Eurozone: Es wird ernst

Nun stehen auch noch die Kerneuropäer im Regen

Die Schuldenkrise in Griechenland weitet sich nach einem ergebnislosen Krisentreffen der EU-Finanzminister bedrohlich aus. Zu den Leidtragenden zählt neben den üblichen Verdächtigen Griechenland, Irland und Portugal, die wiederum höhere Risikoprämien zahlen müssen, erstmals auch Frankreich: Die US-Ratingagentur Moody‘s droht, drei französische Großbanken herabzustufen, weil diese in der griechischen Schuldenkrise besonders exponiert seien.

Damit erreicht die Krise endgültig den Kern der Eurozone. Ausgelöst wurde die jüngste Eskalation nämlich durch deutsche Maximalforderungen zur Beteiligung privater Gläubiger an einer Umschuldung Griechenlands. Bisher stand Deutschland bereits gegen die Europäische Zentralbank und gegen die EU-Kommission, die in einem internen Optionen-Papier, aus dem die FT zitiert, vor den unkalkulierbaren Risiken einer Umschuldung warnte.

Nun droht auch noch ein Konflikt mit Frankreich, dem wichtigsten deutschen Partner in der Eurozone. Bei einem bilateralen Treffen mit Staatschef Sarkozy am Freitag in Berlin muss Bundeskanzlerin Merkel versuchen, den Streit zu entschärfen. Gelingt dies nicht, dann wird es wirklich ernst: Dann stünde nämlich nicht mehr nur Griechenland auf der Kippe, sondern die Handlungsfähigkeit der gesamten Eurozone. 

Jetzt rächt es sich, dass Bundesfinanzminister Schäuble seine Umschuldungs-Pläne im Alleingang entwickelt hat, ohne die wichtigen Partner in Paris, Brüssel und Frankfurt einzubinden. Unterstützung findet der CDU-Politiker, der mit seinem Vorstoß die Euroskeptiker in der Berliner Koalition beruhigen wollte, bisher nur in Finnland und den Niederlanden, wo Populisten Stimmung gegen Griechenland und den Euro machen.

Schäuble findet sich also in denkbar schlechter Gesellschaft wieder. Sein Vorstoß erweist sich als riskantes Vabanquespiel, das von den Ratingagenturen und Märkten gezielt genutzt wird, um die Eurozone zu schwächen, wie in diesem Blog bereits mehrfach beschrieben wurde (zuletzt im Beitrag “Tabu Marktversagen”).

Zwar hofft man in Brüssel immer noch, dass man in letzter Minute eine Einigung findet – etwa auf eine freiwillige Umschuldung -, so dass alle ihr Gesicht wahren können. Doch für Griechenland wäre damit wenig gewonnen. Auch Frankreich könnte, sollte Moody’s mit dem Downgrading Ernst machen, zu den Verlierern zählen. Damit wäre der Keim für den nächsten Streit schon gelegt…

 

P.S. Parallel zur Krise in Euroland eskaliert auch die Lage in Griechenland. Tausende wütende Demonstranten haben das Parlament in Athen umzingelt, um gegen die von Brüssel verordnete Sparpolitik zu protestieren. Die Polizei setzt Tränengas ein, berichtet die griechische Zeitung Ekathimerini. Regierungschef Papandreou hat eine Rede angekündigt, offenbar bietet er seinen Rücktritt an…

 

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