Brexit-Boomerang: Frankreich vor UK
Das haben die Brexiteers wohl nicht gewollt: Frankreich überholt Großbritannien auf der Liste der größten Wirtschaftsmächte. Schuld ist der Schwächeanfall des britischen Pfunds.
Denn die Wirtschaftskraft wird in der nationalen Währung gemessen. Und das Pfund schmierte gerade auf einen neuen historischen Tiefststand ab. Demgegenüber blieb der Euro stabil.
Die Wechselkurse reagieren auf die Rede von Premierministerin May, die einen harten Brexit angekündigt hatte. Allerdings ist es noch zu früh, nun vom Niedergang Britanniens zu sprechen.
Denn was auf den ersten Blick wie eine Niederlage aussieht, könnte sich zu einem Vorteil entwickeln. Das schwache Pfund beflügelt den britischen Export und dämpft den Import aus Euroland.
Der eigentliche Leidtragende könnte am Ende also Deutschland sein, der Export-Weltmeister…
Peter Nemschak
5. Oktober 2016 @ 11:20
Schnelllebig ist die Welt. Gestern herrschte noch Euphorie im UK, heute gehen Ängste in der City um. Auch wenn May derzeit aus taktischen Gründen auf einen harten BREXIT drängen muss, weiß sie genau, dass das UK einen weichen braucht, um wirtschaftlich nicht ins Hintertreffen zu geraten. Hier gilt auch für die britische Gesellschaft, wie vor 370 Jahren von einem spanischen Jesuiten treffend beschrieben, das universale Prinzip: „Es ist ein mühsames Geschäft Menschen zu führen, vollends Narren oder Dummköpfe. Doppelten Verstand braucht man bei denen, die keinen haben.“ (B.Gracian,1647). Man wird sehen, ob die Mehrheit der Briten, zumindest jene, welche den Diskurs beherrscht, einsieht, dass die wirtschaftlichen und sozialen Probleme ihres Landes ihre Ursache nicht in der Personenfreizügigkeit der EU haben sondern sie per saldo von ihr profitiert.