Flüchtlingskrise: Mehr Tote denn je
Durch den Flüchtlings-Deal mit der Türkei würden Menschenleben gerettet, behauptet Kanzlerin Merkel. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Wegen der Umleitung auf andere Routen gibt es mehr Tote denn je.
An der libyschen Küste werden mehr als hundert tote Flüchtlinge gefunden, meldet n-tv. Nach einem weiteren Schiffsunglück vor Kreta werden hunderte Menschen vermisst. Das ist kein Einzelfall.
“Während sich die EU immer schärfer gegen Flüchtlinge abschottet, steigt die Zahl der Ertrunkenen so schnell wie noch nie”, hatte die “Zeit” schon vor Tagen gemeldet. 2016 sei “das tödlichste Jahr.”
Offenbar hat sich herumgesprochen, dass eine Flucht über die Ägäis keinen Sinn mehr macht, da die Balkanroute dicht ist (der Flüchtlingspakt mit der Türkei spielt derzeit keine erkennbare Rolle).
Und so versuchen immer mehr Menschen, nach Kreta, Sizilien oder Süditalien überzusetzen. Dabei setzen sie sich Lebensgefahr aus. Selbst die EU-Marinemission “Sophia” kann das nicht verhindern.
Merkel und andere EU-Politiker sollten also aufhören, sich auf humanitäre Ziele zu berufen. Wenn sie wirklich Menschen retten wollten, müssten sie legale und sichere Fluchtwege schaffen!

Peter Nemschak
6. Juni 2016 @ 15:47
Im Süden Europas gibt es genug Inseln dafür. Wenn die betroffenen Staaten verständlicherweise wenig Begeisterung zeigen, wäre die Besetzung von Teilen Libyens eine brauchbare Alternative für Internierungslager. Das Problem besteht darin, dass sich in Europa niemand die Finger schmutzig machen will und feige wegduckt. Mit humanitärem Gesundbeten werden sich die Probleme nicht lösen lassen. Der EU fehlt die Durchschlagskraft einer Weltmacht, die ihre Interessen kennt und beharrlich verfolgt.
GS
5. Juni 2016 @ 17:13
Österreichs Außenminister kommt jetzt endlich mit dem Vorschlag um die Ecke, der schon letztes Jahr, nein, eigentlich vor Jahren hätte kommen müssen: So vorgehen, wie die Australier es machen und mehr vor Ort helfen.
http://derstandard.at/2000038263249/Kurz-will-Migranten-zurueckschicken-oder-internieren
ebo
5. Juni 2016 @ 17:15
Menschenverachtend
Peter Nemschak
6. Juni 2016 @ 07:52
Was heißt menschenverachtend? Wie wollen Sie verhindern, dass Millionen von Menschen aus Afrika, dem Mittleren Osten und Westasien nach Europa strömen? Allein im Osten des Kongo sind in den letzten Jahren viereinhalb Millionen in lokalen Konflikten zu Tode gekommen und weit mehr geflohen, viele davon nach Kenia. Wenn die Mehrheit der Europäer nicht in den nächsten Jahren von einer Massenflüchtlingswelle überrollt werden will, gibt es wenig “weiche” Alternativen dies zu verhindern, europäische Werte hin oder her.
ebo
6. Juni 2016 @ 12:50
Europa ist nicht Australien, wir sind keine Insel und haben auch keine, die wir zum Internierungslager machen können.
Skyjumper
5. Juni 2016 @ 21:18
Ich halte die von Kurz vorgeschlagene Vorgehensweise für die einzig nachhaltige Vorgehensweise wenn man nicht, selbstverständlich voller “Betroffenheit” immer mehr Tote im Mittelmeer billigend in kauf nehmen möchte.
Menschenverachtend ist eher die Vorgehensweise die derzeit praktiziert wird. Mehr Menschen “anzulocken” als man bewerkstelligen kann. DAS ist ein Spielen mit Menschenleben.
Aber ja, ich weiß schon die Lösung: “Wir schaffen das”
ebo
5. Juni 2016 @ 21:45
@Skyjumper Sorry, aber erstens will Griechenland garantiert kein Internierungslager auf Lesbos haben, und zweitens werden die Transitländer da nicht mitspielen. Die Türkei hat jetzt schon keine Lust mehr, Flüchtlinge zurückzunehmen, und Libyen ist sowieso dagegen. Wohin also mit den Boat people?
