Der Countdown läuft
Kann Griechenland im Juni noch seine Schulden bedienen? Werden die Gläubiger helfen, etwa mit einem Überbrückungs-Kredit? Oder kommt es zum Offenbarungseid, gar zum Grexit? Der Countdown läuft…
Es war mal wieder ein ganz besonderes Feiertags-Spektakel. Genau wie Ostern wurde auch Pfingsten von Gerüchten über eine bevorstehende Pleite Griechenlands überschattet.
Erst sagte Innenminister Voutsis, dass kein Geld für den IWF da sei. Dann betonte Regierungssprecher Sakellaridis, Griechenland werde alle fälligen Schulden bedienen.
Was stimmt denn nun?
Weniger beachtet wurde der Eiertanz auf Seiten der Gläubiger, vor allem in Deutschland. Einerseits will Berlin den IWF unbedingt im Boot halten, andererseits ist man aber gegen die Schuldenerleichterung, die Washington fordert.
Wer setzt sich durch?
Fest steht auch, dass Griechenland seine Schulden mit den aktuellen Auflagen nie und nimmer abtragen kann, irgendwann kommt der große Knall.
Fest steht aber auch, dass die nächste Rückzahlung am 5. Juni ansteht – und dass die Gläubiger großes Interesse daran haben, dass alles reibungslos über die Bühne geht.
In den nächsten zehn Tagen dürfen wir uns also auf eine dramatische Zuspitzung der Krise, aber auch auf hektische Lösungsversuche gefasst machen.
Der Countdown läuft – ich werde ihn in diesem Blog täglich begleiten. Wer alles “live” miterleben möchte, sollte noch schnell “Member” werden, denn nur für Mitglieder gibt es alle Infos…
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GS
4. Juni 2015 @ 18:13
Nach den Meldungen, die ich heute gelesen habe, kann Griechenland die morgige Rate auch ohne Deal bedienen. Der Countdown kann also gleich mal wieder ne Woche vorgestellt werden…
Nemschak
27. Mai 2015 @ 14:29
@Winston Sie haben es auf den Punkt gebracht: die EU ist kein Nationalstaat, daher hält sich auch die Bereitschaft der Bürger eines Mitgliedslandes in engen Grenzen Transferzahlungen an ein anderes Mitgliedsland zu leisten. Selbst in einem Nationalstaat ist diese Bereitschaft nicht unbeschränkt vorhanden. Mit dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten kann sich die Mehrheit der Bürger identifizieren, nicht aber mit der Idee, dass manche Länder zu Dauersubventionsempfängern werden und als Nationalschmarotzer am Rücken der anderen, wirtschaftlich erfolgreicheren Länder leben.
winston
26. Mai 2015 @ 21:57
@ rebelde
Spanien ist nicht Griechenland. Griechenland ist Volkswirtschaftlich gesehen eine Leiche, da kommt jeder Imput recht. Die Tourismus Saison dauert in Griechenland von April bis Oktober, das ist nicht zu unterschätzen. Eine Abwertung von ca. 50% würde die Kaufkraft des Touristen um 50% erhöhen und das Land sehr attraktiv machen. Was den Industrietourismus angeht haben Sie recht, da muss man aufpassen.
Der Impact eines Grexit würde damit erheblich abgefedert werden. Sehr wichtig ist wie man den Grexit managt, je intelligenter desto kürzer die Leidenszeit. Zeit hat Griechenland eigentlich gar keine mehr, je länger man wartet, desto mehr wird zerstört, das gilt für alle anderen Länder die unter den Austeritätsirrsin stehen.
Die Schuldfrage ist momentan irrelevant. Relevant ist das man einsieht das der Euro auf ganzer Linie gescheitert ist und ein Irrationales Projekt ist, vor allem politisch, weil er seine Versprechungen in keinster weise eingehalten hat, den europäischen Völker Wohlstand, Frieden und Wohlfahrt zu bringen, es passierte das diametral entgegen gesetzte, Streit sogar Hass, Armut (sogar in Deutschland, Hartz IV wäre ohne Euro nicht durchführbar gewesen) und Zerschlagung des Sozialstaates.
