Endspiel ohne Ende
Im Schuldenstreit mit Griechenland zeichnet sich ein neuer Aufschub ab. Während Kanzlerin Merkel warnte, eine Einigung müsse bis Ende Mai stehen, plant die Eurogruppe offenbar eine Verlängerung des laufenden Programms bis in den Herbst.
Grund für die neuen Gedankenspiele ist der festgefahrene Streit um die Renten und den Arbeitsmarkt in Griechenland. Ein Teil der Gläubiger fordert, dass Athen die Renten weiter senkt und die Schutzstandards am Arbeitsmarkt lockert.
Die Linksregierung in Athen lehnt dies jedoch entschieden ab. Bei beiden Themen gebe es „rote Linien“, die nicht überschritten werden dürften.
Ein Sprecher der Regierungspartei Syriza hat sogar mit Zahlungsstopp an die Gläubiger gedroht. Es sei kein Geld mehr da, die am 5. Juni fälligen 300 Millionen Euro für den Internationalen Währungsfonds IWF zurückzuzahlen.
Weiterlesen auf „Members only“. Siehe auch „Endspiel mit gezinkten Karten“
winston
25. Mai 2015 @ 14:51
Euroskeptiker wird neuer polnischer Präsident.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-05/polen-komorowski-duda-stichwahl
Offensichtlich haben die Menschen in Europa von der Chaostruppe in Brüssel langsam genug.
winston
25. Mai 2015 @ 14:31
Der Wert einer Währung hängt nicht von Institutionen, Politik, Korruption, Steuermoral und schon gar nicht von der Gesellschaft ab. Der Wert einer Währung hängt hauptsächlich vom Handel bzw Nachfrage und Angebot ab. Das wird jeder seriöser Wirtschaftswissenschaftler bestätigen.
Wenn Land X 100 Mrd. an Waren und Dienstleistung an Land Y exportiert und von Land Y nur 10 Mrd. importiert hat die Währung von Land X einen massive Nachfragen Überschuss ggü der Währung von Land Y, folglich steigt der Wert der Währung von Land X ggü der von Land Y. Die Produkte von Land X verteuern sich und Land Y konsumiert mehr einheimische Produkte und kann je nach Industrialisierung den Export ankurbeln da die Waren billiger werden. Dieser Mechanismus herrschte vor der Euroeinführung und ist mit dem Euro weggefallen.
Man kann nicht 2 völlig unterschiedlich Volkswirtschaften en einer Währung binden ohne entsprechende Ausgleichsmechanismen, so was ist Makroökonomischer Bullshit und führt zu dem was wir heute sehen und zudem keinen Bestand haben wird.
Ich war verschiedene male zwischen 1990 und 95 in Griechenland und das Wohlstandsgefüge weichte nicht gross vom übrigen Europa ab. Also kommen sie mir nicht mit Drittweltgeschichten und ähnlichen Blödsinn.
Auch die Mär des Korrupten Schuldners ist völliger Blödsinn und nur die einte Seite der Medaille.
Wo es einen Korrupten Schuldner (wobei einige sehr gut vom Korrupten Schuldner gelebt haben) gibt, gibt es immer einen Dummen Gläubiger. (Siehe Subprimekrise)
Bevor man einen Kredit genehmigt sollte man immer die Zahlungsfähigkeit des Schuldners überprüfen und genau das hat man fahrlässig ausgelassen. Es gab genügend Stellen um sich über die Volkswirtschaftliche Situation vor allem den Stand der Auslandsschulden von Spanien, Griechenland, Portugal und Irland schlau zu machen wie z.B. EZB, OECD, Weltbank, IWF, Eurostat.
Hätten die Französischen und Deutschen Banken Verantwortung übernommen, hätte man sie nicht durch ESM Gelder freikaufen müssen, das ist nichts anderes als Bankensozialismus, das sind genau die die aktuell die Sozialsysteme in der Eurozone am liebsten völlig abschaffen wollen.