Skyjumper
5. Juni 2016 @ 22:07
@ ebo
Da haben Sie Recht, das ist oder wäre kein Selbstläufer. Vielleicht würde der Vorschlag sich tatsächlich genauso wenig praktisch umsetzen lassen wie die derzeitige Vorgehensweise. Aber das wäre dann eine gänzlich andere Begründung als ein in den Raum geschmettertes “menschenverachtend”.
Und bisher hat man den Griechen ja nicht einmal angeboten eine/zwei/drei ihrer Inseln zu so einem Zweck anzumieten. Australien bekommt seine Lager ja auch nicht für lau. Und Griechenland hat sehr sehr viele Inseln. Von daher scheitert es im Moment doch schon daran dass man den Gedanken gar nicht prüfen WILL, geschweige denn umsetzen WILL.
Wenn es nicht geht, geht es nicht. Dann kann man den Vorschlag getrost in die Tonne treten. Aber bitte erst dann. Im Moment gibt es mir ganz allgemein in der Politik viel zu viel TINA.
Peter Nemschak
4. Juni 2016 @ 14:32
Sie brauchen keine ethischen Bedenken wegen Einwanderung zu haben. Migration ist so alt wie die Menschheit und nichts Böses. Unter den Flüchtlingen wird es sicher auch Menschen geben, die wir als “normale” Migranten gerne bei uns hätten und die sich ohne Schwierigkeiten integrieren werden. Ich könnte mir vorstellen, dass in Zukunft ein Gutteil unserer Landärzte aus dem Mittleren Osten kommen wird, da sich zu wenig einheimische Ärzte für diesen Beruf entscheiden.
Skyjumper
4. Juni 2016 @ 21:58
Jetzt mußte ich doch schmunzeln. Ethik betrachte ich (vielleicht fälschlicherweise) als etwas individuelles, etwas persönliches. Es nützt mir also nichts wenn mir jemand anderes sagt das ich keine ethischen Bedenken zu haben bräuchte. ICH habe sie einfach.
Im übrigen haben Sie mich eventuell falsch verstanden. Es ging mir weniger um die Einwanderer die herkommen und wie sie eventuell aufgenommen werden. Es geht mir primär um ihre Herkunftsländer die dabei ihre human ressources verlieren.
Peter Nemschak
4. Juni 2016 @ 22:10
Das müssen Sie wohl das Problem der Herkunftsländer sein lassen. Sie können nicht alles Unglück der Menschheit auf Ihre Schultern laden. Kulturen entstehen, wachsen und vergehen. Wir weigern uns bloß, dieses Prinzip auch für uns gelten zu lassen.
Skyjumper
3. Juni 2016 @ 22:32
Diese Entwicklung war zu erwarten, hat allerdings meiner Meinung nach relativ wenig mit dem Türkei-Deal zu tun. “Relativ” weil sicherlich auch das seinen Anteil an den steigenden Mittelmeerpassagen hat.
Libyen, Niger, Nigeria, Mali …….. in all diesen Ländern ist es in den letzten Monaten ein klein wenig ruhiger geworden. Nicht zuletzt dank der Militäreinsätze westlicher Staaten, aber auch der AU. Dadurch hat sich die für die Kolonnen der Migranten wieder die Möglichkeit ergeben ihren Weg zur Mittelmeerküste fortzusetzen.
Die meisten Menschen in Europa haben keine Vorstellung davon wie VIELE migrationswillige Menschen es in Afrika gibt. Wir sprechen da nicht über 1, 2, 3 oder 5 Millionen Menschen. Verschiedene Studien der internationalen Hilfsorganisationen (denen man dabei allerdings auch ein Eigeninteresse unterstellen muss) gehen alleine für den afrikanischen Kontinent von einer Zahl in der Größenordnung zwischen 200 und 350 Millionen aus. Wenn da auch eine ziemliche Varianz in der Grundzahl ist …….. relativ einig sind sich die Studien darin, dass diese Zahl Jahr für Jahr um 20 Millionen Menschen zunehmen wird.
Für den nahen Osten, den mittleren Osten und die westasiatischen Staaten kenne ich keine Zahlen, aber auch da kommt sicherlich einiges zusammen.
Glaubt wirklich irgendjemand ernsthaft dass das für Europa (selbst unter optimistischen Annahmen) eine lösbare Aufgabe ist? Am Ende wird es eine Abwehrschlacht werden. Wenn wir Glück haben können wir noch festlegen WO die geführt wird. Und wir wären gut beraten sie nicht IN Europa zu führen.
