Angst lähmt, Nationalismus tötet
Die Brexit-Wahlkampagne in UK ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Darüber besteht nach dem Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox Konsens. Doch wie konnte es soweit kommen?
Nach meinem Besuch in London und Gesprächen mit Experten und Journalisten vor Ort habe ich den Eindruck, dass sich vor allem im Norden und der Mitte Englands viel Haß angestaut hat.
In London ist die Stimmung völlig surreal: Dort sieht und hört man nichts vom Brexit-Theater. Denn die Londoner sind zu 60 Prozent für den Verbleib in der EU, Wahlkampf findet kaum statt.
Doch im Rest des Landes tobt die Schlacht – und wie: Die EU-Anhänger verbreiten massive Angst vor dem Austritt, das “Project Fear” erschreckt und lähmt die Menschen.
Die EU-Gegner setzen auf Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit. Sie verbreiten Lügen und Hass, und das teils schon auf der Titelseite ihrer Revolverblätter. Das führt zu Gewalt und Mord.
Ob der Täter ein Neonazi oder EU-Gegner ist, ist im aggressiven Klima in UK letztlich nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass EU-Anhänger wie Cox verleumdet und angefeindet werden…
…und dafür sind auch Premier Cameron und seine konservativen Freunde auf dem Kontinent mitverantwortlich. Sie haben sich weggeduckt und den Angst- und Hassparolen nichts entgegen gesetzt!
Hella-Maria Schier
19. Juni 2016 @ 19:28
Ich schreib oben: “Den Brexit-Gegnern nützt dieser Mord jedenfalls nichts! Auch ein radikales Image nützt ihnen nichts, insofern gibt es schon Grund zu Misstrauen..”
Ich meinte natürlich :”Den EU-Gegnern (Brexit-_Befürwortern) nützt dieser Mord nicht”
Hella-Maria Schier
19. Juni 2016 @ 19:14
Ich finde es absolut nicht in Ordnung, EU-Gegnerschaft zu kriminalisieren:
Seit wann hat die EU den Humanismus für sich gepachtet??
“Die EU-Gegner setzen auf Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit. Sie verbreiten Lügen und Hass, und das teils schon auf der Titelseite ihrer Revolverblätter. Das führt zu Gewalt und Mord.
Ob der Täter ein Neonazi oder EU-Gegner ist, ist im aggressiven Klima in UK letztlich nicht entscheidend.” – Ist wohl sowieso das selbe?
D i e EU-Gegner?? Oder gilt das nur speziell für England.? Es Kommt mir aber nicht so vor, als ob der Verfasser das hier so meint..
So ist das also doch: Wenn ich nicht für die real existierende EU bin, bin ich ein Nazi und kriminell.
Nationalstaat bedeutet aggressiver Nationalismus. Die EU bedeutet kosmopolitischer Humanismus. Ja?
Brüssels sanftmütiger Umgang mit den “faulen Griechen” ist mir gut in Erinnerung. Im Namen der Austeriätspolitik der so menschenfreundlichen EU sind dort Tausende gestorben und noch heute herrschen teilweise 3-Welt-Zustände.
Brüssel und die Millionen EU-Fans störten sich an den griechischen Toten und Kranken nicht, wo blieb da die Empörung? – Sind ja nur “faule Griechen”, Südländer, und nicht wertvolle britische Politiker?. .
Könnte es ein, dass es keinen “altmodischen Nationalstaat” braucht, um rassistisch und ausländerfeindlich zu sein? Ich sehe absolut nicht, dass die EU solche Untugenden beseitigen würde.,
Und da haben wir nun den gefährlichen Nationalstaat Norwegen- oder die Schweiz? Diese Verbrecherstaaten waren ja überhaupt noch nie in der EU. Das sagt schon alles.Sie bedrohen ihre ganze Umgebung, sie unterdrücken andere Länder.und ihre eigene Bevölkerung. Nationalstaaten sind eben Nazis.
