Euroland widersteht Brexit – UK auch
Ökonomen, EU-Experten und Politiker waren sich einig: Der Brexit wird eine Katastrophe für die Wirtschaft, vor allem auf der Insel. Doch die Warnungen waren falsch – die Konjunktur boomt.
Schauen wir zunächst ins Euroland: Dort ist der Brexit-Schock, wenn es denn einen gegeben hat, schon verdaut. Die Wirtschaft wächst kräftig, zuletzt sogar so gut wie seit sechs Jahren nicht mehr.
Laut PMI-Index könnte die Wirtschaft im ersten Quartal um satte 0,6 Prozent gewachsen sein. Besonders gut entwickelt sich übrigens Frankreich, das sogar Deutschland überrunden könnte.
Das sollte all jenen zu denken geben, die meinen, Frankreich könne erst dann wieder “auf Augenhöhe” mit Deutschland diskutieren, wenn es “Strukturreformen” macht (bonjour, M. Macron).
Fast noch erstaunlicher sind die Zahlen aus UK. Von dort haben wir schon offizielle Daten, sie sehen noch besser aus als in Euroland. Denn in Q1 wuchs die Wirtschaft um 0,7 Prozent.
Ähnlich wie in Frankreich expandiert vor allem der Dienstleistungssektor. Auch der Bau legt kräftig zu. Dies lässt vermuten, dass der Handel mit Industriegütern nicht so wichtig ist wie immer behauptet.
Doch genau um diesen Handel dreht sich die Brexit-Debatte in der EU. Dass sich UK und Frankreich aus der Industriegesellschaft verabschieden, hat man vor allem in Deutschland vergessen…
Umso lieber belehrt man Franzosen und Briten, dass sie alles anders machen müssen, so wie bei uns. Und man behauptet unbeirrt weiter, dass der Brexit ganz schlimm werde, vor allem wirtschaftlich…
Claus
3. April 2017 @ 06:55
Anders als die Iren, Dänen und Norweger, die Anfang der 70-er Jahre per Referendum selbst entscheiden durften, ob sie der EU beitreten wollten oder nicht, hatten die Briten diese Möglichkeit nicht. Ihr Beitritt wurde mit viel Zank im Parlament entschieden, und die Franzosen wollten die Briten sowieso nicht in der EU haben. Hätte man die Briten seinerzeit auch per Referendum entscheiden lassen, wären sie vermutlich, wie auch die Norweger, der EU garnicht erst beigetreten. Der typische Brite hatte wegen eines gut entwickelten Demokratieverständnisses immer schon einen Widerwillen gegen fremdländische Bevormundung.
Und wir müssten wegen Brexit nicht den Untergang des Abendlandes befürchten.
Peter Nemschak
3. April 2017 @ 11:03
Die Briten wollten lange nicht beitreten, sind aber schließlich aus wirtschaftlichen Überlegungen doch beigetreten. In Zukunft müssen sie bereit sein, zu Lasten von wirtschaftlichen Vorteilen glorreiche und stolze Ex-Weltmacht zu spielen. Ob die britischen Unterschichten nicht lieber wirtschaftliche Vorteile statt nationalen Stolz, welche ihnen die britische Oberschicht aufgeschwätzt hat, gehabt hätten?
Auldjohn
3. April 2017 @ 12:07
Eine Vanguard-Class mal kurz im Hafen von Gibraltar nach Luft schnappen zu lassen ist sicher nicht die feine englische Art, aber doch auch kein Untergang Abendland.
Die Spanier sind ja unbewaffnet.
GS
2. April 2017 @ 22:03
Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass der Brexit für eine der beiden Seiten ernsthafte Konsequenzen hat. Hab ich schon im Vorfeld nicht geglaubt. Niemand kann seriös irgendwelche Wachstumseffekte durch den Binnenmarkt berechnen.
Peter Nemschak
3. April 2017 @ 10:55
Wollen Sie die Probe aufs Exempel machen und ihn abschaffen?
Johannes
2. April 2017 @ 17:02
Klasse, dann kann Frankreich ja die Schulden Süd Europas bezahlen.
Ich mit meinem Hungerlohn, danke an alle SPD und Grüne Mitglieder nochmals dafür, brauche dann nicht mehr für einen Griechen mitarbeiten.
Und ich brauche nicht kleine, schwache SPD Mitglieder in meiner Stadt zur finanziellen Solidarität mit mir zu zwingen weil die SPD keine Euro-Bonds mehr einführen braucht weil Frankreich ja die Zeche zahlt.
Ach stop, ich als Deutscher mit Hungerlohn soll dennoch zahlen …. dann werde ich doch SPD Mitglieder zu Hause besuchen und sie dazu zwingen mir Geld zu geben.
Ihr zwingt uns Deutsche zur Solidarität, dann dürfen wir Bürger euch auch dazu zwingen, mit uns Solidarität zu üben.
Wohnt jemand aus dem Blog hier, der Solidarität für Griechenland erzwingen will, in NRW? Dann könnte ich bei euch zu Hause vorbeikommen … euch geht es sehr wahrscheinlich finanziell viel viel besser als mir und das reicht ja als Grund, euch zu zwingen mir Geld zu geben, so wollt ihr es ja mit uns Bürgern und Griechenland machen.
Ja ich weiß, ich übernehme eure Wertevorstellungen, ist das nicht toll?
Freu mich schon auf euch und euer Geld.
ebo
2. April 2017 @ 17:27
Niemand muss eine Partei wählen, die er nicht versteht.
kaush
1. April 2017 @ 18:18
“City of London: Es gibt keinen Weltuntergang wegen EU-Austritt”
“Der Politikchef der City of London – dem Finanzbezirk der britischen Hauptstadt – sagt: Es wird wegen den EU-Austritts keinen Armageddon geben. Die bisher zu erkennende Anzeichen sprächen klar dagegen. ”
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/04/01/city-london-es-gibt-keinen-weltuntergang-wegen-eu-austritt/
Keep Calm and Carry On.;)
Peter Nemschak
1. April 2017 @ 14:20
Noch hat der BREXIT nicht begonnen; abwarten und Tee trinken. Was Frankreich und Deutschland betrifft, war Frankreichs Wirtschaft schon vor Einführung des Euro strukturell relativ schwächer als die Wirtschaft Deutschlands. Frankreich wollte durch die Einführung des EURO von der Wirtschaftskraft Deutschlands profitieren. Heute bräuchte Frankreich einen französischen Schröder. Ob Macron ein solcher wäre?