Alarmsignale vom Target-System

Nur Eingeweihte kennen TARGET, das Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System der Eurozone. Doch langsam muss man sich damit beschäftigen, denn es sendet alarmierende Signale.

Die Target-Zahlen zeigen nämlich nicht nur interne Verrechnungen im Eurosystem an, sondern zunehmend auch Kapitalflucht aus dem Süden, etwa aus Italien mit seinem Bankensystem voller fauler Kredite.

Die sogenannten Target-Salden gehen neuerdings weiter auseinander als auf dem Höhepunkt der Eurokrise, wie die FAZ meldet. Auf 800 Milliarden Euro sind die Target-Forderungen der Bundesbank gewachsen, mehr als je zuvor.

Das sind zwar keine Bargeld-Forderungen. Es geht also nicht um „echtes“ Geld, das verloren wäre. Doch die Salden zeigen an, dass immer mehr Kapital aus dem Süden abgezogen und in Deutschland geparkt wird.

EZB-Chef Draghi behauptet zwar, dass dies vor allem auf seine umstrittenen Anleihenkäufe zurückzuführen wäre. Allerdings macht er sich selbst Sorgen, wie ein kürzlich bekannt gewordener Brief zeigt.

Darin droht Draghi kaum verhohlen, dass Italien seine Negativ-Salden zurückzahlen müsste, wenn es aus dem Euro aussteigen sollte. Das soll zwar vor allem italienische Euro-Gegner beeindrucken.

Doch seit Draghis Drohung werden die Target-Salden genauer beäugt – und die Tendenz ist eindeutig: Immer mehr Kapital flieht vom angeblich unsicheren Süden in das angeblich sichere Deutschland.

Als Brandbeschleuniger wirkt dabei ausgerechnet der Streit zwischen dem IWF und Finanzminister Schäuble um Griechenland. Je mehr Schäuble zündelt, desto mehr Kapital flieht nach Frankfurt.

Es ist ein falscher und gefährlicher Anreiz…