Technisch scheitert der Euro bereits an den 19 unterschiedlichen Sprachen und an den Transferzahlungen die politisch und finanziell nicht durchführbar sind, von den unterschiedlichen Volkswirtschaften reden wir schon gar nicht. Den Griechen das deutsche Wirtschaftsmodell rüber zu stülpen ist nur noch Grotesk, das wäre wie man dem Kanton Jura das Basler Wirtschaftsmodell aufzwingen würde oder verlangen, aus den USA ein Silicon Valley zu machen oder aus dem Ruhrpott ein Baden-Württemberg, das ist utopisch und deswegen gibt’s Transferzahlung, Transferzahlungen gibt’s nur weil Menschen sich zu einer gewissen Nation bekennen und deshalb solidarisch sind, wäre die DDR Bürger keine Deutsche gewesen hätte es keine Transferzahlungen gegeben sondern Kredite wie in Griechenland, Spanien usw. Die Euro-Zone ist keine Nation und wird es auch nie sein und deshalb ist der Euro auch keine Währung sondern ein Macht und Repressionsmittel, abgrundtief undemokratisch.
Andres Müller
26. Mai 2015 @ 09:31
Dass Griechenland ohne Finanzhilfen seinen Schuldendienst nicht mehr bedienen kann, ist bekannt.
Wenn nun aber die Hellenen trotzdem zahlungsunfähig werden, dann würden Staatsschulden auch anderer Nationen von Investoren in Zukunft wieder ernster genommen (werden müssen).
Wie Ernst, das hängt davon ab wen man danach als Schuldige festmachen kann.
Die Verantwortlichen in der EU und aus Bankenkreisen werden wohl deshalb versuchen der Linksregierung den schwarzen Peter zuzuschieben. Fraglich ist allerdings ob man dies noch glauben würde, zumal die Schmutzkampagnen gegen den griechischen Finanzminister bisher auf peinliche Weise gescheitert sind.
luciérnaga rebelde
25. Mai 2015 @ 19:46
Dass die Gläubiger langsam nervös werden ist verständlich. In Spanien gab es kein Erdbeben, aber eine recht massive Warnung. In Griechenland ist im Moment das Comité pour l’Annulation de la Dette (CADTM) mit Eric Toussaint daran zu untersuchen, inwieweit die griechischen Schulden ungerecht sind, usw. Wenn die Griechen den Mut und die Geduld aufbringen, die Zeit spielen zu lassen, könnten sie -und auch die übrigen PIGS- das Spiel zumindest teilweise gewinnen. Mitgespielt, mitgehangen, ok. Aber sind die Bürger, die das daraus entstandene Elend ausbaden müssen, je befragt worden? Nun sind sie an der Reihe. Mal sehen was passiert…
winston
25. Mai 2015 @ 17:28
Wieder mal ein hervorragender Bericht von Krugman über Griechenland.
Die grösste Gefahr des Euros ist nicht ein Default Griechenlands, sondern das sich Griechenland nach dem Exit wieder erholt.
http://krugman.blogs.nytimes.com/2015/05/25/grexit-and-the-morning-after/?smid=tw-NytimesKrugman&seid=auto&_r=0
luciérnaga rebelde
25. Mai 2015 @ 19:40
Nun ja, dass ist ja das Mekka das sich alle PIGS versprechen, dass sich ein Touristenstrom bildet, der die Wirtschaft ankurbelt. Ist aber eine Fatamorgana. Diese Touristen sind für das Land extraktiv und nicht produktiv auf die Länge. Sie geben recht wenig aus, verbrauchen aber viel. Es werden noch und noch Hotels und Apartments gebaut, die das Land besetzen und nachher die Spekulationsleichen bilden.
Das ist gerade eben ein Grund warum die Leute gestern die Linke gewählt haben. Wenn Sie eine Karte anschauen, sehen Sie, dass dies vor allem in den touristisch betroffenen Gegenden vor sich ging.
Nemschak
28. Mai 2015 @ 09:23
Mit Tourismus allein wird Griechenland nie reich werden. Aber auch die Spekulationsleichen werden über kurz oder lang Schnäppchenjäger glücklich machen. Das besondere am Kapitalismus ist, dass er aus jeder Krise gestärkt hervorgeht. Dass viele Menschen, nicht nur in Griechenland, mit ihrer wirtschaftlichen Lage unzufrieden sind und daher dem Links- und Rechtspopulismus zuneigen, ist eines. Wie allerdings das Paradies der Werktätigen nachhaltig funktionieren kann, sind uns die Populisten bisher schuldig geblieben. Versuche den “neuen” Menschen zu schaffen, haben bisher in Blut und Tränen geendet und sind daher mit Skepsis zu beurteilen.