Wenn die EU als politische Union praktisch ein Staat wird, mit gemeinsamer Außen- politik, kann sie einfach nationalistische Verbrechen in größerem Ausmaß begehen, wie etwa die USA..
Die EU, wie sie geworden ist, ist eine kriminelle Vereinigung im Dienst der Großkonzerne, Hochfinanz und ihrer Machteliten. Sie hat sehr undemokratische Strukturen und Tendenzen, eine Kraft, die das ändern könnte, ist nicht zu sehen, weil alle von den mächtigen Finanzkreisen abhängen.
.Aber wenn mir das nicht gefällt,, bin ich ein Nazi – dafür hat die PR schon gesorgt, indem sie jahrelang alle EU-Skeptiker in die rechte Ecke diffamiert hat, so dass andere Kritiker von links oder Mitte sich nicht mehr zu äußern wagten.
Insofern könnte so ein Mord durchaus auch .inszeniert werden, um einen EU-Austritt Englands zu diffamieren und kriminalisieren. Diese Taktik ist nichts Neues. Die Frage, wem etwas nützt, sollte man nie vergessen zu stellen! Den Brexit-Gegnern nützt dieser Mord jedenfalls nichts! Auch ein radikales Image nützt ihnen nichts, insofern gibt es schon Grund zu Misstrauen..
Skyjumper
19. Juni 2016 @ 20:23
“.Aber wenn mir das nicht gefällt,, bin ich ein Nazi – dafür hat die PR schon gesorgt, indem sie jahrelang alle EU-Skeptiker in die rechte Ecke diffamiert hat,……..”
Und nicht nur in Bezug auf EU-Skepsis. Schlimmerweise wird die Nazikeule ist allen möglichen Zusammenhängen verwendet. Im Ergebnis jahrelanger Konfrontation damit stört es mich schon längst nicht mehr wenn man mich immer mal wieder in der Ecke “Nazi”, “Rechtsextremist”, “Rassist” oder “Pack” verortet. Von daher ist das auch nicht der Grund warum ich diese so inflationär wie unangebrachten Verwendungen der Begriffe als “schlimm” bezeichne.
“Schlimm” ist es deshalb weil damit eine Ideologie verharmlost wird die noch immer ihre Anhänger hat. Und diese Anhänger werden damit plötzlich wieder hoffähig. Wenn es in dem Tempo weiter gehen sollte sehe ich durchaus die Gefahr das “Nazi” in kürze kein Schimpfwort mehr sein wird, sondern ein Qualitätssiegel.
ebo
19. Juni 2016 @ 20:38
@Skyjumper Was soll diese Debatte? Der Mörder von Jo Cox war ganz offensichtlich ein rechtsextremer Wirrkopf. Einige EU-Gegner haben ganz offensichtlich aus Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit gesetzt. In diesem Klima wurde der Mord erst möglich. Punkt.
GS
17. Juni 2016 @ 12:05
Man sollte sich mal darüber Gedanken machen, welche politische Legitimation ein System hat, das die Gesellschaft so dermaßen spaltet wie die EU. Selbst wenn die Remain-Seite doch noch gewinnt, kann man aus einer Mehrheit von 52 oder 55 % kaum einen Pro-EU-Konsens folgern. Die Polarisierung wird weiter anhalten.
Peter Nemschak
17. Juni 2016 @ 13:11
…. nicht nur in Großbritannien. Trotzdem kein Grund zur Panik. Die EU wird die Krise aussitzen. Was bleibt ihr anderes übrig.
Peter Nemschak
17. Juni 2016 @ 10:03
Warum sollte England eine Ausnahme sein, was die derzeit zu beobachtende politische Polarisierung Europas betrifft? Das hat mit konservativ und Cameron wenig zu tun. Ähnliches findet man überall in der EU. Die sozialen Netzwerke sind voll davon. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten leidet die politische Mitte traditionell unter Zustimmungsverlust.