Griechenland – eine Erfolgsstory?
Griechenland geht mal wieder das Geld aus, die Bürger sind verzweifelt, Premier Tsipras steht mit dem Rücken zur Wand. Doch in Brüssel verkauft man das Ganze als grandiose Erfolgsstory.
Die wirtschaftliche Lage sei “viel besser” als erwartet, hieß es am Freitag in Brüssel. Das “massive Programm”, das die Gläubiger dem Land im Sommer 2015 aufoktroyiert hatten, zeige Wirkung.
Noch nie habe eine Regierung so viele Reformen in so kurzer Zeit eingeleitet – mehr als 60 waren es seit dem Herbst. Vor allem die umstrittene Rentenreform werde bei der “Konsolidierung” helfen.
Von Austerität ist natürlich keine Rede – und davon, dass es vorher schon rund ein Dutzend “erfolgreiche” Rentenreformen gab, auch nicht. Wovon die Griechen im Alter leben sollen, ist erst recht kein Thema.
Sehr originell auch die Antwort auf die Frage, warum der IWF die Lage ganz anders einschätzt: In Brüssel beurteile man die Wirtschaftsaussichten und die Steuereinnahmen eben positiver, Punkt!
Dabei liegt der Unterschied beim Primärüberschuss bei stolzen zwei Prozent in nur zwei Jahren! Gleichzeitig macht die EU schon Pläne für die nächsten 60 Jahre. Seriös ist das nicht, eher Wunschdenken.
Und es verfolgt einen politischen Zweck: Die Notwendigkeit eines Schuldenschnitts soll weggerechnet und der IWF an Bord gehalten werden. Deshalb sieht plötzlich alles ganz rosig aus!
Andreas Meyer
13. Mai 2016 @ 19:11
@ebo Bin gerade fündig geworden. P. Moscovici’s Blog Eintrag gibt diesen offiziellen Diskours gut wieder. Vermutlich auch sein derzeit laufendes Interview auf FranceInter.
http://www.pierremoscovici.fr/2016/05/13/grece-un-tournant-bienvenu/
ebo
13. Mai 2016 @ 19:44
Klar, dass passt…
Peter Nemschak
13. Mai 2016 @ 16:22
Warum hängen die Griechen nach wie vor am Euro, wenn alles so schlecht ist?
Reinard
13. Mai 2016 @ 18:02
@Peter Nemschak: das weiss die Mehrheit der Griechen selbst nicht wirklich.
Andreas Meyer
13. Mai 2016 @ 15:44
@ebo Kurz und präzise zusammengefasst. Wer macht sich noch Illusionen.
Nur eine kurze Frage: haben Sie einen Link zum Statement aus Brüssel vom Freitag?
ebo
13. Mai 2016 @ 16:33
Nein, das war alles mündlich, off the record…