Berlin wie es singt und lacht
Es war ein klassischer Fehlstart, den die (nicht mehr so große) GroKo in der vergangenen Woche hingelegt hat. Kaum hatten sich CDUCSUSPD mit letzter Kraft zusammengerauft, sprang Noch-SPD-Chef Schulz von der Schippe.
Bereits am Dienstag könnte er auch den Parteivorsitz niederlegen, melden SPON & Co. Dann hätte Schulz, der schon in Brüssel MEGA enttäuschend war, in nur einem Jahr sein gesamtes politisches Kapital verspielt.
Er kenne sich eben nicht im „Haifischbecken Berlin“ aus, sagen nun die Experten. In Brüssel könnten auch zweitklassige Politiker Karriere machen, in der deutschen Hauptstadt brauche man ganz andere Qualitäten.
Doch so einfach ist das nicht. In Brüssel ist es eher schwieriger als in Berlin, Öffentlichkeit herzustellen und Schlagzeilen zu machen. Immerhin das hat Schulz geschafft; vor seinem Wechsel nach Berlin war er „Mr. Europa“.
Das Genick gebrochen hat ihm weder Merkel noch Berlin. Schulz‘ Problem war Außenminister Gabriel – und der mächtige SPD-Landesverband NRW. Dort hat sich sein Schicksal entschieden, nicht in der deutschen Hauptstadt.
Auch Merkels Schicksal wird sich nicht in Berlin entscheiden. Viel mehr muss sie um ihre Heimat Meck Pomm fürchten, wo sie schon 2016 eine Wahlschlappe erlitt – und natürlich um Bayern, wo die CSU um Obergrenzen und Mehrheiten kämpft.
Berlin hingegen ist die Stadt, in der man Merkel schont. Berlin ist die Stadt, wo man singt und lacht, während eine Partei nach der anderen den Bach runter geht und an Merkels unmöglichem Erbe scheitert.
„Mit Gelassenheit“ müsse man das alles sehen, meint die Kanzlerin – dabei wird mit jedem Tag deutlicher, dass ihr die CDU entgleitet und das Erbe Schäubles zur schweren, womöglich übermächtigen Last wird.
Wie gut, dass Karneval ist, da lässt sich das alles fröhlich weglachen. Ansonsten müsste man wohl von einer Implosion des deutschen Parteiensystems sprechen, vielleicht sogar von einem veritablen Politbeben…
WAS FEHLT? Die EU-Kommission. Sie hatte angekündigt, gegen Deutschland und acht weitere EU-Staaten wegen der Luftverschmutzung (Dieselgate!) Klage vor dem Europäischen Gerichtshof einzureichen. Nun ließ sie den Stichtag 09. Februar verstreichen – und es ist nichts passiert. War alles nur heiße Luft?
P.S. Wegen der Karnevalsferien in Belgien erscheint diese Woche keine WATCHLIST EUROPA mehr. Weiter geht’s am 19.02.
Peter Nemschak
12. Februar 2018 @ 09:47
Es gibt einfachere Erklärungen: Macht gibt nicht nur Männern sondern auch Frauen einen Lebenssinn. Die nächste Bühne zur Austragung von Koalitionskonflikten wird der Bundestag sein. Dann kann zumindest niemand argumentieren, es ginge undemokratisch zu.
Baer
12. Februar 2018 @ 08:57
Seit ca.6 Jahren werde ich von meinem Umfeld für meine Meinung über Politiker allgemein,aber vor allem über Frau Merkel belächelt und auch stark kritisiert.
Aber so langsam erkennen auch die „Optimisten „( wobei Optimismus nur ein Fehlen von Informationen ist),mit welch einer im Schlepptau der Amerikaner Agierenden Kanzlerin wir es zu tun haben.Das hartnäckige festhalten an ihrer Kanzlerschaft beruht m.E.(natürlich Verschwörungstheorie ) auf der Fertigstellung ihres geostrategischen Auftrages.
Denn so weltfremd kann auch Frau Merkel nicht sein ,dass sie an ihrer Politik keine Fehler erkennt.Wenn doch wäre es um so schlimmer.Armes Deutschland,was ist aus Dir geworden!?