Spalten statt versöhnen

Fehlstart für die neue EU-Kommission: Das Europaparlament hat schon fünf Kommissare in spe blockiert. Kommissionschef Juncker wird wohl nicht  um Umbesetzungen herumkommen. Doch das Hauptproblem liegt woanders.

Dahinter steckt jedoch nicht nur das übliche Machtspiel zwischen Konservativen, Liberalen und Sozialdemokraten, wie die Medien melden. Das ließe sich mit einen typischen Brüsseler Hinterzimmer-Deal lösen.

Die eigentliche Gefahr ist, dass die alten Gräben aufbrechen, die während der Eurokrise entstanden sind: Deutschland gegen Frankreich (und Italien), Geber gegen Nehmer, Groß gegen Klein.

Die deutsch-französischen Spannungen sind schon spürbar; schließlich wird die konservative Fronde gegen den Franzosen Moscovici von Berlin angeheizt. Die SPD hält nicht dagegen, offenbar ist die deutsche GroKo wichtiger.

Dafür hat sich Italiens Renzi auf die Seite Frankreichs geschlagen. Berlin habe kein Recht, anderen EU-Ländern Lektionen zu erteilen, sagte Renzi der britischen “FT”. “Seine” Kommissarin Mogherini hat er schon durchgeboxt.

Die Front der Geberländer ist weniger offensichtlich, schließlich zählt auch Frankreich zu den Gebern. Doch bei den Anhörungen fällt auf, dass alle Projekte, die die Geber Geld kosten könnten, zurückgestellt wurden.

So hört man nichts mehr vom 300 Mrd.-Euro Investitionsprogramm, das Juncker versprochen hat, um die Konjunktur anzukurbeln. Auch eine gemeinsame Arbeitslosenkasse der Eurozone ist wie vom Erdboden verschluckt.

Was die Spaltung in Groß und Klein betrifft, so wird man erst nächste Woche klarer sehen. Denn Juncker hat nur kleine Länder mit den wichtigen Posten der Vizepräsidenten betreut; die Anhörungen stehen noch aus.

Die EU-Kommission hat die Aufgabe, die Union zusammenzuhalten und alle Mitglieder gleichberechtigt zu vertreten. Stattdessen könnte Junckers neues “Dreamteam” die Spaltung vertiefen…

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