Das Parlament rettet die Natur – mit Ach und Krach

Knappe Mehrheit für Renaturierungs-Gesetz und Verhandlungen mit den EU-Staaten. Doch das genaue Mandat ist unklar – und die Konservativen stehen weiter auf der Bremse

Der europäische „Green Deal“ für Umwelt- und Klimaschutz hat eine entscheidende Hürde genommen.

Gegen den massiven Widerstand von Konservativen, Liberalen und Rechten stimmte das Europaparlament am Mittwoch in Straßburg mit einer knappen Mehrheit für das umstrittene EU-Gesetz zur Renaturierung. Damit ist der Weg für abschließende Verhandlungen mit den 27 EU-Staaten frei.

Das Gesetz könne noch bis zum Jahresende verabschiedet werden, sagte der Berichterstatter des Parlaments, César Luena. „Das ist ein Sieg der Jugend und der Wissenschaft“, erklärte der spanische Sozialist. Nun könne Europa beginnen, die Natur wiederherzustellen.

Das Renaturierungs-Gesetz gilt als tragende Säule im „Green Deal“; es soll gefährdete Ökosysteme retten und auch das Klima schützen.

Die Chef der konservativen EVP-Fraktion, Manfred Weber (CSU), hatte sich bis zuletzt gegen den Entwurf gestemmt. Auch deutsche Liberale, die AfD und polnische Nationalisten machten mit teils fragwürdigen Argumenten – einige Abgeordnete sprachen von „Desinformation“ – Stimmung gegen das Gesetz.

Doch sie scheiterten schon bei der ersten Abstimmung: 324 Abgeordnete stimmten gegen einen Antrag, den Entwurf abzulehnen; 312 waren dafür.

Danach stimmte das Parlament über 136 Änderungsanträge ab, die teils auf dem Kommissionsentwurf, teils auf einem Kompromiss der 27 EU-Staaten beruhten. Dies sorgte für Verwirrung. Das Gesamtergebnis sei „gemischt“, räumte Luena hinterher ein.

Bei dem ungewöhnlichen Votum im Plenum hätten sich einige unerfreuliche Änderungen „eingeschlichen“. Die Hauptsache sei jedoch, dass das Renaturierungs-Gesetz gerettet wurde. Allerdings wurde es deutlich abgeschwächt…

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P.S. Die Änderungen beziehen sich vor allem auf die Zielvorgaben, die deutlich verwässert oder teilweise sogar ganz gestrichen wurden. Zudem muß die EU-Kommission eine Folgenabschätzung vorlegen, um mögliche Engpässe bei der Nahrungsproduktion (Landwirtschaft) zu vermeiden…