Apocalypse later? Diese Brexit-Prognosen sind nicht eingetroffen
Als die Briten im Juni 2016 für den Brexit stimmten, malten viele in Brüssel die Zukunft in düsteren Farben. Doch die Apokalypse ist ausgeblieben – die schlimmsten Prognosen sind (noch) nicht eingetroffen.
- Der Brexit findet ganz viele Nachahmer, die EU zerfällt: Das war die erste und größte Sorge. Sie hat sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil: Selbst die Nationalisten in Frankreich, Polen oder Italien sprechen nicht mehr von EU- oder Euro-Austritt. Und die AfD hat das Wort “Dexit” aus ihrem Vokabular gestrichen…
- Die EU zerstreitet sich in den Verhandlungen: Die Gefahr war real, doch sie wurde gebannt – nicht zuletzt durch die geschickte Tanktik von EU-Verhandlungsführer Michel Barnier. Statt sich zu zerstreiten, sind die EU-Staaten geschlossener aufgetreten denn je. Allerdings kann die Einheit schnell wieder zerbrechen.
- Die britische Wirtschaft stürzt ab: Kaum ein Ökonom, der das nicht prognostiziert hätte. Doch bisher ist allenfalls das britische Pfund abgestürzt. Obwohl sich viele Firmen aus UK zurückziehen, hat die Wirtschaft bisher kaum gelitten, wie sogar der IWF eingeräumt hat. Sie läuft sogar besser als in Deutschland…
- Johnson wird es nie schaffen: Ein Wirrkopf, Chaot und Lügner – so einer könne nie Premier werden und Großbritannien aus der EU führen, hieß es noch vor einem Jahr in Brüssel. Als er dann doch Premier wurde, hieß es, Johnson bluffe nur, die EU lasse sich von “So einem” nicht beeindrucken. Es kam völlig anders.
- Die EU wird den Brexit-Deal nicht mehr aufmachen. Zum Austrittsvertrag gebe es keine Alternative, hieß es, nachdem Ex-Premierministerin May zugestimmt hatte. Die Nachbesserungen, die das britische Unterhaus forderte, wurden abgeblockt. Doch dann kam Johnson – und plötzlich wurde der Deal doch aufgeschnürt.
- Der Brexit wird nie kommen. Einige Europaabgeordnete haben sich bis zur letzten Minute an diese Hoffnung geklammert. Das EU-Parlament zögerte sogar noch die Ratifizierung des fertigen Deals heraus – man wollte sich alle Optionen offenhalten. Doch nun ist der Brexit da, das Parlament sagt “Au revoir” – eine neue Illusion?
Vorläufiges Fazit: Es war alles nicht so schlimm, die Apokalypse ist nicht eingetreten. Aber die Malaise, die zum Brexit führte, ist immer noch da. Und der große Knall kann noch kommen – am Ende des Jahres, falls sich Brüssel und London nicht rechtzeitig auf einen Handelsvertrag einigen…
emma
3. Februar 2020 @ 22:56
Es bleibt ein Kreuz: die Lage der eu nach dem Brexit und vor allem vor den nächsten Wahlen, welche im Prozedere für diese in Akzeptanz bei ungleichen Wertungen von Wählerstimmen sorgen soll, ist fragil. Wie soll die eu demokratisch stabil wirken…oder gar agieren können…wenn diese nicht – bei all der Macht, welche sie nutzt um per Quartal jäh in die Lebensbereiche von 500 Mio Menschen ohne Ermächtigung einzugreifen, tatsächlich ihre Programme bei den Wählern ihrer Mitgliedsländer abzugragen: stimmengleich und vor allem auch: Deutschland ist nicht die Melkkuh der durch Merkel eingeleiteten ewigen euro-Rettung: hier muss eu-weit eine Vorgabe her, welche die Deutschen in Haftung endlich einmal schützt: jedes Land belastet seine Bürger nur noch um 50%…und die eu kann endlich mal einen schlanken Schuh tragen!
Claus Hiller
31. Januar 2020 @ 11:55
Prognosen (nicht eingetroffen):
1) „Der Brexit findet ganz viele Nachahmer, die EU zerfällt“: Da scheint die „Gefahr“ noch nicht gebannt zu sein. Sollte sich England außerhalb der EU gut entwickeln, kann man sich durchaus vorstellen, dass andere EU-Mitgliedsländer nachdenklich werden, voran vielleicht die Visgrád-Staaten, wenn Brüssel ihnen mit innenpolitischen Bevormunden weiterhin auf die Nerven geht.
2) „Doch bisher ist allenfalls das britische Pfund abgestürzt“. Ein Absturz sieht anders aus: Euro zu Pfund Sterling am 23.06.2016: 0,8129; heute: 0,8405. Seit 2018 Tendenz zur Stärke gegenüber dem Euro.
Statt ein „Weiter so, und noch ein bisschen doller“ hätte die EU das Brexit-Referendum zum Anlass für eine grundlegende Reform mit Rückführung auf sinnvolle Kernaufgaben nehmen können. Hat sie nicht, schade. Heute ist ein guter Tag für die Briten, und ein schlechter für die EU.
Peter Nemschak
30. Januar 2020 @ 21:09
Auch SARS hat sich wieder beruhigt. Die italienischen Behörden sind bisher mit dem Thema alleine zurecht gekommen. Auf Grund des globalen Massentourismus muss man mit einer Ausbreitung rechnen, die es früher nicht so leicht gegeben hätte. Gemessen an den Ansteckungen war die Todesrate bisher ungleich geringer als bei den jährlichen bei uns üblichen Grippeinfektionen. Sorge bereitet den Ärzten die Gefahr von möglichen Mutationen es Coronarvirus. Aber diese hat es auch bei SARS gegeben. Offenbar befinden sich Teile der orientierungslosen und entwurzelten Weltbevölkerung in einer durch die sozialen Medien aufgeheizten permanenten Weltuntergangsstimmung.
ebo
30. Januar 2020 @ 22:16
Nun hat die WHO den Notstand ausgerufen. Von der EU immer noch nichts…
Peter Nemschak
30. Januar 2020 @ 16:29
Vorläufig läuft das Meiste weiter wie bisher.
ebo
30. Januar 2020 @ 17:16
Russland hat die Grenze zu China geschlossen, und in China werden Millionenstädte abgeriegelt. Aber sonst läuft alles wie immer 🙂