Nemschak
23. Mai 2015 @ 07:38
Der US-Mahnung, müssten, damit sie glaubwürdig ist, finanzielle Taten folgen.
winston
23. Mai 2015 @ 06:37
Ich sehe für Griechenland nur eine Chance aus diesem Desaster raus zu kommen, Banken nationalisieren, Default erklären und den Euroaustritt bekannt geben, sehr wichtig ist die Zurückerlangung der monetären Hoheit. Das wird für die ersten Wochen und Monate zwar sehr turbulent für Griechenland, mittel und langfristig wird sich Griechenland aber klar erholen. Landwirtschaft und vor allem Tourismus würden sofort boomen, der Rest käme später. Griechenland importiert praktisch alles, Grund ist eine um ca. 60% überbewertete Währung. Bei einer Genesung der Griechischen Wirtschaft würden sofort Portugal, Spanien und evtl Irland folgen, das wäre das aus für den Euro und davor fürchtet sich die Chaostruppe aus Brüssel wie der Teufel das Weihwasser.
Weiter so wie bisher bringt absolut nix, weder für die Gläubiger und schon gar nicht für Griechenland.
Varoufakis will allerdings im Euro bleiben und gleich das ganze globale Währungssystem reformieren, ist zwar sehr löblich aber damit scheiterten schon Strauss-Kahn und Flassbeck also schwerlich durchführbar.
Ich würde hingegen das Angebot Putin’s sehr genau studieren. Der westen mit seinem ausser Kontrolle geratenen Neo-Liberalismus wird kläglich scheitern, man kann nur hoffen das vernünftige Stimmen hier das Ruder noch rumreissen können.
Nemschak
23. Mai 2015 @ 10:46
Warum hat sich das Wohlstandsgefälle zwischen Griechenland und Nordeuropa in den Jahren 1986 (Beitritt Griechenlands zur EU) und dem Beitritt zur Eurozone nicht merklich verringert? An der eigenen Währung allein kann es wohl nicht gelegen sein. Offenbar hängt es an den gesellschaftlichen, politischen und institutionellen Voraussetzungen, welche das Wohlstandsniveau eines Landes bestimmen – nicht nur an der Währung, deren Wert Ausdruck davon ist. Warum waren vor Einführung des Euro die Inflationsraten in den Mitgliedsländern der EU strukturell unterschiedlich? Warum haben von der Einführung des Euro manche Länder mehr, andere weniger profitiert? Die Frage, ob Euro oder eigene Währung greift zu kurz.
Andres Müller
22. Mai 2015 @ 23:16
Die Griechen mussten schon letztes mal beim bezahlen tricksen, deshalb denke ich das jetzt tatsächlich nicht mehr für alle Gläubiger Geld vorhanden ist.
Da es diese Gläubiger offenbar letztes mal schon drauf ankommen haben lassen (es gab keine Einigung), so wird möglicherweise auch Anfang Juni keine Einigung kommen. Die Gläubiger wussten vorher nicht das GR den IWF anzapfen könnten und es gelingen würde, also wird man auch am 5 Juni stoisch abwarten was nun geschieht.
Die Wahrscheinlichkeit ist jetzt sehr hoch geworden, dass GR den Euro im Juni verlassen muss. Die Rolle der USA bei diesem Spiel ist undurchsichtig, aber ich denke die Mahnung an die EU lautet nur noch dass GR die Nato nicht verlassen soll und in der EU verbleiben soll (ohne Euro).
Nemschak
22. Mai 2015 @ 21:08
@ebo was Griechenland betrifft, muss man die Situation mit jener vor Einführung des Euro vergleichen. Das Land muss in einer solchen Situation wie jetzt Prioritäten setzen. Um die Ärmsten nicht weiter zu belasten müssen andere Ausgaben radikal beschnitten werden, z.B. jene für das Militär. Mit Ausnahme der Ärmsten müssen alle Bevölkerungsschichten weiterhin Einbußen in Kauf nehmen. Dass bis heute die Steuereintreibung nicht funktioniert, kann Griechenland nicht der EU anlasten, ebenso wenig, dass das Land bisher nicht imstande war, die jahrelange Kapitalflucht zu stoppen. Fragen sie ihre Quellen, warum Griechenland für Investoren nicht interessant ist, warum griechische Geschäftsleute ihr Vermögen im Ausland und nicht in Griechenland gemacht haben. Nochmals: anderen neuen EU Länder, die bisher an den Hilfsprogrammen für Griechenland beteiligt waren, geht es, gemessen am materiellen Lebensstandard, weit schlechter. Europa war jahrelang verwöhnt, dass es wirtschaftlich immer nur bergauf geht und ist für Rückschläge wehleidig geworden.
luciérnaga rebelde
22. Mai 2015 @ 17:12
Ich habe es hier in Spanien erlebt: einmal sagte mir ein Schweizer mit hohem Standard: diese Spanier sind verrückt mit ihrem Konsumdrang, und meine Antwort war, dass man einem Hungrigen nicht sagen kann zuviel essen ist ungesund. Lass ihn mal sich richtig satt essen und dann sehen wir weiter.
