Die EU kommt UK entgegen? Von wegen!

Nehmen wir einmal an, Sie wollen aus einem Club austreten – und der Vorstand sagt Ihnen, Sie dürften noch ein wenig länger bleiben, um in aller Ruhe über die künftige Zusammenarbeit  (nach dem Austritt) zu reden. Wäre das ein Entgegenkommen?

Wohl kaum. Doch genau so stellen es die „Tagesschau“ und andere deutsche Medien dar: Die EU sei bereit, die sogenannte Brexit-Übergangsphase um ein Jahr zu verlängern, berichtete ein EU-Diplomat dem ARD-Studio Brüssel.

Das mag wie ein Entgegenkommen klingen – und einige britische Minister haben es offenbar auch gefordert. UK würde so Zeit gewinnen, um ein Freihandelsabkommen mit der EU auszuhandeln, und einen irischen Backstop zu vermeiden.

Doch in dieser Zeit könnte das Land keine neuen, souveränen Abkommen etwa mit den USA schließen. Zudem dürfte die Verlängerung nicht ausreichen, um einen Vertrag mit der EU zu schließen – das dauert erfahrungsgemäß viele Jahre.

Und ob sich der Backstop – also die von London gefürchtete spezielle Anbindung Nordirlands an die EU – auf diese Weise tatsächlich vermeiden ließe, ist auch unklar. Kurz: London könnte zwar Zeit kaufen, doch es wäre ein schlechter Deal.

Dies scheint auch May zu sehen. Das Büro der Premierministerin habe eine Verlängerung ausgeschlossen, schrieb am Mittwoch die BBC-Korrespondentin L.  Kuenssberg auf Twitter. Erstaunlich wäre das nicht.

Denn May will den Club verlassen – und nicht ad infinitum an die EU gefesselt sein! Als Vorteil kann eine Verlängerung nur jenen erscheinen, die UK unbedingt als special Member halten wollen…