Ohne die EU – wäre ein Auslandsstudium kaum bezahlbar

Die EU steckt in der Dauerkrise. Doch verzichten möchte kaum jemand auf die Vorteile der Union. Das gilt auch für die grenzenlose Reisefreiheit – ohne “Schengen” drohen Wachstumseinbußen.Teil 5 einer fünfteiligen Serie.

Was haben Mark Rutte, Charles Michel und Xavier Bettel gemeinsam? Die (ehemaligen) Premierminister der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs gehören der Generation Erasmus an – also jener Gruppe von Europäern, die am Studentenaustauschprogramm Erasmus teilgenommen hat.

Viele junge Studierende lernen auf diesem Weg die EU besser kennen und schätzen.

Sogar der lange wohl mächtigste EU-Beamte in Brüssel, Kommissions-Generalsekretär Martin Selmayr, hat mit Erasmus ein Auslandsstudium absolviert – in London, wo er am King’s College studierte.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass die EU-Kommission ihr beliebtes Förderprogramm noch einmal spürbar ausweiten will.

Der frühere Haushaltskommissar Günther Oettinger hat für die Förderperiode 2021 bis 2027 eine Verdoppelung der Mittel versprochen – von derzeit zwei auf künftig vier Milliarden Euro pro Jahr. Das Europaparlament will sogar eine Verdreifachung.

Davon würden nicht nur die Studenten profitieren, sondern auch die Hochschulen, die sie besuchen – und die Städte und Regionen, die sich dank Erasmus zu internationalen Magneten entwickeln.

Als besonders attraktiv haben sich in den vergangenen Jahren die Niederlande erwiesen. 2016 belegten sie erneut den zweiten Platz der bedeutendsten Zielstaaten.

21.956 Austauschstudenten aus der Bundesrepublik Deutschland waren dort eingeschrieben. Dies entspricht 15,2 Prozent aller deutschen Auslandsstudierenden im Jahr 2016.

Doch was würde passieren, wenn das Erasmus-Programm gekürzt oder gar ganz eingestellt würde? Diese Frage stellte sich erstmals, als Großbritannien 2017 den Antrag auf den EU-Austritt stellte.

Schlagartig wurde den Briten bewusst, wie wichtig der von Brüssel geförderte Bildungsaustausch für ihre renommierte Hochschullandschaft ist.

Erasmus unterstützte zwischen 1987 und 2017 insgesamt rund 4.400.000 Studenten – viele kamen auch auf die britische Insel. Doch nun wählen immer mehr ein anderes Land.

Vor allem Franzosen und Spanier wenden sich vom einstigen Lieblingsziel ab. Sie fürchten, nach dem Brexit Probleme zu bekommen, etwa mit Visa und Studiengebühren.

Ohne die EU und Erasmus wird ein Auslandsstudium schnell zu einem riskanten Abenteuer.

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf der Website des Goethe-Instituts e. V. veröffentlicht, das Original steht hier. Der erste Teil der Serie steht hier