Avanti, Europa!

Die Eurokrise ist in eine neue globale Finanzkrise umgeschlagen. Zwar haben die großen Notenbanken mit ihrer Lockerung der Geldpolitik das Schlimmste verhindert. Deutschland und Frankreich arbeiten fieberhaft an neuen Rettungsplänen. Heute will Präsident Sarkozy seine Vorstellungen in einer Rede offenbaren, morgen ist Kanzlerin Merkel dran. Doch das Vertrauen in „Merkozy“ tendiert nach dem Flopp der letzten Krisengipfel gegen Null.

Seit Juli versprechen Merkel und Sarkozy nun schon einen endgültigen, umfassenden Rettungsplan. Seither hat sich die Lage ständig verschlimmert, gerettet wurde niemand – ganz im Gegenteil. Ich habe in diesem Blog daher bereits vorgeschlagen, die „Merkozy-Show“ zu vergessen und eigene, alternative Lösungswege zu suchen. Auf die EZB darf man wohl auch nicht mehr hoffen: Wie „Spiegel online“ meldet, will sie nicht dauerhaft als Feuerwehr einspringen. Damit schwindet die Hoffnung, dass es beim EU-Gipfel am 9. Dezember ein tragfähiges Anti-Krisen-Paket gibt.

Ich glaube daher, dass es Zeit wird, die Rettung Europas in die eigenen Hände zu nehmen. Wir können uns nicht länger darauf verlassen, dass die EU-Institutionen und ihre Mitglieder die Krise schon irgendwie lösen werden. Wir dürfen nicht länger annehmen, dass sich die Märkte irgendwann wieder beruhigen. Es ist höchste Zeit, dass alle jene, die noch an das europäische Projekt glauben, ihre Stimme erheben und Druck ausüben. 

Denn was „Merkozy“ planen und was die Märkte fordern, ist nicht unser Europa. Die europäische Einigung ist nicht erfunden worden, um demokratisch gewählte Regierungen durch aus Brüssel und Washington ferngesteuerte Technokraten zu ersetzen und den Völkern Europas gnadenlose Sparprogramme aufzuzwingen. Sie ist erfunden worden, um den alten Kontinent zu befrieden und zu stärken.  

Die aktuelle Politik bewirkt genau das Gegenteil: Sie schwächt Europa und schafft immer neue Konflikte, von denen eines nicht allzu fernen Tages Populisten und Nationalisten profitieren könnten – auch in Deutschland. Sie führt Europa nicht nach vorn, in eine bessere Zukunft, sondern zurück in eine längst überwunden geglaubte dunkle Vergangenheit der Machtpolitik und der Entmündigung der Bürger. 

Deshalb habe ich mit einigen Freunden die Initiative „Avanti Europe“ gegründet. Noch steckt sie in den Kinderschuhen. Denn wir verfügen weder über großzügige Sponsoren noch über etablierte Strukturen. Wir sind einfach besorgte Bürger, die nicht länger bereit sind, mitanzusehen, wie Politik und Märkte unsere Zukunft kaputt machen. 

Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen versuchen, uns bemerkbar zu machen. Ähnlich wie die Gruppen „Move on“ in den USA oder die „Empörten“ in Spanien und Frankreich verstehen wir uns als Basisbewegung. Sie hatte ihren Anfang in Brüssel, Paris und Berlin und sucht derzeit engagierte Mitstreiter in ganz Europa.

Wer Lust hat, mitzumachen, ist herzlich eingeladen. Bisher sind wir nur auf Facebook anzutreffen, doch das ist erst der Beginn. Wenn alles läuft, wie geplant, wird es bald „Avanti, avanti“ gehen. Hier ein Auszug aus dem Manifest, mit dem alles anfing (der vollständige Text steht hier):

We categorically oppose the way most major European decisions are taken today: by heads of state behind closed doors. 

But we know that Europe belongs to us.

We oppose many of the decisions taken at European level.

But we want no return to the nation-state.

We have doubts and many questions. And we know there are no easy answers.

But we also know that there are no answers to the big questions without Europe.

This is why Europe must move on.

We passionately believe that we need an open and honest debate. We want a European debate that avoids the dangerous trap of populism.

Together, we might get better answers.

And we want to build pressure from below for our voices to be heard.

There are too many armchair Europeans. We need active Europeans.

We want Europe to move on, with us.

Wer sich näher informieren oder mitmachen möchte, klicke einfach hier…