich neben anderen, wie sozialen, Ursachen, logisch weitergedacht .zu tatsächlichem massiven Rechtspopulismus führen muss.
Frau Merkel äußerte mal in einem Interview mit großer Entschiedenheit, sie würde ihre EU-Pläne notfalls auch gegen den Willen der Bevölkerung durchziehen, und Schäuble geht engagiert daran mehr Befugnisse an Armee und Polizei der EU zu übertragen.
Die Überlegung, es, möglicherweise mit Aufständen der Bevölkerungen der Mitgliedsländer zu tun zu bekommen, spielt dabei eine Rolle. Eine gewählte und erfolgreiche Linksregierung, etwa in Spanien, oder wir, sollten wir, um nicht zum Kriegsschauplatz zu werden aus der Nato austreten wollen….damit würden sich die USA nicht gern die Finger beschmutzen wollen, das täte dann wohl stellvertretend die EU.
Ist das böse? nein, es ist ja nicht nationalistisch, dann kann es auch nicht böse sein.(Ironie, wie ich leider dazusagen muss)….
Claus
2. Juni 2016 @ 07:54
. . . und dann sollten man den Briten noch zugestehen, dass sie nicht unter die Gerichtsbarkeit des EuGH und EGMR fallen, dass sie selbst bestimmen können, für welche EU-Nationalitäten Reisefreiheit nach UK besteht, und welche dort arbeiten und u.U. auch Sozialleistungen beziehen können. Und „last but not least“: Mit wieviel Pfund Sterling sie die Brüsseler Bürokratie und den gigantischen EU-Umverteilungs-Mechanismus weiterhin alimentieren möchten.
Dann könnte alles so bleiben wie es ist, und wenn man dies allen EU-Mitgliedern zugestehen würde, wäre man der Wiederherstellung der europäischen Harmonie ein gutes Stück näher.
anvo1059
1. Juni 2016 @ 19:04
Es ist schon sehr erstaunlich, wie viel “Altpolitiker” nach ihrer “Pensionierung” plötzlich anderer (kritischer !) Meinung sind als zu der Zeit. als sie selbst noch ma goldenen Trog mit (fr)aßen……
S.B.
1. Juni 2016 @ 16:08
Die Wahrheit wird von Politikern leider immer erst dann ausgesprochen, wenn ihre politische Karriere vorüber ist. Vorher müssen Sie dafür lügen, einen vernünftigen Versorgungsposten zu ergattern.
Skyjumper
1. Juni 2016 @ 17:24
Das trifft den Nagel auf den Kopf und beschreibt die maßgeblichste Quelle vieler Übel kurz und knackig in 2 kurzen Sätzen. Danke.