EU-News in der Krise

Wie sieht es hinter den Kulissen des Medienplatzes Brüssel aus? Wie werden die EU-News gemacht, wie glaubwürdig sind sie? Gerade nach dem Griechenland-Debakel sind dies brennende Fragen.

Nun wurde ich gebeten, meine Positionen in einem Vortrag für die Hans-Böckler-Stiftung zusammenzufassen. Hier die wichtigsten Thesen:

  • Die EU steckt in einer existentiellen Krise. Deshalb sind Nachrichten aus Brüssel wichtiger, aber auch ärgerlicher denn je. Als überzeugter Europäer und engagierter Journalist kann man daran schon einmal verzweifeln.
  • Der Medienplatz Brüssel brüstet sich gerne damit, weltweit die Nr. 2 zu sein, gleich nach Washington. Allerdings richten sich die Blicke auch der Korrespondenten immer öfter auf die heimliche EU-Hauptstadt Berlin.
  • Die journalistische Arbeit in Brüssel ist News-getrieben. Doch es gibt immer weniger objektive, für ganz Europa verbindliche Nachrichten. Die Renationalisierung macht sich auch im Nachrichten-Geschäft bemerkbar.
  • Der Alltag eines Korrespondenten in Brüssel ist zunehmend von Krisensitzungen und Enthüllungen („leaks“) geprägt. Dies macht die Arbeit nicht leichter; die Qualität der Berichterstattung leidet darunter.
  • Die Krise der EU hat auch den Journalismus erfasst – als Vermittlungs- und Glaubwürdigkeits-Krise. Mit dem „Schuldendrama“ um Griechenland wurde im deutschen Journalismus ein neuer, trauriger Tiefpunkt erreicht.

Fazit: Nötig wäre eine Rückbesinnung auf die journalistischen Standards – und mehr Recherche und Reportage, um die komplexen und zunehmend unverständlichen News aus Europa aufarbeiten und verstehen zu können.

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