Die 27 kippen ihr Brexit-Ultimatum
Es klingt harmlos: Im November wird es doch keinen EU-Sondergipfel zum Brexit geben. Doch in Wahrheit ist es eine kleine Sensation. Denn die 27 verbleibenden Staaten haben damit ihr Ultimatum an Mrs. May gekippt.
„Wir brauchen viel Zeit, viel mehr Zeit“, sagte Chefunterhändler Barnier. Dabei war der Brexit-Gipfel der Staats- und Regierungschefs der EU im Vorfeld als „Stunde der Wahrheit“ beschworen worden.
Nun zeigt sich, dass May nicht liefern kann – für die strikten Vorgaben aus Brüssel findet sie daheim in London beim besten Willen keine Mehrheit. Sie ist ohnmächtig und muss auf ein Wunder hoffen.
Aber auch die 27 können nicht liefern – ihnen fehlt der Mut zur eigenen Courage, bzw. zum Chaos, das ein „No Deal“ auslösen würde. Dabei sollte der November-Gipfel den Deal absegnen – oder den „No Deal“ vorbereiten.
Nun wird es gar nichts geben – das Ultimatum der 27 erweist sich als Bluff. Bleibt die Frage, ob und wann es eine neue Deadline geben wird. Vielleicht zu Weihnachten? Oder zum Karneval 2019?
Siehe auch „Gipfel der Ohnmächtigen“
P.S. Interessant ist auch, dass die 27 alles Weitere ihrem Unterhändler Barnier überlassen. Normalerweise wäre der Streit in diesem Stadium längst Chefsache, man denke nur an Griechenland vor drei Jahren. Offenbar will niemand politische Verantwortung für das drohende Scheitern und den „harten Brexit“ übernehmen…
Vieuxjean
18. Oktober 2018 @ 11:37
Am Ende wird Frau M. in ihrer deutschen Hybris als letzte Verfechterin eines harten Brexit qua Schulterzucken dastehen, gegen ihren Fraktionschef – aber hoffentlich zu früh gefreut.
La France verrät uns ans Albion… 😛
Santé!
Peter Nemschak
18. Oktober 2018 @ 12:31
Die EU reizt ihre relative stärkere Position gegenüber dem UK voll aus. Daran ist doch nichts Verwerfliches. Das UK hat mehr als die 27 verbliebenen Mitglieder zu verlieren. Das hat mit Merkel nichts zu tun sondern mit relativer Macht.
Freiberufler
19. Oktober 2018 @ 14:45
Von Handelsbeschränkungen mit UK hat die EU – und ganz besonders Deutschland – keinerlei wirtschaftlichen Vorteil. Hier läuft ein geostrategischer Machtkampf mitten in Europa. Ob die EU dabei mehr gewinnen kann als einen Pyrrhus-Sieg, bleibt abzuwarten.