Peter Nemschak
4. Juni 2016 @ 10:25
Zumindest müssen wir klare Bedingungen (legale Einwanderung mit einer jährlichen Obergrenze pro Mitgliedsland) für die Aufnahme von migrationswilligen Menschen bereits vor Ort kommunizieren und diesen Menschen klar machen, dass sie, wenn sie die Bedingungen nicht erfüllen, damit rechnen müssen abgewiesen zu werden und die gefährliche Reise nach Europa, wenn sie überhaupt lebend ankommen, umsonst gemacht zu haben.
Skyjumper
4. Juni 2016 @ 12:45
@ Peter Nemschak
Damit es diese klaren Bedingungen überhaupt geben kann müssen Sie noch einen Schritt vorher machen: Die ganz klare Trennung zwischen asylberechtigten Flüchtlingen einerseits, und Einwanderern andererseits.
Bzgl. der anzuerkennenden Flüchtlinge müsste man wieder auf das GG zurückfallen und die ganzen überbordenen Ergänzungen (Wiener Flüchtlingskonventionen etc.) wieder streichen. Sonst kommen Sie nämlich nie mit noch händelbaren Obergrenzen aus. Das hatten Sie ja schon selbst zutreffend geschrieben.
Bzgl. der Einwanderung habe ich gewisse ethische Bauchschmerzen. Ich bin der Meinung dass wir unsere hausgemachten Probleme (Demographie etc.) im Kern selbst lösen müssten. Die Lösungsansätze via Einwanderung sind nach meinem Empfinden lediglich eine moderne Form von Kolonialismus. Wir picken uns genau die Menschen heraus die wir brauchen. Und was wir brauchen ist die Creme de la Creme aus den z.B. Ländern Afrikas. Genau diese Gruppe würde aber auch dort dringend gebraucht damit diese Länder sich nachhaltig entwickeln können.
Peter Nemschak
3. Juni 2016 @ 18:49
Ich fürchte, dass die von den Mitgliedsländern angebotenen Plätze angesichts der Situation in Afrika und Westasien bei weitem nicht ausreichen werden, um alle, die sich grundsätzlich qualifizieren, aufzunehmen.
Peter Nemschak
3. Juni 2016 @ 14:51
Legale und sichere Fluchtwege für wen? Mittlerweile sind Millionen Afrikaner in Richtung Europa in Bewegung. Das Flüchtlingsproblem ist längst kein syrisches oder afghanisches mehr. Ohne absolute Obergrenze für die EU (nicht zustande gekommen) oder solche für jedes EU-Land entsprechend seiner politischen Neigung wird der Flüchtlingsstrom nicht zu bremsen sein.
ebo
3. Juni 2016 @ 14:56
Ja, für wen? Das könnte und müsste die EU, zusammen mit dem UNHCR, endlich festlegen. Dann könnte man berechtigte und/oder anerkannte Asylbewerber auf Nahost oder Nordafrika direkt auf sicherem Wege nach Europa bringen – und dabei die eigenen Kapazitäten berücksichtigen. Ob das eine Obergrenze sein muss, ist eine andere Frage…
Peter Nemschak
3. Juni 2016 @ 15:20
Nordafrika ist heute zum Großteil Transitland für Flüchtlinge aus Schwarzafrika. Ohne Obergrenze würden auf Grund der schlechten Lebensbedingungen südlich der Sahara Millionen versuchen Europa zu erreichen. Wenn derzeit geltende Flüchtlingskonventionen keine Obergrenze vorsehen, wird man sie ändern und an die heutige Situation anpassen müssen. Wegschauen hilft nicht.
ebo
3. Juni 2016 @ 15:35
Österreich ist nicht überall, Bayern auch nicht. Die beste Lösung wären EU-weite Kontingente, für die jedes Land nach Maßgabe seiner Möglichkeiten (und nicht nach einer Brüsseler Quote) freiwillig Plätze bereitstellt. Wenn Deutschland viele Flüchtlinge haben möchte – bitteschön! Aber sie sollten nicht gezwungen werden, in Nussschalen über die Ägäis oder das Mittelmeer zu kommen, sondern eingeflogen oder mit dem Zug von Athen nach Berlin gebracht werden. Die Prüfung, ob jemand asylberechtigt ist, sollte schon vor der Einreise nach Europa erfolgen – z.B. in der Türkei, oder in Tunesien. Das sind ja alles “sichere” Drittstaaten, nicht wahr?