Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Kämpfen die Ukrainer für uns?
In Europa herrscht wieder Krieg – und die EU kämpft mit. Wie konnte es dazu kommen, wie geht es weiter? Wir stellen Fragen und geben Antworten. Heute: Kämpft die Ukraine für uns?
Diese Frage wurde von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen aufgeworfen – und auch gleich beantwortet: „Die Ukrainer sind bereit, für die europäische Perspektive zu sterben. Wir wollen, dass sie mit uns den europäischen Traum leben„, erklärte sie.
Von der Leyens steile These soll den geplanten EU-Beitritt legitimieren. Allerdings gibt es keinen Beleg für die Behauptung, dass „die Ukrainer“ bereit seien, „für die europäische Perspektive“ zu sterben.
Die übergroße Mehrheit der Menschen kämpft für ihr eigenes Land, und sonst gar nichts. Von der Leyens Ansage dürften nicht wenige Ukrainer als anmaßend oder zynisch empfinden – vor allem angesichts der jüngsten Niederlagen.
Bleibt die Frage, ob die Ukraine die EU oder „Europa“ vor Angriffen aus Russland schützt. Das wird zwar in Kiew gern behauptet, doch Belege gibt es dafür bisher keine.
Kremlchef Putin hat sich bisher davor gehütet, der EU zu drohen oder gar anzugreifen. Dies liegt nicht zuletzt an der massiven Präsenz der Nato – sie ist es, die Europa schützt, nicht die Ukraine.
Dies gilt auch für den neuerdings viel diskutierten Fall, dass Russland weiter auftrumpft. Kremlchef Putin könne künftig auch andere europäische Länder angreifen, heißt es neuerdings sogar in Berlin.
Wenn diese Gefahr tatsächlich bestehen sollte (Zweifel sind angebracht), muß man jedoch die Bundeswehr und die Nato stärken, anstatt immer mehr Waffen in die Ukraine zu pumpen.
Die Landesverteidigung, die Bündnissolidarität und die Aufrüstung der Ukraine sind drei paar Schuhe – man sollte sie sorgfältig auseinanderhalten.
Fazit: Die Behauptung, dass die Ukraine für die EU kämpfe, ist mit Vorsicht zu genießen. Sie mag gut gemeint sein, dient jedoch vor allem dazu, europäische Hilfe zu legitimieren – und die Aufrüstung voranzutreiben.
Dies ist die aktualisierte Fassung eines Beitrags von September 2023. Alle bisherigen Beiträge zum Krieg in der Ukraine hier
Kleopatra
23. Februar 2024 @ 08:58
Die Ukraine kämpft für sich selbst und verteidigt sich gegen einen ruchlosen Aggressor, der auf Raub, Mord und Völkermord aus ist und sich dazu auch mehr oder weniger offen bekennt. Gleichzeitig ist die Selbstverteidigung gegen einen solchen Aggressor eine unzweifelhaft hochmoralische Sache, die wir auf der Grundlage unserer Werte nach Möglichkeit unterstützen sollen und müssen, nicht zuletzt, weil wir nicht einfach einen Erfolg einer solchen Kriegsverbrecherbande in unserer Nähe tolerieren können.
Die erhebliche Dosis Lächerlichkeit in von der Leyens sentimentalem Geschwalle (das sie offenbar als Teil ihrer Aufgabenbeschreibung ansieht) ändert daran nichts.
KK
26. Februar 2024 @ 22:29
Die Kriegsverbrecherbande aus Washington wird hier nicht nur in unserer Nähe toleriert (zB in Ramstein), sondern regelrecht hofiert.
Monika
22. Februar 2024 @ 14:43
…Deren für den Verteidigungsfall notwendige Ressourcen (Waffen, Munition und anderes Material einschliesslich einer Menge Geldes) derzeit in die Ukraine verschenkt werden.
Eigentlich ein klarer Verstoss gegen Artikel 87 GG, weil damit der Bundeswehr Erfüllung ihres Auftrags vereitelt werden könnte. Die obersten Soldaten müssten eigentlich Klage beim BVerfG gegen Regierung und Parlament führen, nähmen sie ihren Job ernst…
MÜSSTE KÖNNTE SOLLTE : MACHEN !!!
Erscheint absolut vernünftig. Warum macht es keiner ? Wer dürfte? Bei welchem „Risiko“? Ist es eine Kostenfrage?
Andreas Mathys
22. Februar 2024 @ 14:21
Russland ist keine Gefahr für Europa. Europa im Dienste der USA für Russland aber schon.
Und wer hat den Ukraine-Krieg hauptsächlich verursacht? Nachzulesen im Buch von Benjamin Abelow: „Wie der Westen Krieg in die Ukraine brachte“.
Arthur Dent
22. Februar 2024 @ 12:35
@KK
Vermutlich auch Verstoß gegen den Amtseid von Kanzler und seinen Ministern.
KK
22. Februar 2024 @ 13:45
Verstösse gegen den Amtseid von Regierungsmitgliedern sind ja leider nicht justiziabel – gegen den Materialklau bei der Bundeswehr könnte das BVerfG aber einschreiten, wenn es dadurch den Verfassungsauftrag „Landesverteidigung“ gefährdet sähe.
Nur müssten dann zB hochrangige Offiziere der Bundeswehr, die Wehrbeauftragte oder Teile des Bundestages (zugegeben, die beiden letztgenannten Optionen sind höchst unwahrscheinlich) dann auch eine Verfassungsbeschwerde vorbringen. Und die Erstgenannten riskierten dann wohl wie inzwischen Ex-Vizeadmiral Schönbach ihre Ablösung…
Monika
22. Februar 2024 @ 11:57
…Wir wollen, dass sie mit uns den europäischen Traum leben…(vdLeyen)
Was ist denn eigentlich der genuine „europäische“ Traum derzeit?
