Ein Brite geht, die Schotten kommen
Nun erreicht der Brexit-Schock auch die EU-Kommission. Lord Hill, der britische Kommissar für Finanzmärkte und Kapitalunion, hat seinen Rücktritt erklärt. Gleichzeitig klopfen die Schotten an die Tür.
Der City-Kenner Hill, der in Brüssel keinen großen Eindruck gemacht hat, begründete seinen Rücktritt wie folgt (laut Guardian):
Like many people here and in the UK, I am obviously very disappointed about the result of the referendum. I wanted it to end differently and had hoped that Britain would want to play a role in arguing for an outward-looking, flexible, competitive, free trade Europe. But the British people took a different decision, and that is the way that democracy works.
Er wollte für ein “nach außen gewandetes, flexibles, wettbewerbsfähiges Freihandels-Europa” arbeiten, so Hill. Dies könne er nun nicht mehr.
Interessant ist, wer sein Nachfolger werden soll: V. Dombrovskis, der in der Juncker-Kommission bisher für den Euro und den sozialen Dialog zuständig war.
Nun soll der Lette, der in der Eurogruppe als Hardliner gilt, auch noch die wieder mal wild gewordenen Finanzmärkte betreuen – da bleibt wohl nicht viel Zeit für den sozialen Dialog?
Und wer soll sich um den Dialog mit den Schotten kümmern? Die haben nämlich schon in Brüssel angeklopft, weil sie ihre Interessen durch UK nicht mehr vertreten sehen – sie wollen in der EU bleiben!
astras
25. Juni 2016 @ 22:30
https://www.youtube.com/watch?v=USTypBKEd8Y
Oben ein Link zu einem kurzen Vortrag zum Thema. Gehalten an der Universität von Liverpool von einem sehr nüchternen Forscher zum Feld Europa/Europäischer Markt.
kaush
25. Juni 2016 @ 18:25
“Und wer soll sich um den Dialog mit den Schotten kümmern?”
2014 – die älteren unter uns erinnern sich. Das Referendum der Schotten und die Reaktion der EU:
Ein Beitritt zur EU wird gaaaanz schwierig. Euro? Auch gaaaanz schwierig. Wenn überhaupt…
“…Doch diese Woche verbrachte Stano mit Anfragen, wie ein zumindest vorläufig kleineres Europa aussehen könnte – und was Schottland alles Kompliziertes anstellen müsse, sollte es nicht mehr zum Vereinigten Königreich gehören, aber dennoch später wieder EU-Mitglied sein wollen…”
http://www.spiegel.de/politik/ausland/schottland-eu-nach-dem-referendum-erleichtert-a-992519.html
Also genau das gleiche Theater wie jetzt mit UK: Project Fear.
Vielleicht kümmer sich ja die gleichen, die den Schotten vor 2 Jahren schon mal prophylaktisch die Türe vor der Nase zu geknallt haben, jetzt ganz bemüht freundlich um sie?