Euro-Rettung beendet? (II)

Was haben wir gelernt, fragt dieser Mann

Die „Rettung“ Griechenlands geht in die letzte Phase. Die Umschuldung ist gelungen, der zweite Hilfsplan verabschiedet, die EU-Taskforce gibt sich optimistisch. Jetzt muss man „nur“ noch Portugal absichern, so scheint es, und die Schuldenkrise ist überwunden. „Das Schlimmste könnte hinter uns liegen“, freut sich Bundesfinanzminister Schäuble. Doch die meisten Experten und die Leser dieses Blogs sind anderer Meinung.

Die gute Nachricht vorweg: Die Börsen haben die Krise abgehakt. Zum ersten Mal seit August 2011, als der Euro-Crash begann, hat der Dax wieder die Marke von 7100 Punkten überwunden. „Neue Hochgefühle“ meldet die „Telebörse“ pünktlich zum Frühlingsbeginn. Seit der Schuldenschnitt in Griechenland in trockenen Tüchern ist, hat der deutsche Aktienindex eine Rallye von fast 450 Punkten hingelegt.

Doch ein Blick in den jüngsten Bericht der Troika genügt, um an der „Rettung“ Griechenlands zu zweifeln. Die Stabilisierung sei bisher schlechter als erwartet verlaufen, auch für den zweiten Hilfsplan gebe es „große Risiken“, schreiben die Troika-Experten. Zudem fordern sie neue Kürzungen in Höhe von 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – gleich nach den Wahlen im April oder Mai soll die neue griechische Regierung die Einschnitte beschließen.

Wenn es so kommt, dürfte die Wirtschaft weiter abstürzen – mindestens um jene 5,5 Prozent, die noch gestrichen werden sollen. Wenn sich die neue Regierung aber weigert, dem Spardiktat zu folgen, droht ein Clash mit den Aufsehern der Troika. Kein Wunder, dass viele Experten in Brüssel mit einer neuen Zuspitzung der Griechenland-Krise rechnen. Spätestens Ende des Jahres werde es so weit sein, glaubt R. Ruparel vom Londoner Thinktank Open Europe.

Pessimistisch gibt sich auch L. Bini Smaghi. Der frühere EZB-Mann fürchtet, dass die Europäer ihre Fehler bei der Griechenland-“Rettung“ auch in Portugal wiederholen. Die Eurogruppe müsse ihre Brandmauer mit dem Euro-Rettungsschirm ESM schnell erhöhen, um zu verhindern, dass auch Portugal einen Schuldenschnitt braucht, so Bini Smaghi in der FTDoch in Berlin will man davon nichts wissen, das Thema „größerer ESM“ ist wieder von der Tagesordnung verschwunden (siehe dazu auch „Euro-Rettung beendet?“ Part one).

Auch die Leser dieses Blogs glauben nicht an ein Ende der Krise. 92 Prozent sind nach meiner letzten Umfrage der Meinung, dass die Krise weitergeht. 51 Prozent glauben sogar, dass wir keineswegs den Höhepunkt überschritten haben – vielmehr sei das griechische Drama erst der Anfang gewesen. Meine stille Hoffnung, dass sich die Märkte nun wenigstens anderen Themen zuwenden, und die Eurozone endlich in Ruhe lassen, teilen nur zwei der 107 Leser, die sich an der gewiß nicht repräsentativen Umfrage beteiligt haben.

Demgegenüber sind 44 Prozent davon überzeugt, dass die Euro-Retter die falsche Therapie gewählt haben. Vermutlich denken sie an Griechenland…

 

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