Das ist Stürmer-Stil
Es macht wenig Sinn, sich mit der BILD-Zeitung zu befassen – auch wenn die mittlerweile sogar in Brüssel gelesen (und hofiert!) wird. Doch diese Zeile geht zu weit.
“Griechen-Raffke beißt sich an Schäuble die Zähne aus” titelt das Springer-Blatt nach dem gescheiterten Eurogruppen-Treffen in Brüssel.
Das ist kein Journalismus, das ist Stürmer-Stil. Unter den Nazis wurden Juden gern als “Raffkes” bezeichnet. Jetzt sind es die Griechen…
Mir ist rätselhaft, wieso der deutsche Presserat nicht entschieden gegen derartige Hetze vorgeht. Und wieso sich Schäuble nicht von diesem Shi. distanziert… – Mehr hier
cashca
17. Februar 2015 @ 13:24
Und Schäuble Raffke beisst sich an Griechenland die Zähne aus.
Ich frage mich , ob die in ihrem widerlichen Pokerspiel noch alle Tassen im Schrank haben. Das sind alles nur noch Machtprotze, siegen im keden preis zur eigenen Befriedigung.
Sie haben wirklich die Politik zum reinen Pokerspiel werden lassen.
Schande!!!!!!
luciérnaga rebelde
17. Februar 2015 @ 12:09
Wenn jedes EU-Land das in Schwierigkeiten steckt, in so kurzer Zeit den Hund am Nacken gepackt hätte wie GR würden einige Sachen anders aussehen; siehe DE mit seiner Hartz und Workingpoors und seinem Exportüberschuss, der zu einem schönen Teilchen aus Waffenlieferungen an Kriegszonen und nach andere, arme Länder ausgelagerte Herstellung besteht. Wenn natürlich die -populistischen- Vorschläge die GR ganz konkret macht, einfach unter den Tisch gewischt werden, was dann?
DerDicke
17. Februar 2015 @ 20:30
Ja, der Exportüberschuss – Stolz verteidigt vom Volk, unterm Strich aber der “eine Ring”, da die Länder mit Importüberschuss ja auch die Kredite brauchen um die Waren zu bezahlen… und irgendwann sind die Waren verbraucht, während die verzinsten Forderungen noch immer vorhanden sind (außer diese Länder schaffen gegenüber Deutschland zwischenzeitlich einen Exportüberschuss, aber das wird kein deutscher Politiker zulassen).
Und dann können wir ihnen vorschreiben wen sie wählen dürfen… und wehe sie halten sich nicht dran…
Und der Michl ist zu doof zu sehen, dass deutscher Exportüberschuss und die Verschuldung des Auslands nur 2 Seiten der selben Münze sind.
Tim
17. Februar 2015 @ 22:21
@ DerDicke
Wären gewisse Euro-Länder als Investitionsstandort wettbewerbsfähig und attraktiv, könnten aus den Exportüberschüssen allerdings auch schnell Investitionsströme dorthin werden. Daß das nicht passiert, liegt nicht an der Höhe der deutschen Überschüsse, sondern an der Schwäche der betroffenen Standorte.
Übrigens glaube ich nicht, daß es derzeit noch einen nennenswerten deutschen Exportüberschuß in die Euro-Zone gibt, wenn überhaupt. Wer mag, kann ja mal recherchieren und hier das Ergebnis mitteilen.
DerDicke
18. Februar 2015 @ 06:28
Darum geht es nicht. Wettbewerbsfähigkeit ist immer relativ zu den anderen. Würde die restliche EU den Deutschen Marktanteile abnehmen wäre das Geschrei der hiesigen Industrie so laut, dass innerhalb kürzester Zeit Maßnahmen zur “Stützung des Exports” durchgezogen würden. Das ganze ist dermaßen ideologisch verblendet dass wir sehenden Auges die EU zerstören – wobei ich mich frage, ob es nicht der Plan der deutschen Politik ist, die restlichen EU-Staaten in die Schuldknechtschaft zu zwingen um sie anschließend zum filetieren durch die deutsche Industrie sturmreif zu schießen. Wie war das mit Fraport und den Flughäfen in Griechenland?
