Angst lähmt, Nationalismus tötet

Die Brexit-Wahlkampagne in UK ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Darüber besteht nach dem Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox Konsens. Doch wie konnte es soweit kommen?

Nach meinem Besuch in London und Gesprächen mit Experten und Journalisten vor Ort habe ich den Eindruck, dass sich vor allem im Norden und der Mitte Englands viel Haß angestaut hat.

In London ist die Stimmung völlig surreal: Dort sieht und hört man nichts vom Brexit-Theater. Denn die Londoner sind zu 60 Prozent für den Verbleib in der EU, Wahlkampf findet kaum statt.

Doch im Rest des Landes tobt die Schlacht – und wie: Die EU-Anhänger verbreiten massive Angst vor dem Austritt, das “Project Fear” erschreckt und lähmt die Menschen.

Die EU-Gegner setzen auf Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit. Sie verbreiten Lügen und Hass, und das teils schon auf der Titelseite ihrer Revolverblätter. Das führt zu Gewalt und Mord.

Ob der Täter ein Neonazi oder EU-Gegner ist, ist im aggressiven Klima in UK letztlich nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass EU-Anhänger wie Cox verleumdet und angefeindet werden…

…und dafür sind auch Premier Cameron und seine konservativen Freunde auf dem Kontinent mitverantwortlich. Sie haben sich weggeduckt und den Angst- und Hassparolen nichts entgegen gesetzt!