Die EZB schlägt Alarm
Als Jean-Claude Juncker 2014 die Leitung der EU-Kommission übernahm, hatte er vor allem ein Ziel : die Eurokrise hinter sich zu lassen. Doch nun, zum Ende seiner Amtszeit, droht schon die nächste.
Dieser Auffassung ist jedenfalls die EZB. Sie kündigte ein neues Stützungs-Programm für die Banken an, um die Kreditvergabe zu erleichtern und neue Schieflagen zu verhindern.
Angesichts der dramatisch wachsenden Risiken – Brexit, Handelskrieg mit den USA, Rechtsruck bei der Europawahl – will EZB-Chef Mario Draghi zudem die umstrittenen Nullzinsen bis 2020 verlängern.
Diese Entscheidung war erwartet worden. Dennoch ist sie ein Alarmsignal – auch für die Politik, die die Risiken bis heute leugnet und zudem unfähig scheint, selbst gegenzusteuern.
Vor allem Deutschland, das größte Euroland, schlafwandelt in die nächste Krise. Aber auch die Juncker-Kommission wirkt wie gelähmt.
Sie war angetreten, die „letzte Chance“ zu nutzen. Doch da die Economic Governance nicht generalüberholt und der Euro nicht reformiert wurde, sind ihr schon wieder die Hände gebunden…
Siehe auch: „Die kommende Krise“
Watchlist
- Wie geht es weiter in der Venezuela-Krise? Nachdem der deutsche Botschafter den selbsternannten Interims-Präsidenten Guaido am Flughafen empfangen hatte, war er von Machthaber Maduro ausgewiesen worden. Dies wiederum hat die EU-Außenbeauftragte Mogherini verurteilt. Damit hat Mogherini aber – genau wie Außenminister Maas – ihre Vermittlerrolle aufgegeben. Maas erwägt nun Sanktionen… Mehr hier
Was fehlt
- Der Kotau der EU-Staaten vor Saudi-Arabien. Auf Druck von Frankreich und Großbritannien wurde das Despotenreich von einer Schwarzen Liste der Geldwäscher und Terrorfinanziers gestrichen. Auch Deutschland trug den Beschluss mit. Damit konterkarieren Justizministerin Barley und Finanzminister Scholz die Position der Sozialdemokraten im Europaparlament, kritisiert der grüne Europaabgeordnete S. Giegold.
Peter Nemschak
8. März 2019 @ 16:33
Sollte hinter dem amerikanischen Handelskrieg mit China die strategische Absicht der USA bestehen, das chinesische Wachstum nachhaltig massiv zu drücken und damit die innere Stabilität Chinas mit seiner sozial stark ungleichen Bevölkerung ins Wanken zu bringen, kann es wirklich gefährlich werden. Das wäre dann keine Konjunkturabschwächung mehr sondern eine echte Krise. Die letzte Rede des chinesischen Ministerpräsidenten zeigt, dass die Chinesen tatsächlich besorgt sind und ihre Parteifunktionäre bereits darauf einstimmen.
Holly01
8. März 2019 @ 19:34
„das chinesische Wachstum nachhaltig massiv zu drücken“
Die USA können den Konsum nicht mehr finanzieren. Der größte Abnehmer steht vor dem Finanzkollaps. Kreditausweitung fällt ja komplett aus.
Das betrifft Alle, nicht nur China.
Die Überproduktion fällt den Herstellern auf die Füße.
Oder ganz einfach ausgedrückt: Der Konsum fällt auf die Arbeitsendgelte zurück und die wurden systematisch gesenkt. Je nach Land nehmen ja 40% – 70% überhaupt nicht mehr nennenswert am Konsum teil.
Es haben ja alle Ökonomen gelacht, wenn sie gehört haben „Maschinen kaufen keine Waren“.
Kurzer Blick zu den PKW Herstellern „so ab 25% Auslastung bis max. 80%“ das ist ein massiver Überhang.
Kurzer Blick zur Logistik „wenn der Warenhandel einbricht, ist die Logistik über“.
Mal zu den Rohstoffen schauen „kein Verkauf, keine Herstellung, kein Rohstoffverbrauch“.
So ist das eben, wenn alle nur über den blonden Depp lachen. Der meint mit „Make America Great again“ nichts anderes als, „Amerika ist nicht mehr der Schuldnerdepp der ganzen Welt“.
Ich unterstelle, der meint auch, die USA sind keine Bank, die USA zahlen nicht aus ….
Woher nehmen wir denn nun Konsumenten, die sich verschulden (können)?
vlg
Peter Nemschak
9. März 2019 @ 13:18
Die expansive Budgetpolitik Trumps hat den chinesischen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA trotz Zöllen wachsen lassen (Man kann nicht alles gleichzeitig haben wollen). Gleichzeit erleichtert das positive Zinsdifferenzial zugunsten der USA die Finanzierung des amerikanischen Defizits. Bis jetzt ist nicht klar, wie die langfristige Strategie der USA gegenüber China angelegt ist. Es hat den Anschein, als würden sich die USA aus den verschiedenen regionalen Kriegen (Afghanistan, Mittlerer Osten), die sie nicht gewinnen können, zurückziehen und sich militärisch und politisch wieder ihren traditionellen geopolitischen Konkurrenten China und Russland zuwenden. Iran ist ein Sonderfall und hat u.a. mit der Politik der USA gegenüber Israel zu tun.
