Brexit + Grexit = Perfect storm
“Die Antwort lautet Nein.” Derart arrogant schmetterte Finanzminister Schäuble den Wunsch des griechischen Premiers Tsipras ab, den Schuldenstreit auf einem Euro-Sondergipfel zu lösen.
Dabei ist Schäuble der Hauptschuldige an der neuen Krise. Wenn er auf den IWF hören und Griechenland Schulden erlassen würde, müsste Tsipras nicht noch mehr Renten und Gehälter kürzen.
Es geht um die Kleinigkeit von 9 Mrd. Euro – davon 3,6 Mrd. für einen “Vorratsbeschluss”, der weit über die Absprachen der EU mit Athen hinausgeht und nach griechischem Recht kaum zulässig ist.
Wenn sich Berlin, Brüssel und Athen nicht bald einigen, könnte sich der Streit in den Sommer hinziehen – in die Zeit nach dem “Brexit”-Referendum in UK. Dann wäre auch ein Grexit wieder denkbar.
Beides zusammen wäre der perfekte Sturm, der EU und Eurozone fast gleichzeitig sprengen könnte. Will Schäuble es wirklich darauf ankommen lassen? Ich fürchte: Ja. – Mehr hier
Peter Nemschak
27. April 2016 @ 20:43
@ebo das mag vor 5 Jahren gestimmt haben. Heute sehen viele Griechenland als isoliertes Problem. Wenn sich Portugal, Spanien und Italien nicht an die Stabilitätskriterien des Euro halten, werden die Kapitalmärkte höhere Zinsen von diesen Ländern verlangen bzw. über kurz oder lang die Kreditvergabe de facto verweigern. Das zeigt, dass auch linke Politik sehr rasch an ihre Grenzen stoßen wird. Portugal ist bereits jetzt unter verstärkter Beobachtung der internationalen Kapitalmärkte.
kaush
27. April 2016 @ 18:21
Ich glaube nicht, das ein Grexit den Euro sprengen wird, das bleibt nächstes Jahr Frankreich unter Le Pen vorbehalten.
Allerdings wird dieser erneut aufkommende Zirkus – verständlicherweise – Wasser auf die Mühlen der Brexit-Befürworter sein.
Da werden viele Briten denken: Verlassen wir lieber schleunigst das sinkende Schiff.
Im kürzlich erschienen Buch “Europa im freien Fall: Orientierung in einem neuen Kalten Krieg”, schreibt Heribert Münkler:
“Die EU-Stabilisierungspolitik auf dem Balkan lief und läuft auf Gewaltabkauf hinaus: finanzielle Alimentierung für Gewaltverzicht”.
Was passiert auf dem Balkan wenn die EU (also Deutschland) Griechenland endgültig fallen lässt?
Als nächstes wird eine rechte / nationalistische Partei in Griechenland ans Ruder kommen.
Dann wird vieles denkbar. Von Gebietsansprüchen auf Mazedonien, bis zu einem Waffengang mit der Türkei. Beide Länder sind hoch gerüstet. Auch von Deutschland.
Das wäre dann der perfekte Sturm, der schnell den gesamten Balkan in Brand stecken kann.
Kann das im Interesse Deutschlands sein?
Peter Nemschak
27. April 2016 @ 19:07
Ich gebe Ihnen recht, dass ein Grexit den Euro nicht sprengen wird. Wenn er stattfindet, tritt das ein, was viele seit langem als Möglichkeit erwartet haben.
ebo
27. April 2016 @ 20:25
Wenn Griechenland gehen muss, kommt gleich danach Portugal. Dann geraten Spanien und Italien unter Druck, wie gehabt, und Draghi kann nichts mehr ausrichten…
S.B.
28. April 2016 @ 09:55
@ebo: Draghi kann defacto ohnehin nichts mehr ausrichten. Alle EZB-Maßnahmen waren bisher mit Blick auf die Wirtschaft wirkungslos. Die EZB hat allein den Kollaps der Banken verhindert, so dass der Laden mehr schlecht als recht weiterläuft. Vielleicht kommt ja noch das Helikopter-Geld, aber dann ist es endgültig vorbei.