Haben die Deutschen einfach nur Glück gehabt?

Deutschland ist der Europameister, Belgien das schwarze Schaf: Dies legen die Fall-Zahlen zur Coronakrise nahe. Doch einige belgische Forscher wollen sich mit diesem Befund nicht abfinden. Die Deutschen hätten einfach Glück gehabt, meinen sie.

Während Deutschland wieder aufdreht, warten die Menschen in Belgien immer noch auf nennenswerte Lockerungen. Erst in einer Woche machen die Geschäfte wieder auf, für Restaurants und Cafés gibt es noch keine Pläne. Auch die meisten Schüler müssen sich noch gedulden.

Wie sind diese Unterschiede zu erklären? Wieso hat Belgien die höchste Todesrate in Europa, und Deutschland die niedrigste? Zwei Forscher an der Universität Namur sind dieser Frage nachgegangen – mit (zumindest aus deutscher Sicht) überraschenden Ergebnissen.

Deutschland sei zwar besser auf die Coronakrise vorbereitet gewesen, sagen sie. Vor allem die vielen Tests hätten geholfen, die Pandemie einzudämmen. Die Deutschen hätten aber auch viel Glück gehabt, heißt es in einer Studie, über die die Tageszeitung “Le Soir” berichtet.

Neben der Vorbereitung nennen die Forscher zwei Faktoren, die COVID-19 in Deutschland gebremst hätten: Die genetische Veranlagung – und die Sozialstruktur bzw. das Sozialverhalten. Die Deutschen seien genetisch weniger anfällig für das Coronavirus, behaupten sie. Zitat:

Certaines populations seraient porteuses de gènes facilitant l’infection tandis que d’autres ont subi des transformations génétiques qui les rendent moins vulnérables. Dans cette seconde catégorie, on retrouve des régions comme l’Autriche-Allemagne, la Scandinavie, l’Europe de l’Est et le sud de l’Italie (des populations sur lesquelles la conquête normande a laissé son empreinte biologique)

Zu gut deutsch: Der “normannische” Typ – groß, blond und blauäugig -, wie man ihn auch in Skandinavien, Osteuropa und Süditalien (?) findet, trage andere Gene, die ihn weniger anfällig machen sollen. Die Forscher haben auch auch noch einen dritten “Grund” gefunden.

Demnach leben die Deutschen nicht in so engen Familienverbünden, sie drücken und küssen sich nicht so viel und sind einfach zurückhaltender als die Belgier und andere Europäer. “Wenn wir wie die Deutschen leben würden”, wäre alles viel einfacher, schließt der Bericht.

Richtig überzeugen kann das allerdings nicht. Denn der “normannische Typ”, der doch sehr an eine längst widerlegte Rassenlehre erinnert, ist auch in Flandern verbreitet. Umgekehrt pflegen auch die Rheinländer das Begrüssungs-Küsschen und die soziale Nähe.

Warum wir diese Studie trotzdem besprechen? Nun, ähnliche Thesen werden auch in Frankreich und Italien vertreten. Außerdem verfügen Belgien, Frankreich und Norditalien über ähnlich leistungsfähige Gesundheitssysteme wie Deutschland.

Allein an der deutschen Medizin kann es also nicht liegen…

Siehe auch “Trumps Tote und Belgiens Quote” und “So sehen “Lockerungen in Brüssel aus”