Deutsche Banken stark exponiert
Deutschland ist finanztechnisch in Griechenland stärker exponiert als andere EU-Länder. Auch die Banken hängen schon wieder tief drin – trotz des ersten Schuldenschnitts.
Dies geht aus einer Studie des Brüsseler Thinktanks „Bruegel“ hervor. Deutschland sei das einzige Land, dessen Banken sei 2013 wieder massiv in Griechenland investierten:
As of the latest available data (September 2014), euro area banks’ exposures to Greece amounted to 96.6 million for Austria, 29.4 million for Belgium, 1368 million for France, 10203 million for Germany, 55.9 million for Ireland, 800 million for Italy, 923 million for the Netherlands, 263 million for Portugal and 301 million for Spain.
Das heißt, dass nicht nur Finanzminister Schäuble, sondern auch die Herren bei Deutscher Bank und Co. ein Interesse haben, einen Schuldenschnitt zu verhindern.
Allerdings bedeutet die starke deutsche Exponierung auch, dass Berlin und Frankfurt keinen Default gebrauchen können. Die deutschen Besserwisser stecken in einer Zwickmühle!
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GS
2. Februar 2015 @ 21:06
Was mich interessieren würde: Wie kommt es eigentlich, dass in Europa außer den britischen nur die deutschen Banken Ihr Exposure ggü. Griechenland seit 2011 nicht mehr abgebaut haben. Die französischen Banken waren 2009 und auch noch 2011 die größten Fische im Griechennetz. Mittlerweile sind praktisch keine Exposures mehr da. Wie kommt das zustande?
Peter Nemschak
1. Februar 2015 @ 22:46
Allen Regierungen, egal ob rechts oder links, passte es in den Kram, dass die Banken einen Anreiz hatten, Papiere zu kaufen, die sonst niemand gekauft hätte. Der eigentliche Fehler ist bei der Konstruktion des Euro passiert, als miteinander unvereinbare Forderungen der Staaten umgesetzt wurden: ein mehrhöckriges Kamel – a horse designed by a political committee ist dabei entstanden. Der Zins als Steuerungsinstrument für unterschiedliche Bonitäten wurde damit außer Kraft gesetzt mit allen unliebsamen Folgen. Keine geordnete Austrittsmöglichkeit aus dem Euro gepaart mit keiner Transferunion passen einfach nicht zusammen. Warum sollten sich Regierungen in den Geberländern, die unter Druck von rechts außen stehen, für Schuldenerlässe oder gar eine Transferunion erwärmen? Warum sollen die Bürger im Norden die Kosten für eine jahrelang korrupte Politik im Süden übernehmen? Erklären Sie dies einmal ihren Wählern!
Tim
1. Februar 2015 @ 11:35
@ ebo
Die (überwiegend linken) Regierungen der Euro-Staaten hätten längst etwas dagegen tun sollen und müssen, daß Euro-Staatsanleihen von Banken qua EU-Richtlinie nach wie vor nicht als Risiko gewichtet werden müssen. Immerhin war das ein Haupttreiber der Krise.
Was haben sie in all den Krisenjahren getan? Natürlich nichts. Wieder mal ein Beispiel für die Kumpanei der Linken mit den Banken.
Ach nein, ich hatte ja vergessen, daß alles ein Merkelsches Diktat ist.
ebo
1. Februar 2015 @ 13:37
@Tim
Merkel verdankt ihre Macht vor allem den Märkten, die ihr ein AAA aufpappen und das Geld mit Gebühr hinterherwerfen. Es war ein Fehler der Opposition (gibt’s die noch?) dies nicht stärker herausgestellt zu haben. Ohne den „sicheren Hafen“ hätte Schäuble niemals seine „schwarze Null“ erreicht.