China eindämmen, Russland ruinieren, den Krieg – für den DIE Ukrainer zu STERBEN bereit sind – „nach Russland tragen“?
Für das strategische und wirtschaftliche Wohlergehen der USA darf uns nichts zu teuer sein, das wurde ja schon 1974 in der „Gymnicher Formel“ verankert! „Dienende Führungsrolle“ wird uns dieser Verrat an europäischer und deutscher Eigenständigkeit seit der „Zeitenwende“ nun euphemistisch verkauft! Europa DARF Russlands Neutralisierung übernehmen, damit sich der westliche Übervater USA mit freiem Rücken um China „kümmern“ kann. Wenn sich Europa nicht schleunigst ermannt diesem geo“strategischen“ US-Wahn ein klares NEIN entgegenzusetzen, verabschiedet sich Europa nicht nur in die völlige politische Bedeutungslosigkeit, sondern begeht ohne Not auch gleich wirtschaftlichen Selbstmord. Insofern sind wir alle „bereit“, für den US-Traum zu sterben. Die Ukraine geht da gerade nur ein kleines Stück voran, als Versuchskaninchen sozusagen.
KK
22. Februar 2024 @ 13:47
De feuchten Träume der Kommissionspräsidentin möchte ich inhaltlich gar nicht so genau analysieren – mutmasslich spielt ein ukrainischer Präsidentendarsteller darin eine tragende Rolle.
Helmut Höft
22. Februar 2024 @ 11:01
„Lieber tot als rot“ (1950-er/60-er), heute „Lieber tot als nichtEU“? Mir scheint, es gibt mehr kranke Hirne als gesunde.
MarMo
21. Februar 2024 @ 21:24
Ach ja, die Ukraine kämpft für den Wertewesten und die Demokratie wurde am Hindukusch verteidigt. Hohle Phrasen. Wie zynisch, hinaus zu posaunen, die Ukrainer seien bereit, für die europäische Perspektive zu STERBEN! Solche Leute haben nichts in Machtpositionen zu suchen. Es ist eine sehr, sehr schlechte Nachricht, dass VdL erneut Kommissionspräsidentin wird.
Art Vanderley
21. Februar 2024 @ 20:46
Guter Artikel.
„Kremlchef Putin könne künftig auch andere europäische Länder angreifen, heißt es neuerdings sogar in Berlin. “
Das ist nicht völlig auszuschließen, nur wird oft nicht direkt gesagt, aber deutlich in den Raum gestellt, dies sei quasi ein Automatismus (die Union hat hier Roderich zu bieten und Serap Güler, die „den Krieg nach Rußland tragen will“ (bei maischberger), zwei „hochkompetente“ Verteidungspolitiker/innen.
Gerne wird auch der Hitlervergleich bemüht weil es tatsächlich Überschneidungen gibt bei Teilen des pan-völkischen Denkens.
Nur müßte man auch Belege bringen für diese Annahmen und die fehlen weitgehend, woraus zwar nicht der Umkehrschluß geschlossen werden kann, aber eben auch nicht auf den Automatismus eines Einmarschs im Baltikum oder gar in Polen.
Und sollte Putin tatsächlich vorhaben den Westen anzugreifen, sehe ich nicht warum ihn eine Niederlage in der Ukraine davon abhalten sollte, vielmehr könnte das ein weiterer Grund sein, zum Auswetzen dieser Scharte.
Arthur Dent
22. Februar 2024 @ 08:42
@Art Vanderley
Hoffentlich haben die beiden Unionspolitiker einen Kompass und können den lesen, damit sie wissen, wo Russland liegt. Nicht, dass sie den Krieg noch versehentlich nach Deutschland tragen.
Nach Artikel 87 GG ist für die Landesverteidigung die Bundeswehr und nicht die Ukraine zuständig. Der Bund stellt die Streitkräfte. Im Ernstfall müsste die Regierung Soldaten entsenden – tut sie aber nicht. Also liegt auch keine akute Bedrohung vor.
KK
22. Februar 2024 @ 11:33
„Nach Artikel 87 GG ist für die Landesverteidigung die Bundeswehr und nicht die Ukraine zuständig. Der Bund stellt die Streitkräfte.“
Deren für den Verteidigungsfall notwendige Ressourcen (Waffen, Munition und anderes Material einschliesslich einer Menge Geldes) derzeit in die Ukraine verschenkt werden.
Eigentlich ein klarer Verstoss gegen Artikel 87 GG, weil damit der Bundeswehr Erfüllung ihres Auftrags vereitelt werden könnte. Die obersten Soldaten müssten eigentlich Klage beim BVerfG gegen Regierung und Parlament führen, nähmen sie ihren Job ernst.
Art Vanderley
22. Februar 2024 @ 20:30
@Arthur Dent
Fairerweise muß man sagen, daß Roderich nichts nach Rußland tragen will, aber als quasi sicher in den Raum gestellt hat, Putin würde nach der Ukraine zunächst Moldau schlucken, dann das Baltikum. Kann man sagen, aber dann bitte auch belegen.
„keine akute Bedrohung“
Hab auch manchmal den Eindruck daß das durchaus auch die Sichtweise vieler Scharfmacher ist und sie gerade deshalb welche sind- sie sehen Spielräume das Thema besonders zu dramatisieren, ohne Steigerung der Gefährlichkeit.
Motivation ist vielleicht die Ablenkung von inneren Schwierigkeiten, was immerhin ein Trick der Macht wäre der so alt ist wie die Menschheit selber.
Gilt, wenn ja, aber auch für den Osten.