Zinswende pünktlich zur Europawahl
Die Zinswende war lange überfällig. Doch die Europäische Zentralbank hat bis zur Europawahl gewartet. Zufall?
Bundesfinanzminister Christian Lindner ist zufrieden.
Das Zusammenwirken der Geldpolitik der EZB und einer stabilitätsorientierten Fiskalpolitik etwa in Deutschland sei der Grund, “warum die EZB heute anders als die (US-Notenbank) Fed die Zinswende hat einleiten können”, sagte Lindner nach der Entscheidung der Notenbank.
Der Schritt sei “ein gutes Signal für unsere Konjunktur.”
Die EZB hatte eine Kurswende beschlossen und erstmals seit fast fünf Jahren wieder die Zinsen gesenkt. Dabei ist das Inflationsziel noch nicht erreicht. Im Mai stiegen die Verbraucherpreise zum Vorjahresmonat um 2,6 Prozent nach 2,4 Prozent im April, das Ziel liegt bei 2 Prozent.
Dass die Entscheidung so kurz vor der Europawahl fiel, ist wahrscheinlich nur ein dummer Zufall. Schließlich ist die EZB ja unabhängig, nicht wahr?
Krämer, Ralf
7. Juni 2024 @ 11:33
Die Zinssenkung ist überfällig und sollte nicht die letzte sein. Die Inflation kam nicht von zu hoher Nachfrage oder zu hohen Lohnsteigerungen und hohe Zinsen wirken da nur schädlich für die Konjunktur und den Wohnungsbau und die öffentlichen Haushalte. Und das führt leider in der Realität nicht zu weniger Militärausgaben, sondern zu Sozialkürzungen und weiter verrottender öffentlicher Infrastruktur, Schulen usw. Und die höheren Zinseinkommen nutzen v.a. den Banken und Vermögenden, die Masse der Bevölkerung hat da wenig von, weil sie wenig Vermögen hat. Also weiter runter mit den Zinsen!
Helmut Höft
7. Juni 2024 @ 08:44
Was Arthur dent und ebo unten kommentieren: Alles korrekt. das NAIRU-Konzept war schon immer falsch!!! https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Inflation_nicht_beschleunigende_Arbeitslosenquote
Zusatzfrage: Jetzt sinkt ja voraussichtlich die Zinslast für D, weiß Herr Lindner das? Eröffnen sich jetzt wieder Spielräume innerhalb der …bremse“!
Arthur Dent
7. Juni 2024 @ 00:05
Ganz dumm, der Zufall. Macht die EZB Geldpolitik nur für Deutschland, weil Lindner so zufrieden ist? Auch wenn die Inflationsrate fällt, die Preise steigen trotzdem. Etwas langsamer. Die Menschen werden ihr Geld festhalten und sich ärgern, dass sie auf ihrem gesparten Geld wenig Zinsen bekommen und es daher sttändig an Wert verliert.
ebo
7. Juni 2024 @ 00:11
Die Inflation ist eine Gierflation (“Greedflation”), sie wird von Corona, Krieg und Krisengewinnlern (“Übergewinnen”) befeuert. Die EZB tut jedoch so, als gäbe es eine Lohn-Preis-Spirale. Deshalb waren die Zinserhöhungen verfehlt – sie beruhten auf einer falschen Prämisse. Die Zinswende hätte schon vor Monaten erfolgen müssen, parallel zur Einführung einer EU-weiten Übergewinnsteuer!
Monika
7. Juni 2024 @ 17:19
Eine drastische Übergewinnsteuer von mind. 85% wäre ein vielfaches wichtiger als die sicher nicht verkehrte Zinswende. (Das wären dann immerhin 15% Zusatzgewinn für lau!) Aber wie so oft: das was wirklich an den Besitz der Gieschlünde rührt: gilt als für die Politik tabu. Warum auch immer, denn die Politiker sind ja in der Reel durchaus “mitgekniffen”. Bleibt nur der fade “Adabei-Faktor”: welch ein Glück! ich darf bei den Reichen ab und zu mal am Katzentisch sitzen…