Fake Analysis im „Faktenfinder“

Spanien hat vor einer angeblichen russischen Desinformationskampagne in Katalonien gewarnt. Grund genug für den ARD-„Faktenfinder“, sich der Sache anzunehmen. Doch die öffentlich-rechtliche Analyse ist nicht sauber.

Zwar weißt der „Faktenfinder“ korrekt darauf hin, dass die spanische Regierung keine Beweise für seinen Verdacht vorgelegt habe. Dabei zitiert er Reuters – eigene Recherchen wurden offenbar nicht gemacht.

Doch dann schwenkt der Text unvermittelt auf einen völlig anderen Sachverhalt um. Er greift die Behauptung von Außenminister Dastis auf, dass sich WikiLeaks in die Katalonien-Krise eingemischt habe.

Plötzlich geht es um Tweets von WiKiLeaks-Gründer Assange, der meines Wissens kein Russe ist und auch nicht in Moskau sitzt, sondern auf Anweisung Großbritanniens in London festgehalten wird. Zitat:

Tatsächlich hatte sich Assange massiv in die Debatte um eine Unabhängigkeit eingeschaltet. Auf Twitter provozierte er mit einem gewagten Vergleich. Dort verbreitete Assange ein Foto vom Platz des Himmlischen Friedens von 1989 und setzte das katalanische Streben nach Unabhängigkeit mit dem blutig niedergeschlagenen Volksaufstand in China gleich.

So what? Wo ist der Bezug zu Russland? Werden jetzt Tweets von Assange automatisch den Russen zugewiesen? Und wo bleiben die Fakten, liebe „Faktenfinder“? So geht es weiter:

Kaum ein anderer internationaler Account verhalf dem Thema zu so viel Aufmerksamkeit, besonders im englischsprachigen Raum: So stammten die drei reichtweitenstärksten Tweets im September zum Stichwort „Catalonia“ entweder von Assange selbst oder von WikiLeaks, wie eine Analyse mit der Analyse-Software „Newswhip“ gezeigt hat.

Und das war’s auch schon. Ende Gelände, mehr Fakten werden nicht geliefert. Bei einer so „stringenten“ Analyse muss man fast schon von Fake sprechen, oder?

Siehe auch: „Jetzt sollen wieder die Russen Schuld sein“