Stimmt, es wurde spekuliert wie verrückt, aber woher kamen die Kapitalien dazu? Wenn dich dein Banker bis nachhause verfolgt um dir zu sagen, dass du jetzt unbedingt eine Wohnung oder ein Haus kaufen musst, weil die Zinsen sehr billig sind, was machst du?
Peter Nemschak
22. Mai 2015 @ 13:48
Griechenland hat seit seinem Beitritt zur Eurozone über seine Verhältnisse gelebt, alle Bevölkerungsschichten mehr oder minder. Selbst wenn europäische Hilfsprogramme verlängert werden, muss sich die griechische Gesellschaft grundlegenden Reformen unterziehen, will sie nachhaltig Anschluss an das Wohlstandsniveau im Norden finden. Warum ist nach fast 30 Jahren EU-Mitgliedschaft das Wohlstandsniveau in einem kleinen Land wie beispielsweise Dänemark um so viel höher als in Griechenland? Die Menschen sind grundsätzlich nicht verschieden, was Intelligenz und andere menschliche Eigenschaften betrifft. Der Euro hat die Bürger fälschlicherweise an eine automatische Wohlstandsangleichung innerhalb der Eurozone glauben lassen. Diese Illusion ist zu Bruch gegangen. Griechenland wird nichts anderes übrig bleiben, als von einem spürbar geringeren Wohlstandsniveau als vor der Krise in die Zukunft zu starten. Das ist die harte Realität.
ebo
22. Mai 2015 @ 13:56
Es geht um Rentenkürzungen und den Abbau der Arbeitnehmer-Rechte – für die Griechen. Und es geht um die Frage, ob Europa ein so kleines Land wie Griechenland stützen kann und will – für die EU. Liesse man Athen wg. einer nicht umgesetzten Arbeitsmarkt-Reform fallen, wäre dies ein Offenbarungseid und ein Signal an die Welt: Schaut her, so tickt die EU, sie kann nicht einmal ihren Laden zusammenhalten!
Peter Nemschak
22. Mai 2015 @ 15:39
Es geht darum, das Wohlstandsniveau an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit anzupassen, d.h. auch renten- und Arbeitnehmerrechte sind davon betroffen. machen wir uns doch nichts vor: in den 50-iger und 60-iger Jahren waren auch in den heute reichen Ländern das Rentenniveau und die Arbeitnehmerrechte wesentlich bescheidener als heute. Manchen neuen EU-Ländern geht es heute schlechter als in Griechenland. Europa ist keine Insel der Seligen, wie es manche noch immer nicht wahrhaben wollen. Relativ gesehen haben Europa und die gesamte westliche Welt in den letzten 20 Jahren verloren. Was die EU betrifft, hat die Welt keine Illusionen, bloß wir haben sie. Selbst wenn Großbritannien und Irland ausscheiden würden, wäre das nicht das Ende der EU.
ebo
22. Mai 2015 @ 16:19
Griechenland hat jetzt schon rund 30 Prozent abgewertet, wie weit soll es denn noch nach unten gehen? Waren Sie schon einmal in Athen und haben sich die Preise dort angesehen?
luciérnaga rebelde
22. Mai 2015 @ 11:00
Ist sich die EU -d.h. die Gläubbiger- überhaupt klar was sie tun? GR ist eines der ersten Mitglieder (seit 1986). Es stimmt dass dort in letzter Zeit ein rechtes Durcheinander herrschte, aber das war den Gläubigern anscheinend ganz recht: sie haben dabei recht saftig verdient.
Jetzt möchte eine neue Regierung damit aufräumen, aber halt mal in einer anderen Form. Das ist aber den Gläubigern auch nicht recht denn der Verdienst würde nicht mehr so saftig werden.
Was sie sich versprechen bei der Bevorzugung von der Ukraine ist einigermassen unverständlich…
Und dann darf man nicht vergessen dass GR seit 1952 in der NATO steckt und dort immer brav gezahlt und seine Soldaten für alle die absurden -und verlorenen Kriege- beigesteuert hat. Wenn jetzt GR aus Verzweiflung den BRICS beitritt, was wird mit den verschiedenen Basen -inkl. einer geheimen Gladio-Base?