Peter Nemschak
1. Februar 2015 @ 14:27
Die Anmutung des „sicheren Hafens“ durch die Investoren besteht nicht grundlos, wenn auch jener relativ ist. Zwischen Banken und Staaten bestand jahrelang eine societas leonina. Die Geldpolitik der EZB führte in der Krise zu einem unbeabsichtigten Kollateralnutzen für die Banken. Durch spezielle Bankensteuern in manchen Staaten versuchen diese, sich ihren Gewinnanteil an der Löwengesellschaft zu sichern. Ökonomisch sinnvoller, allerdings erst langfristig wirksam, ist die (weitgehende) Auflösung der Löwengesellschaft durch die Bankenunion. Eine etwas effektivere makroprudentielle Aufsicht/Steuerung hätte die Krise verhindern oder zumindest ihre Auswirkungen verkleinern können (jüngstes Beispiel: Schweizerfrankenkredite an Private und die öffentliche Hand).
Tim
1. Februar 2015 @ 20:25
@ ebo
Du hast mit sicherem Gespür wieder mal den Hauptaspekt meines Kommentars überlesen.
Mal ganz konkret:
Wie findest Du es, daß die linken Euro-Regierungen seit 2008 nichts gegen die fehlende Risikogewichtung von Euro-Staatsanleihen unternommen haben? Das ist, wie schon oft gesagt, einer der Geburtsfehler des Euros (und wahrscheinlich der wichtigste). Und warum liest man über diesen Skandal bei Dir so wenig?
PS: Ja, Merkel hat auch nichts dagegen unternommen. Mich interessiert hier nur Deine Meinung zu den linken Regierungen.
Johannes
31. Januar 2015 @ 20:08
Wie doof kann man eigentlich sein? Meine Fresse.
marianne
31. Januar 2015 @ 15:01
Ist ja logisch: die verschiedenen Banken nehmen bei der EZB zu 0.15% Geld auf und leihen es weiter an verkrachte Südländer zu Wucherzinsen, wo die Immmobilienspekulation bereits wieder auf Hochturen läuft. Das sie dann auf die angelaufenen Zinsen nicht verzichten wollen, ist ebenfalls logisch. Das Karussel läuft weiter. Und wer in dieser verrückten Welt schlussendlich bezahlt, ist der Steuerzahler. Wann wird man endlich die Banken sich selber überlassen? To big to fail? Dann macht sie doch mal ein weniger dick! Oder sind es sie, die in Europa und überall herrschen und wir nur zu kuschen -und zu zahlen- haben?
Peter Nemschak
31. Januar 2015 @ 19:28
Das aufgenommene Geld geht zum großen Teil in Staatsanleihen der Südländer. Zum einen müssen die Banken diese Anleihen nicht mit Eigenkapital unterlegen. Darüber hinaus vertrauen sie darauf, dass die EZB den Süden um jeden Preis in der Eurozone halten wird („whatever it takes…“) Das Wenigste geht in Form von Krediten in den Privatsektor. Von neuen Immobilienkrediten oder Krediten an die lokale Wirtschaft insgesamt ist wenig zu merken. Daher sind die Zinsen für den Privatsektor in diesen Ländern nach wie vor sehr hoch. Warum sollen die Banken Kredite vergeben, wenn sie mit geringem Risiko ohne Eigenkapitaleinsatz mit Staatsanleihen bequem Geld verdienen können?
Peter Nemschak
31. Januar 2015 @ 13:32
Sollten die betroffenen Banken etwaige Verluste aus ihren Griechenlandengagements ohne Hilfe durch den Steuerzahler nicht aushalten, hätte die Bankenaufsicht wieder einmal versagt. Ob es die EZB in Zukunft besser machen wird?
Tim
1. Februar 2015 @ 21:13
@ Peter Nemschak
Darauf bin ich ebenfalls sehr gespannt. Natürlich hat Europa künftig die Möglichkeit, den Regulierungsirrsinn noch zu verschärfen. Es besteht ja immerhin die Chance, den größtmöglichen symbolpolitischen Quatsch aus den USA zu importieren, nämlich den Dodd-Frank Act.
Die vernünftige Alternative (hohe Eigenkapitalanforderungen an Banken) scheint ja politisch nicht machbar zu sein, weil die Lobby einfach zu stark ist.