Geisel der Hedgefonds
Finstere Aussichten für den griechischen Premier
Die Ratingagentur Fitch hält ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Währungsunion nicht mehr für ausgeschlossen. Selbst der geplante 60-prozentige Schuldenschnitt reiche wohl nicht aus, um das Land zu retten, meldet der Fachdienst Eurointelligence. Allerdings ist noch nicht einmal dieser Haircut sicher: Einige Hedgefonds stellen sich quer – offenbar wollen sie abkassieren.
Nach der offiziellen Lesart hängt das Schicksal Griechenlands einzig und allein am „Sparwillen“ der Regierung Papademos. Der ehemalige EZB-Banker müsse endlich die gemachten Zusagen umsetzen, sagte Kanzlerin Merkel. Dann werde die „Troika“, die am kommenden Montag in Athen erwartet wird, auch grünes Licht für neue Milliardenhilfen geben.
Doch so einfach ist das nicht. Denn derzeit hakt es an ganz anderer Stelle: Beim „PSI“, was für „private sector involvement“ steht und die Beteiligung der Banken, Versicherungen und Hedgefonds an der „Rettung“ des Landes meint. Während die meisten Banken und Versicherungen bereit sind, einen „Haircut“ von 50 oder 60 Prozent mitzumachen, spielen die Hedgefonds auf Zeit. Die Risikoanleger „halten die Zukunft Europas als Geisel“, schreibt der Blog zerohedge:
On Monday German Chancellor Angela Merkel and French President Nicolas Sarkozy, the euro zone’s two leading powers, insisted private-sector bondholders must share in reducing Greece’s debt burden.
But the hedge funds are resisting, unlike European banks holding Greek bonds, who have been pressured to agree by politicians.
Banks represented by the Institute of International Finance (IIF) agreed last year to write off the notional value of their Greek bondholdings by 50 percent, a deal designed to reduce Greece’s debt ratio to 120 percent of its Gross Domestic Product by 2020.
But they have been unable to agree on the fine print of the refinancing – the coupon, maturity and the credit guarantees. These will determine the bonds’ Net Present Value (NPV), and thereby the actual hit the banks need to take.
There are 206 billion euros of Greek government bonds in private sector hands — banks, institutional investors, and hedge funds — and it is likely that hedge funds have been building up their positions in the past months.
Interessante Details zu dieser „Erpressung“ liefert heute die New York Times. Danach haben vor allem Londoner Hedgefonds massiv griechische Anleihen von deutschen und französischen Banken aufgekauft, die sie nun teuer losschlagen wollen. Europa werde die „Extra-Meile gehen“, glauben diese Investoren, um Griechenland zu retten. Und die Spekulanten in der City werden abkassieren.
In New York und in London wird offen über diese Gefahr gesprochen und geschrieben. Dagegen tut Merkel so, als liege das Schicksal Griechenlands allen in den Händen der Griechen. Warum nur?
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hark86
25. Juni 2012 @ 15:39
schon wieder dürfte die “Schuld” auf die Hedgefonds -Branche geschoben werden.Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass internationale Banken komplett die gleichen Strategien verfolgen, wobei deren Exposure meist wesentlich höher als jenes der Hedgefondsindustrie ist!