Holly01
10. März 2019 @ 10:06
„Die expansive Budgetpolitik Trumps hat den chinesischen Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA trotz Zöllen wachsen lassen (Man kann nicht alles gleichzeitig haben wollen). Gleichzeit erleichtert das positive Zinsdifferenzial zugunsten der USA die Finanzierung des amerikanischen Defizits.“
Diesen Quark kann man in den MM rauf und runter lesen und das ist Quark.
Die Steuererleichterungen treffen primär Reiche und Unternehmen. Die gehen nicht in den Konsum, die investieren.
Die Zinsen haben nicht ausgereicht um die Kapitalbilanz ins Positive zu drehen. Die USA haben nicht nur ein Handels- und ein Haushaltsdefizit, sie haben auch ein Kapitaldefizit (wobei das natürlich Geld ist, kein Kapital).
Die Ursache dürfte eher darin zu suchen sein, das die Chinesen schlicht weg keine US Produkte kaufen wollen. Die USA verhalten sich rücksichtslos und aggressiv.
Dazu kommt, das die Chinesen im 4. Quartal sehr viel selbst importiert haben, was bei der Bilanz ein Ergebnis gebracht hat das sie „nur“ auf Platz 4 des Rankings geführt hat.
Der Handelskrieg versaut das Ansehen der USA und wer schlecht angesehen ist, der verkauft keine Waren.
Aber das sehen die deutschen Exporteure auch gerade. Die Betrugsserie bei den PKW Herstellern ist nicht gerade ein Stimulus für den Export.
Der Lückenpresse kann man nur den kleineren Teil glauben ….
vlg
Holly01
8. März 2019 @ 09:29
@ Baer: Es gibt diverse Blogs die das Geldsystem relativ gut erklären. Da ich (arrogant) bei Ihnen eine sehr ungesunde inhaltliche Mischung aus MM-Infos und Meinungen sehe, würde ich Ihnen empfehlen sich in dem Thema etwas zu informieren.
Der Ansporn scheint da zu sein, das Interesse auch und die Informationen sind breit verfügbar.
So wie Sie es zur Zeit hinschreiben passt es nicht zusammen und macht keinen Sinn.
Das sollte jetzt auch keine “blöde Ansage” sein, ich meine das als guten Rat.
vlg
Baer
8. März 2019 @ 08:46
Wohin uns Draghi und alle anderen Amerikahörigen führen dürfte so langsam allen dämmern.
Allein die Reaktion darauf bleibt aus .
Den Notenbanken müsste ein Geldschöpfungsmonopol entzogen werden bzw.eine Obergrenze überwacht werden(fragt sich nur von wem?).Die Geschäftsbanken dürften nur noch Kredite ausreichen, wenn die Einlagen dementsprechend vorhanden sind.
Giralgeld deutlich einschränken und wieder zur Normalität zurückkehren wäre das Gebot der Stunde.Allerdings ist das bei dem Verschuldungsgrad der Banken und der nationalen Staaten nicht zu erwarten,ohne ein Erdbeben auszulösen.
Ergo ,weiter so bis zum bitteren Ende, und das ist ziemlich nahe.
ebo
8. März 2019 @ 08:51
Verstehe nicht, was die EZB-Politik mit „Amerikahörigkeit“ zu tun haben soll. Das eigentliche Problem ist, dass die Bankenkrise nie gelöst wurde, weshalb Draghi eine neue Geldspritze für die Banken aufsetzt. Außerdem hat sich die Fiskalpolitik impotent gemacht – mit eine „Economic Governance“, die auf die schwarze Null zielt, statt auf ein vernünftiges Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung. Diese beiden Ziele müßten dem EZB-Mandat hinzugefügt werden, damit es wenigstens, außerdem braucht die Eurozone ein eigenes, unabhängiges und GROSSES Budget – aber darüber kann ja nicht mal mehr geredet werden…
Holly01
7. März 2019 @ 19:57
Die angekündigten Hilfen lösen die von der letzten Hilfe ab. Es wird also verlängert.
Nullzins war klar.
Unbegrenztes Volumen war auch klar.
Sicherheiten „marktüblich“ war vorhersehbar.
Die „Sorge“ dürfte der Dollar sein. Wertet der massiv ab gibt es nur 3 Fluchtpunkte mit nennenswertem Volumen Euro, Yen, Gold.
Da alle zusammen mit der Summe der anderen „selbstständigen“ Währungen bei weitem nicht reichen, käme es zu einem „deflationären“ Schock in diesen Währungsräumen.
Dagegen richtet die EZB diese Maßnahme.
Die Chinesen haben dieses Problem nicht. Die haben den Renminbi schön national gehalten und machen im Ausland alles mit Dollar. Da wirken keine Hebel in die Währung.
Da die USA nicht über Geldschöpfung wachsen können, müssen die für Wachtum Leitungen und Rohstoffe importieren (aka stehlen), was für eine neue erweiterte Runde des „Wirtschafts- und Finanzkriegs“ spricht.
Zeigen kann es nur die Zeit. Irgendwann wird ein großer player den Dollar als Bezahlung komplett ablehnen, ich rechne da mit Russland. Die haben das schon vorbereitet, sind aber alleine zu „klein“. China wäre dazu fähig. Die sitzen auf extremen Dollarbeständen und können Jahre ohne Dollarzufluß auskommen, ist aber Spekulatis. So würde ich das eben angehen …
vlg
Peter Nemschak
7. März 2019 @ 23:30
Man muss aus dem berechtigten Ärger der Sparer nicht unbedingt eine Panik konstruieren. Die linksgrüne moralisierende Politik hinsichtlich Saudiarabien ist weltfremd aber typisch deutsch.