Gegen die Schuldendeflation

Der Schuldenstand der Eurozone ist zum ersten Mal seit 2007 gesunken. Allerdings profitieren davon nicht alle. In den Krisenländern, die  immer noch schrumpfen, droht sogar eine gefährliche Schulden-Deflation. Allerdings könnte man diese Gefahr bannen – mit einer anderen Politik.

Wieder eine gute Nachricht aus Euroland: Die Schuldenquote, gemessen am BIP, geht leicht zurück. Von 93,4% im zweiten auf 92,7% im dritten Quartal 2013. Eine schöne Überraschung!

Der Sparkurs zahlt sich aus, könnte man meinen. Doch das stimmt so nicht. Nur wenige Länder haben ihre Schulden in absoluten Zahlen wirklich abgebaut, selbst Deutschland gelang dieses Kunststück nicht.

Der Rückgang ist vor allem auf die leichte Konjunkturbelebung zurückzuführen. Von der EU-Zielmarke 60 Prozent ist Euroland noch meilenweit entfernt (eine gute Übersicht findet sich bei “Le Monde”).

Zudem steigt die Quote in den Krisenstaaten Griechenland, Zypern und Spanien weiter an. In Griechenland ist die Lage mit über 170 Prozent weiter untragbar, ohne Schuldenschnitt dürfte es nicht gehen.

Die Überschuldung wird durch die Deflation im Süden sogar noch verschärft. Die größte Gefahr heißt Schuldendeflation, warnt W. Münchau in seiner SPON-Kolumne. 

Dabei gäbe es ein relativ einfaches Mittel, dieser Gefahr zu begegnen. Die Länder im Norden, die es sich wie Deutschland leisten könnten, sollten weniger sparen und mehr investieren, und so die Deflationsgefahr dämpfen.

Gleichzeitig sollten EZB, EIB, und EU-Kommission mehr tun, um die Kreditklemme im Süden zu überwinden und dort das Wachstum anzukurbeln. Nur so lassen sich die Schulden wirklich abbauen.

Nötig wäre also eine  konzertierte Aktion der Eurozone – und eine Abkehr von der neuen Economic Governance, die jedes Euroland für sich allein betrachtet und sich vor allem auf die Neuverschuldung konzentriert.

Dass man mit globalen – und nicht länderspezifischen – Zielen arbeiten kann, hat die EU gerade in der Klimapolitik gezeigt, wo für die Erneuerbaren auch nur EU-weite Ziele vorgegeben werden.

Bei der Inflation haben wir auch schon ein globales Ziel – 2 Prozent – das weit nach unten verfehlt wird. Warum ergänzen wir es nicht um ein Wachstumsziel für die Eurozone von ebenfalls 2 Prozent?

Erst wenn sich Griechenland & Co. diesem Ziel annähern, dürfte auch dort die Schuldenquote nachhaltig sinken. Und die Deflationsgefahr wäre ein für allemal gebannt.

Aber halt, wer war gleich noch dagegen, die EZB und die Eurozone auf ein Wachstumsziel zu verpflichten? Richtig, in Berlin reagiert man auf so was allergisch…