Deutschland hat gegen die Regeln verstoßen (Inflationsziel 1.9% -> entsprechende Lohnanpassungen). Durch den Niedriglohnsektor geht der Binnenmarkt kaputt (Stagnation seit 15 Jahren), durch den Exportüberschuss die Infrastruktur (man könnte die Güter und Arbeitskraft locker importieren, um hier alles zu sanieren – oder man nimmt hiesige Arbeitskräfte und Güter, von denen es auch genug gibt). Wir exportieren den Wohlstand den wir uns erarbeitet haben gegen wertlose “I o u”-Scheine. Anstatt 200 Milliarden Exportüberschuss zu tolerieren sollten die Bürger in Deutschland um diesen Betrag entlastet werden, um die Waren selbst konsumieren zu können. Ob es noch Zeit zum gegenlenken gibt bezweifle ich aber sehr mit diesen Leuchten in der Politik.
Warum schrammen wir denn ständig an der Deflation? Weil die Firmen ihre Produkte hierzulande immer schwerer los werden und sie daher die Preise anpassen müssen. Weil den meisten Menschen schlicht die Kaufkraft fehlt.
Exportüberschuss EU knapp 50 Milliarden pro Jahr:
http://www.flassbeck-economics.de/ein-leser-aus-kiel-schreibt-an-das-kieler-institut-fuer-weltwirtschaft-ifw-und-bekommt-eine-erstaunliche-antwort/
http://www.flassbeck-economics.de/die-wahrheit-des-ifw-und-der-wirtschaftswoche/
Tim
18. Februar 2015 @ 09:47
@ DerDicke
Ja, das Binnenmarkt-Argument kommt hier immer wieder, und immer wieder ist es falsch.
Die deutsche Konsumquote liegt ziemlich genau im europäischen Durchschnitt. Und die Deutschen importieren pro Kopf wesentlich mehr aus Frankreich, Italien, Spanien als andersum.
Das Problem ist, daß die Euro-Südländer keine attraktiven Standorte für Unternehmensinvestitionen sind. Deutschland übrigens auch nicht.
DerDicke
18. Februar 2015 @ 11:02
Im- und Export gehören ins Gleichgewicht um eine Überschuldung des Auslands zu verhindern, nicht umsonst steht auch das Gleichgewicht im Außenhandel als ein Ziel der Politik im Grundgesetz. Und so lange unsere Exporte um 200 Milliarden über den Importen liegen so lange haben wir ein Konsumdefizit in Höhe von 200 Milliarden Euro. Um das Ausland langsam zu entschulden wäre vermutlich ein Konsumplus von mindestens 250 Milliarden nötig (also 3000 Euro pro Einwohner und Jahr).
Oder wie Flassbeck schreibt:
“Doch zu einem solchen Über-die-Verhältnisse-Leben eines Landes gehört dazu, dass mindestens ein anderes Land unter seinen Verhältnissen lebt. Denn wenn die einen mehr verbrauchen, als sie herstellen, dann ist das nur möglich, wenn ihnen andere dieses Mehr zur Verfügung stellen, indem sie selbst weniger verbrauchen, als sie herstellen. Oder anders ausgedrückt: Keine Verschuldung ohne Ersparnisse, keine Schuldner ohne Gläubiger. Und eine „zu geringe“ Wettbewerbsfähigkeit, die genau diese Verschuldung nach sich zieht, ist nur möglich, wenn andere eine „zu hohe“ Wettbewerbsfähigkeit haben.”
Quelle (bitte VOR dem Antworten auch von vorne bis hinten lesen um die Mechanismen zu verstehen!):
http://www.flassbeck-economics.de/griechenland-war-auf-gutem-weg-der-bundesfinanzminister-verweigert-sich-der-realitaet-und-griechenland-steht-am-scheideweg/
Peter Nemschak
17. Februar 2015 @ 10:53
Was erwarten Sie von der Bild-Zeitung? Niveau? Seien Sie nicht so mimosenhaft ! @Baer
Die Griechen verhalten sich so als wären sie Großgläubiger der EU. An deren Stelle würde ich weniger populistischen Lärm machen, dafür aber Vorschläge mit Substanz.
Baer
17. Februar 2015 @ 10:26
Diese Frage müsste sich eigentlich jeder vernünftige Mensch, der mit offenen Augen und Ohren durch die Welt geht, beantworten können.
Es gibt einfach zu viele Möchtegern Führer.
Ich kann nur hoffen, dass die Griechen nicht weich werden, und uns allen vor Augen führen, was die EU bzw. der Euroraum wirklich wert sind. Nicht einmal die Tinte, mit den die komplett gebrochenen EU Verträge einmal unterschrieben wurden.
Allerdings eine Verpflichtung sollten die Griechen einhalten, nämlich die eigenen Hausaufgaben endlich angehen und damit einen großen Teil der Probleme lösen.