Zieht London die EU in einen Feldzug gegen Iran? (II)
Immer wieder die Briten: Ähnlich wie im Vorfeld des Irakkriegs kommen auch in der Irankrise immer neue Vorwürfe (oder Vorwände?) aus London. Jüngster Vorfall: Iran soll einen Öltanker bedrängt haben.
Der Iran habe versucht, die Fahrt eines britischen Öltankers durch die Straße von Hormus zu stoppen, meldet „Reuters“. Nach der Drohung eines britischen Kriegsschiffes hätten die iranischen Boote aber abgedreht, erklärte die Regierung in London.
Hintergrund sind die wachsenden Spannungen in der Region nach einem massiven US-Truppenaufmarsch. Zuletzt war Iran von den USA beschuldigt worden, zwei Öltanker angegriffen zu haben. Auch dieser Vorfall war umstritten.
In beiden Fällen versuchen die Briten, auch die EU in die Affäre hineinzuziehen. Diesmal ist der Plot recht kompliziert. Angeblich ist das iranische Manöver eine Retourkutsche für einen Vorfall vor Gibraltar.
Die britische Marine hatte am Donnerstag vergangener Woche die „Grace 1“ vor Gibraltar festgesetzt. Der Tanker soll nach Syrien unterwegs gewesen sein, was ein Verstoß gegen die EU-Sanktionen gegen das Land wäre.
Seht her, wir setzen die EU-Sanktionen um, so die Botschaft der Briten nach Brüssel. Und dafür werden wir von Iran bestraft – mit dem Vorfall in der Straße von Hormus. Doch gibt es diesen Zusammenhang wirklich?
Und seit wann werden EU-Sanktionen gegen Syrien auch auf Drittländer wie Iran angewandt? Bisher machten so etwas nur die Amerikaner.
Jetzt versuchen die Briten offenbar, die EU mit ähnlichen Methoden in den Konflikt mit Iran hineinzuziehen…
Siehe auch „Zieht London die EU in einen Feldzug gegen Iran? (I)“
Peter Nemschak
12. Juli 2019 @ 10:14
@Holly01 um den Jemen voran zu bringen, müsste man ihn aus der Steinzeit herausbomben. Im Jemen sind zumindest 4 lokale Konfliktparteien (inklusive Al Quaida), die sich Unterstützung von außen holen, gegeneinander, manchmal miteinander unterwegs. Sie sind durchwegs eigenständige Akteure und nützen Konflikte der Regionalmächte für ihre eigenen Zwecke.
Peter Nemschak
11. Juli 2019 @ 19:19
Niemand ist an einem ausgewachsenen Krieg interessiert. Eine Koalition der Willigen wie anno 2003 ist nicht in Sicht, ebenso wenig wie europäische Länder, die sich an den Kosten des amerikanischen Engagement beteiligen wollen. Die Briten hatten ein Eigeninteresse, dass ihr Tanker nicht belästigt wird.
ebo
11. Juli 2019 @ 21:20
Und warum wollen die USA dann eine Koalition der Willigen aufbauen?
Oudejans
12. Juli 2019 @ 07:44
Weil Israel nicht Teil der NATO ist.
Holly01
12. Juli 2019 @ 08:50
@ Oudejans:
Ebensowenig wie Saudi Arabien. Also werden die Kriegspartner die den Jemen in die Steinzeit bomben, wohl auch den Iran angreifen.
vlg
Peter Nemschak
12. Juli 2019 @ 11:40
Weil es in jeder Hinsicht, politischer und finanzieller, kostengünstiger ist. Nur werden sich immer weniger Willige finden, welche für America First Geld und Kopf riskieren wollen.
Holly01
11. Juli 2019 @ 17:33
Die USA haben 2 Flugzeugträger im Mittelmeer, das sind zusammen mit den ganzen anderen Seestreitkräften etwa 50 Schiffe.
Aber die USA müssen das UK um Hilfe bitten damit die einen Tanker kapern….
Großes Kino.
Nun haben es die Iraner angeblich nicht geschafft einen UK Tanker zu kapern.
Ja, ist klar. Der Tank ist denen wahrscheinlich mit seiner Fahrgeschwindigkeit und den ganzen Waffen total überlegen gewesen. Darum haben die Iraner die wohl auch nur „belästigt“.
Kleines Kino.
Ja, kann gut sein, das die das auf die EU abwälzen wollen.
Wurde der Plan von Kushner schon umgesetzt?
Da droht der Region ja nun der große Frieden ….
vlg
Peter Nemschak
12. Juli 2019 @ 08:58
Ich frage mich, ob der Tanker im Mittelmeer in internationalen Gewässern aufgebracht wurde. An diesem Seerechtsthema werden sich noch zahlreiche Juristen lukrativ abarbeiten. Jener Staat, der in Zukunft die globalen Allmenden (Meer, Weltraum) kontrolliert, das können müssen aber nicht unbedingt die USA sein – es gibt einen Herausforderer – , wird der zukünftige Hegemon sein. Das britische Eingreifen mag zur Erhöhung des Selbstwerts der Briten im Verhältnis zu den USA beigetragen haben, zeugt aber von britischer Selbstüberschätzung.
Holly01
12. Juli 2019 @ 11:12
Wenn Sie in einem „Kanonenboot“ sitzen und zivile Schiffe angreifen, sind Sie immer „im Recht“ und wenn es nur das Recht des Stärkeren ist, das Sie denn auch vor „Gerichten“ durchsetzen oder (wenn das Durchsetzen nicht so geklappt hat) die Gerichte missachten.
Gewalt ist für viele die letzte Rechtsinstanz. Berufung ausgeschlossen …
vlg