Die Krise geht weiter

Ausgerechnet dieser freundliche Herr wird zum Problem für die Euro-Retter

Kurz vor dem Euro-Krisengipfel liegen die Nerven blank. Die Banken wollen den radikalen Schuldenschnitt in Griechenland nicht mitmachen, Kanzlerin Merkel widersetzt sich einer geplanten Gipfel-Erklärung zur künftigen Rolle der EZB. Und dann wackelt auch noch die Regierung in Italien. Ausgang offen, doch fest steht schon jetzt: Die Krise geht auch nach dem angeblich finalen Gipfeltreffen weiter – wenn es schlecht läuft, sogar tiefer denn je.

Bisher läuft für Merkel alles nach Plan: Beim Vorbereitungs-Gipfel am Sonntag in Brüssel konnte sie fast alle deutschen Forderungen durchsetzen. Und bei der Abstimmung heute im Bundestag scheint nicht nur die Kanzlermehrheit sicher; es zeichnet sich sogar eine parteiübergreifende Mehrheit ab – also eine informelle Große Koalition. Merkel kann also sagen: Deutschland steht hinter mir.

Doch in Brüssel wartet auf die Kanzlerin eine kalte Dusche: Die Banken wollen ihren Haircut von bis zu 60 Prozent nicht mitmachen. Die Rekapitalisierung der Geldinstitute ist zu niedrig angesetzt , und die schönen EFSF-Pläne, die Merkel im Bundestag absegnen lässt, führen ins Nirgendwo. Bisher enthalten sie nicht einmal Zahlen, nur Hoffnungswerte, wie Reuters meldet.

Auch so birgt das Paket viele Risiken und Nebenwirkungen. Seit Sonntag hat Griechenland den letzten Rest an Kreditwürdigkeit verloren; es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann das griechische Finanzsystem endgültig zusammenklappt. Auch die portugiesischen Banken spüren schon die Folgen des geplanten Schuldenschnitts in Athen – sie kriegen kaum noch Geld am Markt.

Besonders heftig sind die Nebenwirkungen in Italien: Dort wackelt die Regierung Berlusconi, weil die Lega Nord sich der Forderung, das Rentenalter auf 67 zu erhöhen, widersetzt. Das erhöht die Unsicherheit in Italien und damit in der gesamten Eurozone. Auch die italienischen Banken könnten bald wackeln, da sie bei der geplanten Kapitalerhöhung Schwierigkeiten haben, wie Bloomberg meldet.

Berlusconi scheint schon zum Rücktritt bereit: Im Frühjahr 2012 werde es Neuwahlen in Italien geben, der Cavaliere wolle zum Jahreswechsel gehen, meldet die FAZ. So oder so ist Berlusconi angeschlagen; sein Wort gilt nicht mehr viel. Egal, was er heute Abend in Brüssel verspricht – die Spekulanten werden sich weiter auf Italien einschießen, zumindest so lange, bis die Regierungskrise gelöst ist.

Italien ist aber der letzte Verteidigungswall. Fällt der auch noch, gerät wohl auch Frankreich in den Sog der Krise – und dann Gute Nacht bzw. bonne nuit…



 

 

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